Teltow-Fläming in Brandenburg - Veterinäramt überprüft Ferkel-Mastbetrieb nach TV-Beitrag

Fr 16.12.22 | 17:08 Uhr
Sau und Ferkel blicken neugierig direkt in die Kamera. (Quelle: dpa)
Audio: Antenne Brandenburg | 16.12.2022 | Amtstierärztin Silke Neuling im Interview | Bild: dpa
  • Mitarbeiter der Kreisveterinärbehörde von Teltow-Fläming haben einen Ferkel-Mastbetrieb kontrolliert, weil dort Ferkel nicht so getötet worden sein sollen, wie vorgeschrieben.
  • Heimlich aufgezeichnete Bilder einer Tierschutzorganisation hatten gezeigt, wie mehrere Ferkel in einer sogenannten Töte-Box an Kohlendioxid erstickten, dabei entstand der Eindruck, dass gegen Gesetze verstoßen wurde.
  • Die Amtstierärztin bezeichnete als Hauptproblem, dass die Aufzucht vieler Ferkel wirtschaftlich nicht rentabel sei.

Nach einem ARD-Fernsehbeitrag über die Tötung von Ferkeln in einem Mastbetrieb in der Gemeinde Niederer Fläming hat die Kreisveterinärbehörde den Betrieb überprüft und die Staatsanwaltschaft informiert.

"Wir waren nochmal vor Ort, haben mit den Verantwortlichen in der Tierhaltung gesprochen, sie mit den Bildern konfrontiert", sagte die Amtstierärztin Silke Neuling am Freitag Antenne Brandenburg vom rbb. Die Mitarbeiter seien laut des Betriebs nochmals belehrt worden, dass das korrekte Töten der Ferkel zukünftig einzuhalten sei. "Das haben wir auch so angeordnet", sagte Neuling.

Todeskampf von zehn Minuten

Die Bilder aus dem Betrieb im Kreis Teltow-Fläming zeigen, wie zehn Ferkel quer übereinander liegend in einer Kiste, einer sogenannten Töte-Box, mit Kohlendioxid vergast werden. Nach normalerweise etwa zehn Minuten gilt als sicher, dass die Tiere wegen der Lähmung ihrer Atemmuskulatur erstickt sind. In dem Fall auf den Bildern kämpften die Tiere 16 Minuten lang um ihr Leben.

Diese an sich legale Methode wird weder von der Bundestierärztekammer noch von den Landwirtschaftskammern empfohlen, gilt aber als psychisch weniger belastend für Mitarbeiter und relativ kostengünstig. Deshalb wird sie in vielen Betrieben angewandt.

Gemacht wurden die Aufnahmen im vergangenen Juni, Juli und September von Mitgliedern der Tierschutzorganisation "Animal Rights Watch", das ARD-Magazin "Plusminus" [ardmediathek.de] hat sie am 7. Dezember in einem Beitrag ausgestrahlt, der "Spiegel" [spiegel.de] einen Artikel dazu veröffentlicht.

Beide Redaktionen hatten die Aufnahmen ihren Angaben zufolge auf Authentizität geprüft und waren zu dem Schluss gekommen, dass sie echt seien.

Es geht nun darum, ob die Ferkel gesetzlich korrekt ums Leben gebracht wurden oder aus wirtschaftlichen Gründen sterben mussten. Die Kreisveterinärbehörde äußerte nach dem Ansehen der Bilder Zweifel an der Rechtmäßigkeit des Handelns. Getötet werden dürfen laut Gesetz nur nicht lebensfähige Ferkel, die unheilbar erkrankt oder schwer verletzt sind. Die Bilder zeigen auch Tiere mit unbehandelten offenen Wunden und eine tote Sau neben ihren Jungen.

Besonders der Umgang mit den Ferkeln und der unsachgemäße Betrieb der CO₂-Box füge den Tieren erhebliche und vermeidbare Schmerzen, Stress, Leiden und Schäden zu, sagten zwei befragte Veterinärinnen dem "Spiegel", nachdem sie die Bilder gesehen hatten. "Da es sich um sachkundiges Personal handeln muss, kann von Vorsatz ausgegangen werden, ebenso von Rohheit."

Amtstierärztin: "Eigentliches Problem sind die großen Würfe"

Die Amtstierärztin Silke Neuling sagte dem rbb am Freitag, dass regelmäßig kontrolliert werde, aber zu unterschiedlichen Schwerpunkten. Sie räumte auch ein, dass die Kontrollmöglichkeiten begrenzt seien. Laut Neuling können die Veterinäre nicht immer vor Ort sein, um zu überprüfen, ob bei den Tötungen die Standard-Anweisungen eingehalten werden. "Wir wissen nicht, wann der Tierhalter die Tiere tötet und können jetzt sagen: Jeden Mittwoch um 10 findet das statt und wir können uns das angucken", sagte sie.

Als das eigentliche Problem sieht die Veterinärin ihren Worten zufolge die heutzutage großen Würfe. Die Aufzucht überzähliger Ferkel von Hand sei wirtschaftlich nicht rentabel. "Die Alternative wäre, man lässt sie am Leben, aber dann würden sie verhungern. Die ökonomische Seite der Schweineproduktion muss geändert werden. Da gebe ich dieser Tierschutzorganisation recht." Das sei aber eine Frage, die an die Landwirtschaft und die Politik gehen müsse.

Ob die Firma im Niederen Fläming noch Konsequenzen zu erwarten hat, wurde am Freitag nicht beantwortet. Die Staatsanwaltschaft Potsdam prüft aktuell, ob die Verantwortlichen des Betriebes Straftaten nach dem Tierschutzgesetz begangen haben.

Sendung: Antenne Brandenburg, 16.12.2022, 17 Uhr

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