Monitoring der Berliner Wasserbetriebe - Wie das Abwasser als Corona-Frühwarnsystem fungiert

Do 25.08.22 | 11:35 Uhr | Von Oda Tischewski
Molekularbiologe Emanuel Wyler untersucht im Sicherheits-Labor vom Max-Delbrück-Centrum für molekulare Medizin in Mitte Abwasserproben auf Krankheitserreger. (Quelle: dpa/Bernd von Jutrczenka)
Audio: rbb24 Inforadio | 25.08.2022 | Oda Tischewski | Bild: dpa/Bernd von Jutrczenka

Eine der Aufgaben im Herbst wird sein, trotz reduzierter Teststrategie den Überblick über das Corona-Infektionsgeschehen zu behalten. Die Berliner Wasserbetriebe könnten mit dem Abwassermonitoring zur Lagebewertung beitragen. Von Oda Tischewski

Abwasser erzählt einiges über die Bewohner einer Stadt, ob sie Drogen nehmen oder die Pille - oder im Falle von Corona, wie viele Menschen derzeit infiziert sind. Denn das Coronavirus wird, anders als zum Beispiel der Affenpocken-Erreger, über Nieren und Darm ausgeschieden.

Schon bevor ein späterer Corona-Test positiv wird, findet sich in den Ausscheidungen tote nicht-infektiöse Virus-RNA und gibt den Fachleuten vom hauseigenen Labor der Berliner Wasserbetriebe einen entscheidenden Hinweis, wie dessen Leiterin, die Mikrobiologin Uta Böckelmann, erklärt: "Wir haben uns vom Robert-Koch-Institut die Inzidenzzahlen geholt und sie über die Abwasserwerte gelegt. Wir konnten sehen, dass wir anhand unserer Abwasserwerte den Inzidenzwert eine Woche bis zehn Tage voraussagen konnten."

Abwasseruntersuchung als Frühwarnsystem

Seit Januar 2021 beproben die Berliner Wasserbetriebe ihre drei größten Klärwerke Wohlleben, Waßmannsdorf und Schönerlinde regelmäßig mindestens einmal die Woche. Mittels eines PCR-Tests wird die Viruslast im Abwasser von etwa drei Millionen Berlinerinnen und Berlinern bestimmt. Mittlerweile ist die Hauptstadtregion auch Teil des EU-Pilotprojektes "ESI-CorA", das die Abwasseruntersuchung auf Sars-CoV-2 europaweit systematisiert.

Dieses Frühwarnsystem könnte gerade mit Blick auf die möglicherweise nahende Herbstwelle einen entscheidenden Vorsprung liefern, um auf steigende Infektionszahlen schnell reagieren zu können. "Es gibt viele Länder, die ihr Monitoring bezüglich der Corona-Krise ganz alleine auf Abwasserdaten zurückführen. Wir könnten das natürlich niemals bis auf einen Bewohner Berlins runterrechnen. Aber wir können Hot Spots erkennen", sagt Böckelmann.

Noch werden die Daten der Abwasseruntersuchung in Berlin jedoch nicht so differenziert betrachtet, sondern fließen gesammelt in die Infektionsschutz-Strategie ein. Die Senatsverwaltung für Gesundheit äußerte sich am Mittwoch nur schriftlich zu ihren Plänen für den Herbst: "Das Abwassermonitoring könnte also die bisherigen Daten bei der Lagebewertung ergänzen. Eine Einschätzung der Infektionssituation erfolgt allerdings anhand einer Vielzahl von Indikatoren, sodass die konkrete Reaktion nicht im Voraus benannt werden kann", schreibt sie auf rbb-Anfrage, "auch im Referentenentwurf des Bundesgesundheitsministeriums zur Änderung des Infektionsschutzgesetzes wird das Abwassermonitoring in einer Reihe von Indikatoren aufgeführt, allerdings ohne konkreten Parameter oder Schwellenwert." Eine bestimmte Viruslast im Abwasser allein löst also noch keine Infektionsschutzmaßnahmen aus.

Monitoring am Flughafen BER

im Abwasser lässt sich übrigens nicht nur die Menge der Infektionen ablesen. Seit einiger Zeit untersuchen die Berliner Wasserbetriebe gezielt auch den Zulauf aus dem Flughafen BER. Dem Ort, an dem nicht nur Reisende, sondern auch neue Corona-Varianten in der Region ankommen.

Sendung: rbb24 Inforadio, 24.08.2022, 18:00 Uhr

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