Menschen aus der Ukraine in Elbe-Elster - Geflüchtete Lehrer unterrichten geflüchtete Kinder in Tröbitz

Mi 23.03.22 | 13:41 Uhr
Blick in die die Schulklasse für Geflüchtete aus der Ukraine in Tröbitz (Foto: rbb)
Audio: Antenne Brandenburg | 22.03.2022 | Aline Lepsch | Bild: rbb

Während in Berlin erste geflüchtete Kinder aus der Ukraine zur Schule gehen, ist das in Brandenburg durch eine Übergangsfrist komplizierter. Doch eine Freie Schule in Tröbitz unterrichtet trotzdem schon 13 Kinder - von Lehrerinnen, die selbst geflüchtet sind.

"Das erste Tier ist: Zebra." Voller Motivation patschen die ukrainischen Kinder mit einer Fliegenklatsche auf Tierbilder an der Tafel. Ein paar deutsche Wörter haben sie schon drauf. Manche sind schon seit drei Wochen in Tröbitz (Elbe-Elster), andere erst vor wenigen Tagen dazu gestoßen.

Seit Mitte März werden die Kinder nun von einer ukrainischen Lehrerin unterrichtet. "Ich habe erst vor einer Woche mit den Kindern angefangen, Deutsch zu lernen", sagt Natalja Yatsyna, die schon in der Ukraine Grundschüler unterrichtet hat. Nach ihrer Flucht aus der Nähe von Kiew ist sie in Bad Liebenwerda (Elbe-Elster) gelandet und hat sich als Lehrerin im nahen Tröbitz angeboten. Inzwischen hat sie Unterstützung von einer zweiten Lehrerin aus der Ukraine bekommen.

Einfach machen

Aktuell kommen 13 Flüchtlingskinder zum Unterricht. Eigentlich ist vom Land aus vorgesehen, dass ukrainische Kinder erst die erforderliche ärztliche Untersuchung hinter sich bringen, ehe sie in eine Schule dürfen. Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) hatte erst am Montag im rbb die Regelung verteidigt, deshalb gebe es eine sechswöchige Übergangsfrist. Doch das dauerte den Verantwortlichen in Tröbitz zu lange - die Grundschule legte einfach los.

"Natürlich bestehen auch für uns diese gesetzlichen Vorgaben, und wir sind arg darum bemüht, sie einzuhalten und so schnell es geht nachzufordern", sagt Schulleiterin Caroline Krusch. Im Moment seien diese Wege aber noch nicht offen. "Und für uns steht im Vordergrund, dass wir den Kindern helfen wollen, deswegen haben wir jetzt bereits die Türen geöffnet."

Kontakt zu Lehrern in der Heimat

Nun wird in Tröbitz geschnippelt und gemalt, buchstabiert und gezählt. "Wir haben hier Kinder in unterschiedlichem Alter, von sechs bis zehn", sagt Natalja Yatsyna. Sie versuche einen Mittelweg, um Unterricht für alle zu machen. "Wir starten mit dem Alphabet, Tieren und Zahlen und auch schon ein paar Farben."

Die ukrainische Regierung bietet zwar teilweise auch Fernunterricht, das klappe aber nur, wenn das Internet in der Ukraine funktioniere. "Aber ich habe Kontakt mit Lehrern in der Ukraine. Die helfen mir mit den Kindern, sagen mir, welches Programm ich nutzen soll, welche Arbeitsblätter."

Die Kinder lernen schnell, sagt sie. Gerade Tiere würden sie gut verstehen, weil sie auf Deutsch oft wie auf Englisch klingen. Englisch haben fast alle Kinder schon in der Ukraine gelernt.

Das hilft auch Lena Socher aus Tröbitz, die zurzeit Grundschul-Lehramt studiert, Semesterferien hat und deshalb auch Zeit, mitzuhelfen. Sie verständigt sich in der Klasse "mit Händen und Füßen", wie sie sagt. Manchmal übersetze sie auch der Lehrerin etwas auf Englisch und diese wiederum ins Ukrainische. Außerdem sei zum Beispiel Schüler Sascha "unheimlich schlau" und helfe ihr. "Er versteht es manchmal, wenn ich es auf dem Arbeitsblatt erkläre und erklärt es dann den anderen."

Künftige Finanzierung des Unterrichts ungewiss

Der Unterricht kann sich nach ukrainischen Lehrplänen richten, denn die dortige Regierung habe alles online gestellt, sagt Schulleiterin Karolin Krusch. Man komme sowohl an die Pläne, als auch an die Lehrbücher. "Das kann alles ausgedruckt werden, und sie können ganz normal in ihrem Stoff weiterarbeiten."

Finanziert wird der Unterricht für die geflüchteten Kinder in Tröbitz momentan komplett über den Schulträger und Spenden von Eltern. Ein Geschäft aus Bad Liebenwerda habe laut Schulleiterin außerdem Schulmaterial gesponsert. "Aber irgendwann ist eine Grenze erreicht, die wir allein nicht mehr schaffen können." Auch, weil fast täglich neue Kinder dazu kommen. Die, die schon da sind, sollen jetzt schrittweise in den normalen Grundschul-Unterricht integriert werden.

Mit Informationen von Aline Lepsch und Sebastian Schiller.

Sendung: Antenne Brandenburg, 22.03.2022, 16:10 Uhr

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