Munition in Wald und Löschwasserseen - Wind facht Waldbrand in Lieberoser Heide an

Mi 06.07.22 | 23:08 Uhr
Feuerwehrfahrzeuge stehen im Wald. (Quelle: dpa/Julian Stähle)
Video: rbb24 Brandenburg Aktuell | 06.07.2022 | Aline Lepsch und Konstanze Schirmer | Bild: dpa/Julian Stähle

Feuerwehrleute im Südosten Brandenburgs sind im Dauereinsatz. Ein schnelles Ende der Brandbekämpfung ist nicht in Sicht, weil sich der Einsatz schwierig gestaltet. Nicht nur der Wald ist mit Munition belastet - sondern auch die Löschwasserseen.

Der Waldbrand in der Lieberoser Heide (Dahme-Spreewald) hat sich am Mittwochabend weiter ausgebreitet. Nach Angaben des Landkreises haben neben der anhaltenden Trockenheit der aufziehende und drehende Wind zu einer erneuten Ausbreitung der Flammen in dem betroffenen Waldgebiet geführt. "Die Lage entwickelt sich weiterhin stark dynamisch. In der kommenden Nacht wird erwartet, dass der Wind nicht nachlässt", sagte Kreisbrandmeister Christian Liebe.

Am Mittwochabend hatte sich das Feuer bereits auf eine Fläche von 86 Hektar ausgedehnt.

Hubschrauber "Adebar" der Landespolizei Brandenburg bei Erkundungsflug über Waldbrand in der Lieberoser Heide
Hubschrauber "Adebar" der Landespolizei Brandenburg | Bild: rbb/Josefine Jahn

Rund 280 Feuerwehrleute aus den Landkreisen Dahme-Spreewald, Spree-Neiße, Oder-Spree, Märkisch-Oderland, Oberspreewald-Lausitz sowie aus Cottbus und Potsdam seien vor Ort im Einsatz, hieß es.

Wie der Landkreis weiter mitteilte, haben es die Einsatzkräfte der Feuerwehren aufgrund der schlecht befestigten Wege schwer, an die Brandherde in dem Gebiet heran zu fahren. Ziel sei es weiterhin, ein Übertreten auf andere Waldgebiete zu verhindern. Der Brand könne allerdings nur von freigegebenen Wegen aus gelöscht werden, weil das gesamte Waldgebiet munitionsbelastet sei.

Hubschrauber der Landes- und Bundespolizei löschen aus der Luft und liefern Bilder vom Einsatzort. Für die Wasserentnahme werden drei Seen genutzt: Großer Ziestesee, Teerofensee, Byhlener See. Einsatzkräfte kontrollieren nach Angaben des Lankreises Dahme-Spreewald fortwährend den Wasserstand der Seen. Da einige der Seen munitionsbelastet sind, dürfen sie nicht zu viel Wasser verlieren.

Bewässerte Linie um die Brandfläche gezogen

Der Brand bewegt sich laut Einsatzleitung aber nach wie vor innerhalb der von der Feuerwehr abgesteckten Zone, um die eine Art Wasserlinie gelegt wurde. Diese Linie ist rund 16 Kilometer land und umschließt in etwa 100 Hektar. Sie werde befeuchtet von zwei Hubschraubern aus der Luft, 13 Tanklöschfahrzeugen und 67 Wassersprengern, hieß es. Rund 20 Kilometer Feuerwehrschläuche wurden bisher verlegt. Zwei Hochdruckpumpen pumpen 9.000 Liter Wasser pro Minute aus einem nahegelegenen See.

Die Behörden des Landkreises rechnen damit, dass sich der Waldbrand noch weiter ausbreiten wird. Wie Liebe dem rbb am Mittwochmorgen sagte, ist diese Entwicklung aber kein Grund zur Panik. Angesichts der zu erwartenden niedrigeren Temperaturen und der Bewölkung seien die Rahmenbedingungen für die Einsatzkräfte am Mittwoch besser als in den Tagen davor.

Hoffnung auf Regen am Donnerstag

Der Brand in einem Moorgebiet in der Lieberoser Heide war am Montag aus noch unbekannten Gründen ausgebrochen.

Kreisbrandmeister Liebe sagte am Dienstagabend rbb-Brandenburg aktuell, man hoffe, dass am Donnerstag der erwartete Regen einsetze. Die Erfahrung der letzten Jahre habe gezeigt, dass nur Regen einen solchen Brand löschen könne.

Wegen des Windes bleibe auch die amtliche Gefahrenmitteilung vor starker Rauchentwicklung und Geruchsbelästigung bestehen, hieß es. Am Dienstag war Brandgeruch aus der Lieberoser Heide bis nach Cottbus gezogen. Fenster und Türen sollten nach Möglichkeit weiter geschlossen bleiben, hieß es von der Leitstelle Lausitz.

Löscheinsatz mit Hilfe eines Bassins, welches mit Brunnen und Seewasser gespeist wird aus dem sich 2 Feuerwehrfahrzeuge gleichzeitig bedienen. (Quelle:rbb)

Moor teilweise schon zerstört

Der Geschäftsführer der Stiftung Naturlandschaften Brandenburg, Andreas Meißner, sagte im rbb24 Inforadio, eine Moorfläche von 30 Hektar sei bereits zu 70 Prozent verbrannt. Dies sei ein immenser Schaden, auch unter dem Gesichtspunkt des Klimaschutzes. Moore seien beste CO2-Speicher. Er befürchte durch den Waldbrand dauerhafte Schäden für schützenswerte Tiere und Pflanzen. Es ginge Jahrhunderte alte Moor-Geschichte verloren, so Meißner.

Die Stiftung Naturlandschaften Brandenburg sichert nach eigenen Angaben vier ehemalige Truppenübungsplätze für den Naturschutz, unter anderem eine 3.150 Hektar große Fläche in der Lieberose Heide.

Weiterer Brand in Plessa gelöscht

Landrat Stephan Loge (SPD), der sich selber ein Bild von der Lage machte, sagte: "Erfahrungen der letzten Jahre zeigen uns, dass das Feuer durch die Unwägbarkeiten und die hohe Trockenheit heimtückisch ist." Für die Unterstützung aus anderen Landkreisen sei man sehr dankbar.

Derweil wurde ein am Dienstag ausgebrochener Brand in Plessa (Elbe-Elster) gelöscht. Dort brannten laut Leitstelle Lausitz 17 Hektar Stoppelfeld, 20 Strohballen und ein Traktor. Ein Feuerwehrmann musste mit Rauchgasvergiftung ins Krankenhaus gebracht werden.

Sendung: rbb24 Inforadio, 06.07.2022, 07.00 Uhr

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