Kühler September - Ab wann die Heizung laufen muss
Bei unter 15 Grad im September kann man schon mal auf die Idee kommen, die Heizung anzuwerfen. Aber: Für wen ist das eigentlich möglich? Wann muss der Vermieter die Heizung anstellen? Und ist es jetzt schon sinnvoll?
Auf einen außergewöhnlich warmen Sommer folgt seit einer Woche ein ziemlich kühler September. So wird das Thema Heizen schneller relevant, als sich das viele Menschen angesichts der steigenden Energiepreise wohl wünschen. Auch wenn die eigentliche Heizperiode erst im Oktober beginnt, dürfte der eine oder andere auf die Idee kommen, schon jetzt am Heizungsrädchen zu drehen. Aber: Wer kann tatsächlich auf Wärme hoffen?
Keine gesetzlich verankerte, feste Heizperiode
Eine fixe und gesetzlich verankerte Heizperiode gibt es nicht. Allerdings erklärt der Berliner Mieterverband auf seiner Homepage, dass allgemein die Zeit von Anfang Oktober bis Ende April als Heizperiode betrachtet wird. In einigen Mietverträgen würden auch andere Zeiträume festgehalten, beispielweise vom 15. September bis zum 15. Mai.
Bei einem Temperaturabfall wie in dieser Woche in Berlin ist es allerdings unerheblich, ob man sich innerhalb einer festgesetzten Heizperiode befindet, wie Ulrike Hamann vom Mieterverein rbb|24 sagte. "Wenn die Außentemperaturen schon früher soweit sinken, dann müssen die Vermieter auch schon früher die Heizung anschalten", so Hamann. "Wenn die Innentemperatur unter 16 Grad sinkt und in den nächsten zwei Tagen auch keine Erhöhung in Aussicht ist, dann sollte die Heizung in Betrieb genommen werden."
Unterschiedliche Einschätzungen zur Temperatur
Über die genaue Temperatur gibt es allerdings unterschiedliche Rechtsprechungen. Laut Infoblatt des Mietervereins gibt es auch Gerichtsurteile, in denen von 18 Grad Innentemperatur die Rede ist oder solche, die anhand der Außentemperatur entschieden haben, wann es Zeit ist zu heizen (drei Tage unter zwölf Grad).
Mehrheit der Wohnungen an Zentralheizungen angeschlossen
Nutzbar sollten die Heizsysteme in Wohnungen bereits jetzt sein, sagt Andreas Walburg vom Bundesverband für Schornsteinfeger: "Die Heizungsanlagen können in der Regel ganz spontan bei Temperaturabfall in Betrieb genommen werden." Moderne Heizungsanlagen seien in der Regel temperaturgesteuert. Fällt also die Außentemperatur spontan ab, schaltet sich die Heizung an.
Das gelte für alle drei gängigen Heizungssysteme: Zentralheizungen, Fernwärme und Gas-Etagenheizungen. Über 70 Prozent der deutschen Wohnungen sind laut einer Statistik des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft an Zentralheizungen angeschlossen. Betrieben werden diese entweder mit Öl oder mit Gas. Auch Fernwärme ist ein gängiges Heizsystem, vor allem in urbanen Räumen, dazu kommen die Gas-Etagenheizungen.
In Berlin werden rund 38 Prozent der Wohnungen mit Zentralheizungen (Mehrheit Gas) und rund 37 Prozent der Wohnungen mit Fernwärme geheizt. 14 Prozent der Wohnungen haben eine Gas-Etagenheizung. In Brandenburg liegen die Zentralheizungen mit fast 44 Prozent noch deutlicher auf Platz eins, rund 28 Prozent der Wohnungen werden mit Fernwärme beheizt und rund neun Prozent mit einer Etagenheizung.
Je nach Art der Heizung gibt es Unterschiede bei der Abrechnung. Bei der Zentralheizung sind die Kosten zum Beispiel eine Mischkalkulation aus anteiligen Kosten am Hausverbrauch und dem tatsächlichen individuellen Verbrauch - nicht heizen heißt also nicht unbedingt: null Nebenkosten.
Für die Wartung und dafür, dass die Heizung im Fall der Fälle einsetzbar ist, ist der Vermieter zuständig. Bei einer Gas-Etagenheizung hat der Mieter mehr Eigenverantwortung, weil der Heizkessel meist in der Wohnung hängt.
Umfrage: Viele Bürger warten noch mit dem Anschalten
Welches System energieeffizienter sei, könne man gar nicht pauschal sagen, erklärt Andreas Walburg. Das hänge auch vom Zustand des Hauses ab, ob es sich um einen Alt- oder Neubau handele und wie er saniert sei. Auch wie jemand heizt und lüftet, spiele eine Rolle, sagt Walburg.
Angesichts der stark steigenden Energiepreise und dem Aufruf zum Energiesparen von der Bundesregierung, stellen sich in diesem Herbst auch viele Menschen die Frage: Wann anstellen und wie kann man besonders sparsam heizen? In einer aktuellen, nicht repräsentativen Umfrage bei rbb|24 gaben am Dienstag (Stand 17.30 Uhr) über 50 Prozent der Teilnehmer:innen an, mit dem Heizen noch zu warten.
Vorsicht vor Schimmel und gefrorenen Leitungen
Ganz ohne Heizen wird es im Winter aber wohl nicht gehen. Denn unter 15 Grad Temperatur in der Wohnung wird es nicht nur gesundheitsgefährdend kalt, sondern auch problematisch für die baulichen Anlagen. Dann droht Schimmelbildung, und auch das Wasser in den Heizungsrohren von Anlagen könnte gefrieren. Andreas Walburgs Taktik für die kalten Jahreszeiten lautet deshalb: "Mit Bedacht sparen." Dabei könne die Temperatur auch gerne mal um zwei, drei Grad absinken, wenn man nicht zuhause ist. Nur ganz aus sollte die Heizung nicht sein, damit nichts einfriert.
Sendung: rbb24 Inforadio, 21.09.2022, 6:00 Uhr