Bis zu fünf Sonderzüge täglich - Cottbus ist jetzt Drehkreuz für Geflüchtete aus der Ukraine
Geflüchtete aus der Ukraine werden ab sofort auch von Cottbus aus weiterverteilt. Die Stadt ist das dritte deutsche Drehkreuz, es soll vor allem Berlin entlasten. Gerechnet wird mit bis zu 1.000 Menschen am Tag.
Die Stadt Cottbus ist seit Mittwoch eines von deutschlandweit drei Drehkreuzen bei der Verteilung von ukrainischen Kriegsflüchtlingen, neben Berlin und Hannover. Die ersten beiden Sonderzüge erreichten den Hauptbahnhof kurz hintereinander am Vormittag. Nach Angaben der Stadt waren 258 Menschen an Bord. Die meisten von ihnen seien weitergefahren, zehn Geflüchtete seien geblieben. Die Stadt rechnete für den ersten Tag mit insgesamt vier Zügen.
Laut Brandenburgs Innenminister Michael Stübgen (CDU) sollen täglich bis zu 1.000 Menschen in maximal fünf Zügen am Drehkreuz Cottbuser Hauptbahnhof ankommen. Die meisten Geflüchteten werden anschließend mit Zügen und Bussen in Deutschland und Europa weiterverteilt. Cottbus soll vor allem Berlin entlasten. Dort sind bislang die meisten Kriegsflüchtlinge angekommen. Der Berliner Senat hatte mehrfach stärkere Unterstützung vom Bund und von anderen Bundesländern gefordert.
Cottbus hat sich vorbereitet
Zurzeit befinden sich Millionen Ukrainer auf der Flucht - hauptsächlich Frauen, Kinder und ältere Menschen. Insbesondere Polen hat viele Geflüchtete aufgenommen. Von dort, genauer aus Wrocław (Breslau), kommen auch die Sonderzüge, die nach Cottbus fahren sollen.
Geflüchtete, die nach der Ankunft in der Lausitz zu erschöpft für die Weiterreise sind, sollen zunächst in der Notunterkunft in der Messehalle übernachten und etwas essen können. Hauptamtliche Helfer des Roten Kreuzes (DRK) übernehmen die Versorgung der Menschen. Unterstützung bei der Betreuung kommt auch von umliegenden Landkreisen.
Bürgermeister Kelch ist zuversichtlich
Der Bürgermeister der Stadt Cottbus, Holger Kelch (CDU), sieht die Stadt gut aufgestellt, wie er am Mittwochmorgen dem rbb sagte. Er betonte aber zugleich: "Wir wollen alles dafür tun, dass Cottbus nicht überläuft." Grundsätzlich gebe es in der Stadt noch leerstehenden Wohnraum, man sei aber auch mit den angrenzenden Landkreisen schon im Gespräch über dortige Möglichkeiten.
Gut sei, dass das Land Brandenburg und der Bund die Federführung bei der Verteilung der Geflüchteten übernommen hätten und auch die Finanzierung geregelt sei, so Kelch. Das sei während der Flüchtlingslage im Jahr 2015/16 nicht der Fall gewesen: Damals habe das Land Brandenburg nicht schnell genug reagiert, was zu einer Überforderung der Stadt Cottbus geführt habe.
Jetzt gehe es zunächst darum, die Menschen aus der Ukraine, die in Cottbus bleiben wollen, gut zu versorgen, sowie die Kinder und Jugendlichen in Kitas, Schulen und Ausbildungsberufen unterzubringen. "Wenn das alles funktioniert, dann wird die Hilfsbereitschaft hier in Cottbus auf Dauer auf einem hohen Niveau bleiben", so Kelch.
Rund 15.000 Geflüchtete in Brandenburg
Brandenburg nehme bei der Aufnahme und der Verteilung von Kriegsflüchtlingen aufgrund seiner Grenzlage zu Polen eine besondere Verantwortung wahr, sagte Innenminister Michael Stübgen am Dienstag. Bisher seien landesweit fast 15.000 Geflüchtete aus der Ukraine untergebracht worden.
Noch viel größer sei die Zahl der Menschen, die in Brandenburg kurzfristig versorgt und dann in andere Bundesländer weitergeleitet worden seien. "In Frankfurt (Oder) und Cottbus leisten Hunderte ehrenamtliche und hauptamtliche Helfer seit Wochen einen großartigen Dienst", so Stübgen. Es sei jedoch wichtig, die Stadt nicht zu überlasten. Daher müsse die Lage täglich neu bewertet werden.
Mit Informationen von Florian Ludwig
Sendung: Antenne Brandenburg, 23.03.2022, 06:30 Uhr