DAK-Studie in Brandenburg - Vor allem bei Mädchen nehmen Depressionen in der Corona-Pandemie zu
Jungen und Mädchen gehen offenbar unterschiedlich mit der Corona-Pandemie um. Das zeigt eine Studie der Krankenkasse DAK in Brandenburg. Demnach nimmt die Zahl der Fälle von Angststörung und Depression vor allem bei Mädchen zu.
Die Corona-Pandemie hat in Brandenburg vor allem bei Mädchen im Teenager-Alter zu mehr psychischen Störungen geführt. Das ist das Ergebnis einer Studie der Krankenkasse DAK-Gesundheit.
Demnach ist die Zahl der Mädchen zwischen 15 und 17 Jahren, die im vergangenen Jahr neu an Depressionen erkrankt sind, um 12 Prozent gegenüber dem Vor-Corona-Jahr 2019 gestiegen. Die DAK registrierte 32 Fälle pro 1.000 Versicherte. Auch die Zahl der neu diagnostizierten Angststörungen sei bei Teenager-Mädchen gegenüber 2019 um 14 Prozent auf 31 Fälle je 1.000 Versicherten gestiegen.
"Lehrer überfordert" - Schülersprecherin fordert mehr Sozialarbeiter
Bei den gleichaltrigen Jungen sank die Rate der Neuerkrankungen bei Depressionen den Angaben zufolge dagegen um 17 Prozent auf rund zehn Fälle je 1.000 Versicherte. Bei den Angststörungen sank sie auf acht Fälle. "Die Ergebnisse unseres Kinder- und Jugendreports zeigen, dass jugendliche Mädchen besonders in der Pandemie leiden", sagte Anke Grubitz, Leiterin der DAK-Gesundheit Brandenburg.
Die stellvertretende Landesschülersprecherin Paula Baumgarten gab zu bedenken, dass die gestiegenen Zahlen in den letzten Jahren auch einer Enttabuisierung des Themas Depression oder Angststörung liegen könnten. Durch die Corona-Krise habe sich alles aber noch einmal verschlimmert, sagte sie am Donnerstag rbb24 Brandenburg aktuell. Sie forderte mehr Sozialarbeiter an den Schulen, "denn auch die Lehrerinnen und Lehrer sind total überfordert mit der Situation, sie sind nicht ausgebildet dafür".
Unterstützt wird sie in ihrer Forderung von Sozialarbeitern. Es hapere zudem an Therapieplätzen und Fachärzten, sagte der Potsdamer Schulsozialarbeiter Christian Raschke dem rbb.
Unterschiedlicher Umgang von Mädchen und Jungen mit Belastungen
Die Ergebnisse der DAK-Studie zeigen auch, dass Jungs und Mädchen unterschiedlich mit den Belastungen umgehen. "Aus anderen Studien wissen wir, dass es Mädchen leichter fällt, sich zu öffnen und über ihre Probleme zu sprechen", erläuterte Grubitz. "Jungs verdrängen diese eher und flüchten sich beispielsweise in Medienkonsum." Experten erwarteten daher mittelfristig auch steigende Zahlen von psychischen Erkrankungen und Verhaltensstörungen bei männlichen Teenagern.
Der "Kinder- und Jugendreport" der DAK basiert den Angaben zufolge auf Abrechnungsdaten von rund 41.000 Kindern und Jugendlichen im Alter bis 17 Jahren, die bei der DAK-Gesundheit in Brandenburg versichert sind.
Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 06.10.2022, 19:30 Uhr