Carl-Thiem-Klinikum - Wie schwerkranke ukrainische Kinder in Cottbus versorgt werden
Seit Beginn des Kriegs in der Ukraine werden im Cottbuser Carl-Thiem-Klinikum teils schwerkranke Kinder versorgt. Sie und ihre Angehörigen müssen nun nicht mehr nur mit den Krankheiten umgehen, sondern auch damit, in einem fremden Land zu sein.
14 schwer erkrankte ukrainische Flüchtlingskinder werden aktuell im Cottbuser Carl-Thiem-Klinikum (CTK) behandelt. Mit dem Beginn des Krieges in der Ukraine konnte ihre Behandlung nicht mehr in ihrer Heimat fortgesetzt werden, erklärt die Chefärztin der Kinderklinik, Simone Stolz.
Darunter seien Anfallsleiden oder auch sogenannte Wasserköpfe, die in Cottbus operiert wurden. "Also sehr verschiedene Erkrankungen, aber alle recht schwer", fasst Stolz die Lage auf der Kinderstation zusammen. "Wir haben vier Kinder mit Krebserkrankungen, die schon in ihrem Heimatort eine Chemotherapie erhalten haben, einen Verdacht auf eine Krebserkrankung und viele Kinder mit neurologischen Erkrankungen", erzählt Stolz.
Hohe emotionale Belastung für Belegschaft
Für die Chefärztin sind nicht nur die zusätzlichen Patienten im Alter zwischen drei Monaten und 15 Jahren eine Herausforderung - sondern auch der emotionale Umgang mit ihnen. Vor kurzem seien beispielsweise ein Mädchen und ein Junge allein in Cottbus angekommen. "Das sind zwei fünfjährige Kinder, die in Kiew in einem Heim gelebt haben. Die Erzieher und Betreuer wollten das Heim evakuieren, dann ist auf sie geschossen worden", sagt Simone Stolz. Ohne, dass viel über die beiden Kinder bekannt sei, seien sie allein in der Lausitz angekommen.
Die Kontaktdaten der Betreuer seien zwar bekannt, diese für das Krankenhaus aber nicht erreichbar. Ob sie noch leben, weiß niemand, erzählt Stolz. Die Kinder seien nach ihrer Ankunft sofort medizinisch versorgt worden. Sie hätten Infusionen bekommen und eine Schnelltherapie gegen ihre Krampfanfälle, da sie mindestens zwei Tage ohne ihre Medikamente gewesen seien. "Ein Mädchen hat deutliche Schädigungen der Leber, da müssen wir erstmal weitergucken", so die Chefärztin.
Kleine Lichtblicke für Angehörige
Anja Kron ist mit ihrem Neffen Alexander von Kiew nach Cottbus gekommen. Der Achtjährige wird ebenfalls seit einigen Tagen im CTK behandelt, erzählt seine Tante. "Alexander ist ein schwerbehindertes Kind mit frühkindlichem Hirnschaden. Er hat eine Epilepsie", sagt sie. Er sei sein Leben lang auf medizinische Hilfe angewiesen. "Durch die Hilfe hier in Cottbus geht es Alexander besser und wenn es Alexander besser geht, geht es mir besser", so Anja Kron.
Einige der Familienangehörigen können in unmittelbarer Nähe zum Klinikum wohnen und sind so für die Kinder schnell erreichbar, erklärt Chefärztin Simone Stolz. Doch auch, wenn sich viele Mechanismen mittlerweile eingespielt haben, eine vergleichbare Situation hat sie in ihrer Laufbahn noch nicht erlebt. "Wir haben eigentlich alle gedacht, Corona hat uns so gefordert. Aber das ist jetzt noch eine Steigerung, weil auch diese emotionale Schiene noch dabei ist", sagt sie. Hinzu komme die Ungewissheit, etwa wie viele Kinder noch kommen. "Kinder mit Krebsleiden könnten wir im Moment nur ganz schwierig noch aufnehmen", so Simone Stolz.
Sendung: Antenne Brandenburg, 29.03.2022, 16:42 Uhr