rbb|24-Blog | Inflation - Einfaches Essen bleibt vergleichsweise billig

Mo 05.12.22 | 10:47 Uhr | Von Wanda Bleckmann, Sophia Mersmann, Haluka Maier-Borst
Eine Colaflasche mit Gemüse
Bild: Wanda Bleckmann/rbb|24

Alles wird teurer? Mitnichten. Denn gerade für die Freunde von schnellem und einfachem Essen wie unserem rbb|24-Einkäufer Thommy sind manche Produkte sogar billiger geworden. Von Wanda Bleckmann, Sophia Mersmann, Haluka Maier-Borst

Tief durchschnaufen an der Supermarktkasse, so geht es vielen in Zeiten der Inflation. Aber wie viel teurer der Einkauf ist, hängt auch davon ab, wer man ist und was man isst. rbb|24 begleitet darum drei Menschen aus Berlin und Brandenburg, die sehr unterschiedlich einkaufen - und schaut sich an, wie und wieso die Inflation bei jedem einzelnen so anders sichtbar wird.

Die Preisanstiege sind in den vergangenen Monaten massiv. Schinkenwurst kostet 20 Prozent mehr. Milch ist 30 Prozent teurer geworden. Und Quark ist gar beim Anderthalbfachen des Preises vom Jahresanfang. Trotzdem gibt es tatsächlich Beispiele von Einkäufen, die sich kaum oder nur moderat verteuert haben.

Ein Beispiel davon ist unser rbb|24-Einkäufer Thommy. Er liegt mit seinem Einkauf deutlich unter der Inflation, die unsere anderen Einkäufer:innen allesamt zu spüren bekommen.

Gerade einmal 12,7 Prozent teurer ist Thommys Einkauf geworden, verglichen mit dem Stand von Anfang des Jahres. Das ist deutlich unterhalb der allgemeinen Inflation für Lebensmittel.

Das Interessante: Thommy hat durchaus auch Dinge im Warenkorb, deren Preise stark angezogen haben wie Milch und Wurst. Aber eben auch Dinge, die sich kaum verteuert haben oder sogar billiger geworden sind. Das sind zum einen bei ihm Gurken und Tomaten. Und zum anderen auch Getränke wie Cola und Orangensaft.

Das simple Brot mit Wurst und Gurke und die Cola dazu – das ist also in der Inflation nicht deutlich teurer geworden. Und auch gekauftes Fastfood ist laut Angaben der Statistischen Bundesamtes nicht wesentlich im Preis angestiegen. Gerade einmal acht Prozent mehr kostet das durchschnittliche Menü bei der Burgerbraterei des Vertrauens. Aber was ist der Grund dafür, dass diese Produkte vergleichsweise billig geblieben sind?

"RBB|24-BLOG ZUR INFLATION"

Zwölf Wochen lang geht es in dieser Serie um das Thema Inflation oder konkreter darum, wie sich die Einkäufe von drei Menschen aus Berlin und Brandenburg verteuern. Die genaue Methodik dafür erklären wir hier.

Jede Woche versuchen wir dann das Phänomen Inflation etwas besser zu verstehen und in Blog-Einträgen zu erklären. Sei es, wieso gewisse Produkte teurer werden oder auch was die Inflation mit unseren drei rbb|24-Einkäuferinnen macht.

Werden Snacks und Cola also noch teurer?

Bei Getränken scheint die Erklärung für die Preisstabilität recht simpel zu sein. Viele Verträge zwischen Herstellern und Händlern laufen deutlich länger und entsprechend gibt es kurzfristig weniger Preisschwankungen.

Doch aktuell steht eine große Anpassungsrunde offenbar bevor. Denn Getränkeriesen wie Coca Cola und Pepsi streiten seit Monaten mit verschiedenen Supermarkt-Ketten um deutliche Preiserhöhungen. Aldi ist nun schon auf die Forderungen von Coca Cola eingegangen und hat die Preise deutlich nach oben gesetzt. Wie es bei den anderen Ketten weiter geht, ist unklar. Aber eine deutliche Anpassung scheint wahrscheinlich.

Andere Faktoren beim Gemüse entscheidender

Beim Gemüse muss man dagegen grundsätzlich beachten, dass es saisonale Schwankungen gibt. Tomaten sind im Sommer billiger als im Winter. Die Birnen aus Thommys Korb wiederum werden im Oktober und November geerntet und sind wahrscheinlich schwieriger und nur teurer im Frühjahr zu bekommen.

Doch auch unabhängig von diesen Schwankungen sind Obst und Gemüse vergleichsweise günstig geblieben. Den Grund dafür erklärt Hans-Christoph Behr, zuständig für die Verbraucherforschung bei der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI): "In einem Markt, in dem es etwas reichlich gibt, kann ich schlecht mit Energiekosten argumentieren und meine Preise anheben."

Oder anders gesagt: Die Ernte fiel in vielen Bereichen im Frühsommer eher gut aus. Entsprechend gab es eher ein Überangebot, das die Preise gedrückt hat. Ein Effekt, der deutlich größer war als die gestiegenen Energiekosten. Das erkläre zum Beispiel auch, wieso gemäß Daten des AMI in den letzten Monaten insgesamt Gemüse im Preis jetzt doch anziehen würden. "In gewissen Gegenden war es im Juli und August schlicht zu trocken. Das wirkt sich jetzt auf die Preise aus."

Dass also Thommys Einkäufe dauerhaft billig bleiben, ist also keineswegs sicher. Das zeigt alleine schon die Tatsache, dass unsere offiziell errechnete Preisentwicklung nicht dem entspricht, was Thommy selbst im Alltag erlebt. Denn zwar sind laut seiner Beobachtung Tomaten tatsächlich billiger geworden. "Die Gurken sind aber bei meinem Rewe teurer geworden", sagt er.

Und auch wenn seine persönlichen Einkäufe eher günstig sind, so sagt er, dass es keineswegs einfach für ihn sei. "Generell explodieren die Preise ja auch außerhalb des Supermarkts. Auch wenn meine Einkäufe also billiger sind als die von anderen, muss ich jedes Mal wirklich überlegen und jeden Cent drei Mal umdrehen."

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