Frankfurt (Oder) -
Die Stadt Frankfurt (Oder) hat sich für den Kauf eines Silberschatzes aus dem 17./18. Jahrhundert entschieden. Finanziert wird der Ankauf mit Hilfe von Spenden und Fördermitteln. Ausgestellt wird der Schatz ab April 2023 im Museum Viadrina.
Die Stadt Frankfurt (Oder) hat angekündigt, einen zehnteiligen Silberschatz für 190.000 Euro von einem privaten Sammler zu kaufen. Die wertvollen Silber-Objekte aus dem 17. und 18. Jahrhundert stammen von zum Teil namentlich bekannten Goldschmieden - vor allem mit Sitz in Küstrin. Die polnische Stadt gehörte einst zur Neumark.
Die Prunkpokale, Kelche, Abendmahlkannen und Bürgermeisterketten stammen teils auch aus Stargard und Frankfurt (Oder). Sie sollen ab April 2023 im Museum Viadrina der Stadt ausgestellt werden.
Das einstige Stadtmuseum der alten Hansestadt Frankfurt (Oder) hatte 1945 seine komplette Sammlung verloren - die Exponate gingen in den Kriegswirren verloren oder wurden geplündert. Seit den 1950er Jahren wird in Frankfurt (Oder) wieder Museumsgut gesammelt und gezielt angekauft.
Finanziert wird der Ankauf der wertvollen Objekte, die vor allem kulturhistorisch für die Region interessant sind, mit Hilfe von Spenden sowie Fördermitteln der Kulturstiftung der Länder sowie des Brandenburger Kulturministeriums.
58.700 Euro an Spendengeldern zusammengetragen
"Die Stadtverordnetenversammlung hat beschlossen, dass wir den Silberschatz tatsächlich in den Bestand des Museums Viadrina nehmen können", sagte der Frankfurter Oberbürgermeister René Wilke (Linke) bereits vor Weihnachten über den Silberschatz.
"Dazu gab es eine große Spendenaktion. Viele Bürgerinnen und Bürger haben sich beteiligt - auch viele Vereine. Es wurden Sponsoren gewonnen, weil es sich um wirklich historische Zeugnisse handelt, die jetzt aufbereitet und Teil der Attraktion dann auch für die Region werden." So sind rund 58.700 Euro aus Spendengeldern zusammengekommen und wurden vom "Verein der Freunde und Förderer des Museums Viadrina" gesammelt.
Brandenburg beteiligt sich beim Ankauf
Auch das Land beteiligte sich. Im Sommer erklärte die Brandenburger Kulturministerin Manja Schüle (SPD) in diesem Zusammenhang, "dass die zehn Silberobjekte eng mit der Geschichte Ostbrandenburgs und der einstigen Neumark verbunden sind und spannende Einblicke in die Vergangenheit bieten. Dank der Inschriften, Wappen und Monogramme erfährt man etwas über das Leben von Hofapothekern, jungen Frauen, Prinzen und Kunsthandwerkern".
Die Objekte wurden jahrelang von einem privaten Silberforscher und -experten zusammengetragen. Ihm werden sie nun abgekauft.
Der komplette Silberschatz:
1. Abendmahlskanne der Küstriner Marienkirche: Sie stammt aus Küstrin um 1650 und wurde von Johann Palsche gefertigt. (Höhe: 38,5 cm, Gewicht: 2.100 Gramm)
2. Oblatendose der Küstriner Marienkirche: Ebenfalls wurde sie um 1650 in Küstrin gefertigt. Die Unterseite datiert auf 1649 (Unterseite in Zweitverwendung). Sie soll auf Johann Palsche zurückgehen. (Breite: 15 cm, Höhe: 8 cm, Gewicht: 688 Gramm)
3. Kelch aus der Gutskirche in Hohenziethen (poln. Sitno): Er stammt aus der Stiftung des Küstriner Festungskommandanten Ehrentreich von Burgsdorff/Georg Ehrenreich von Borchstorf (1603-1656) und seiner Gemahlin, der Liederdichterin Hedwig von der Osten (1613-1676). (Höhe: 22 cm, Gewicht: 594,3 Gramm)
4. Kelch der Marienkirche in Arnswalde (Neumark): Auch er stammt aus Küstrin und wurde 1643 von Elisabeth Sophie von Kracht gestiftet. Der Goldschmied ist unbekannt. (Höhe: 21 cm, Gewicht: 643,9 Gramm)
5. Becher des Christian Montagk: Er war Rat und Kammermeiste- im Meistertum Sonnenburg bei Küstrin (polnisch: Slonsk, Johanniter-Ballei). Vermutlich wurde er auch in Küstrin zwischen 1630-40 angefertigt. Auch hier ist der Goldschmied unbekannt. (Höhe: 7,7 cm, Gewicht: 102 Gramm)
6. Amtskette der Küstriner Hofrichter und Bürgermeister: Angefertigt wurde sie im Küstrin um 1640 von Christian Sonnenberg. (Länge: ca. 86 cm, Gewicht: 455,3 Gramm)
7. Küstriner Prunkhumpen: Er stammt aus Küstrin um 1720 und geht auf Joachim Friedrich Dulitz zurück. (Höhe: 22,5 cm, Gewicht: 1349,4 Gramm)
8. Schale der Luise Christiane Hedwig von Burgsdorff (1708-1725): Hierbei handelt es sich um Gefäß in Form einer sogenannte Strawberry Bowl. Sie stammt ebenfalls aus Küstrin. Es wird vermutete, dass sie um 1724 von Joachim Friedrich Dulitz geformt wurde. (Durchmesser: 19,5 cm, Gewicht: 271,9 Gramm)
9. Tummler aus Frankfurt (Oder): Dieser stammt von 1758 oder später. Dieser wurde aus Rubel gefertigt, die von den Preußen in der Schlacht von Zorndorf (polnisch: Sarbinowo) erbeuteten russischen Kriegskasse stammen. Dieser soll auch auf Dulitz zurückgehen. (Höhe: 3,5 cm, Gewicht: 21,2 Gramm)
10. Kelch aus der von der Goltzschen Kirche des Guts Alt-Klücken (polnisch: Stary Klukom): Er wurde gefertigt aus den Schmelzklumpen eines beim Küstriner Stadtbrand von 1758 zerstörten Vorgängers. Der Kelch wurde in Stargard um 1759 produziert. (Höhe: 21 cm, Gewicht: 412,1 Gramm)
Sendung: Antenne Brandenburg, 28.12.2022, 13:30 Uhr