Für kritische Infrastruktur - Woidke und Giffey wollen Expertenbericht zu Quarantänedauer abwarten
Soll die Quarantänedauer für Omikron-Patienten verkürzt werden, um Personalausfälle in der kritischen Infrastruktur kompensieren zu können? Brandenburg und Berlin können sich das vorstellen, wollen aber nicht vorpreschen.
In der Frage einer verkürzten Quarantäne-Pflicht will Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) auf die Einschätzung des Expertenrats der Bundesregierung warten. Das Gremium tagt erstmals am Dienstag und will sich auch mit diesem Thema beschäftigen.
Woidke sagte dazu nach einer Kabinettssitzung am Dienstag im rbb, es gebe die Forderung vor allem aus dem Gesundheitssystem, die Quarantäne zu verkürzen, um die Funktionsfähigkeit zu gewährleisten. Das gehe aber nur unter einer Bedingung. Menschen dürften nicht durch eine Infektion zusätzlich gefährdet werden, so Woidke. Deswegen müsse auf Basis der wissenschaftlichen Erkenntnisse entschieden werden. Man müsse zunächst das Votum des Expertengremiums abwarten, so der Ministerpräsident weiter.
Gesundheitsministerium ist für verkürzte Quarantänedauer
Das Brandenburger Gesundheitsministerium hatte sich zuvor für eine Verkürzung der Corona-Quarantäne für Beschäftigte in bestimmten Bereichen ausgesprochen. Das betreffe unter anderem Krankenhäuser, Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienste und Energieversorgung, sagte Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher am Mittwoch im rbb Inforadio.
Es müsse sichergestellt werden, dass die kritische Infrastruktur weiter arbeitsfähig sei. Deshalb könne es nötig sein, für Beschäftigte aus diesen Bereichen die Quarantänezeit zu verkürzen.
Brandenburger CDU fordert negatives Testergebnis
Brandenburg erwarte, dass der Bund bei der Konferenz mit den Ländern am Freitag dazu einen Vorschlag macht, sagte Hesse. Das Brandenburger Gesundheitsministerium untersteht Ursula Nonnemacher von den Grünen.
Skeptisch äußerte sich dagegen CDU-Fraktionschef Jan Redmann. Eine pauschale Verkürzung der Quarantäne könne die Ansteckungsgefahr erhöhen, sagte er am Dienstag. Betroffene sollten mit einem negativen Test nachweisen, dass sie nicht mehr infektiös sind. Dann könnten sie die Quarantäne verlassen.
Hausärzteverband fordert kürzere Quarantänedauer für Geimpfte
Für eine frühere Entlassung aus der Quarantäne spricht sich derweil auch der Hausärzteverband Brandenburg aus. Dies solle für geimpfte und vor allem geboosterte Kontaktpersonen von Omikron-Infizierten gelten, sagte die Verbandsvorsitzende Karin Harre am Dienstag im rbb.
Bei geboosterten Infizierten könnten die Experten eine kürzere Quarantäne zumindest prüfen, so die Hausärzte-Vertreterin. Begründung: Wenn Corona Geimpfte und Geboosterte erkranken, zeigen sie leichtere Symptome und scheiden auch weniger Viren aus - "die meisten davon in den ersten Tagen nach der Ansteckung", so Harre.
Auch Berlin will sich an Bundesentscheidung orientieren
Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) will zunächst die Analyse des Expertenrates des Bundes und des Robert-Koch-Instituts (RKI) am Donnerstag abwarten, wie sie am Dienstag mitteilte.
Der Senat wolle sich an der Entscheidung des Bundes orientieren, sagte sie weiter. Wichtig sei, dass zwischen Kontaktpersonen und Menschen mit einer Infektion unterschieden werde. Eine Verkürzung der Quarantäne mache aus ihrer Sicht Sinn, wenn mehr als 20 bis 30 Prozent der Beschäftigten der kritischen Infrastruktur durch die aktuellen Quarantäne-Bestimmungen ausfallen würden, erklärte die SPD-Politikerin.
RKI empfiehlt 14-tägige Quarantäne
Das Robert-Koch-Institut empfiehlt, dass Menschen, die sich mit der Coronavirus-Variante Omikron infiziert haben, sich 14 Tage isolieren - auch deren Kontaktpersonen.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte zuletzt eine Verkürzung der Quarantänedauer nicht ausgeschlossen. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) warnte davor, dass man durch zu lange Quarantäne-Zeiten das Land nicht lahmlegen dürfe.
Sendung: Inforadio, 04.01.2021, 11:50 Uhr