Paket-Boom durch Corona - Berliner und Brandenburger bekommen etwas weniger Pakete als der Durchschnitt

Mi 15.06.22 | 15:43 Uhr
Ein Paketbote trägt am 08.12.2020 ein Paket unterm Arm, während er durch die Einfahrt eines Hauses in Berlin geht. (Quelle: dpa/Britta Pedersen)
Audio: rbb24 Inforadio | 15.06.2022 | Franziska Ritter | Bild: dpa/Britta Pedersen

In den Pandemiejahren wurden hierzulande so viele Pakete zugestellt wie noch nie. Das liegt vor allem am Online-Shopping. Umweltfragen sind für Verbraucher dabei weniger wichtig. In unserer Region wird etwas weniger geshoppt als anderswo.

In Deutschland werden immer mehr Pakete zugestellt. Auch im zweiten Pandemiejahr 2021 stieg die Zahl der Sendungen auf 4,5 Milliarden an, wie der Bundesverband Paket und Expresslogistik (BIEK) am Mittwoch mitteilte. Das waren 11,2 Prozent mehr als im Vorjahr. Zehn Jahre zuvor hatte die Paketmenge noch bei knapp 2,5 Milliarden gelegen.

Hauptgrund für die vielen Pakete, welche die 270.000 Beschäftigten verteilen mussten, war im vergangenen Jahr laut BIEK der Online-Handel. Vor allem coronabedingte Einschränkungen trugen 2021 dazu bei, dass Menschen häufiger online einkauften. Etwa 71 Prozent der innerdeutschen Sendungen gingen der Studie zufolge an Privathaushalte. Auch Sendungen an Unternehmen legten demnach zu, wobei das Wachstum sich wegen Lieferkettenproblemen und Materialmangel im Jahresverlauf abschwächte.

Hamburger und Bayern bekommen die meisten Pakete

Die Mehrheit gab laut BIEK an, Bücher, Computer-, Elektro- und Haushaltsgeräte online zu kaufen. Jeder Zweite shoppte offenbar Kleidung und Schuhe im Netz, jeder Dritte auch Möbel und Einrichtung. Bei den unter 40-Järhigen seien es sogar noch mehr. Jeder Zehnte von ihnen gab an, auch Lebensmittel online zu bestellen.

Berliner und Brandenburger shoppen im Schnitt offenbar etwas seltener online als der Bundesdurchschnitt. Das geht ebenfalls aus einer Studie des Bundesverbands Paket und Expresslogistik hervor. Demnach bekommen Berliner 47 Pakete im Jahr, Brandenburger 43, während der durchschnittliche Deutsche 49 Pakete im Jahr empfängt.

Unter den Bundesländern haben Hamburg mit 64 Paketen je Einwohner und Bayern mit 54 Paketen je Einwohner das höchste Paketaufkommen. Berlin steht an 7. Stelle, Brandenburg sogar nur an 12.Stelle.

Auf Stadtebene bestellen in München und Stuttgart mit 73 und 72 Paketen je Einwohner Menschen die meisten Pakete. Berlin hat im Städtevergleich mit Abstand das geringste Aufkommen. Das liegt laut Studie daran, dass Berlin in diesem Zusammenhang nicht als Stadt, sondern als Region einzuordnen ist.

In Berlin selbst gibt es je nach Wohnort stark voneinander abweichendes Kaufverhalten und demzufolge auch ein unterschiedliches Paketaufkommen: In Mitte kämen auf jeden Einwohner 80 Sendungen, während in Moabit jeder Einwohner nicht einmal halb so viele Pakete bekäme.

Umweltschutz beim Online-Shopping eher unwichtig

Die Frage nach dem Umweltschutz spielt bei Online-Käufern eher eine untergeordnete Rolle. So versucht nur etwa jeder Zehnte, weniger online zu shoppen oder ganz darauf zu verzichten, wie eine Umfrage der Postbank ergab. Gut jeder Vierte bestellt demnach auch Ware, bei der von vornherein klar ist, dass sie wieder zurückgeschickt wird - etwa um verschiedene Kleidergrößen anprobieren zu können. Vier von zehn Befragten versuchen immerhin laut der Umfrage, Produkte bei der Bestellung zu bündeln, um sie in einer Lieferung zu erhalten.

Dass Retouren vernichtet werden, lehnen 84 Prozent der Befragten ab und unterstützen ein entsprechendes Verbot. Außerdem gaben drei Viertel an, beim Bestellen auf möglichst wenig oder nachhaltiges Verpackungsmaterial zu achten. Bei Zalando geht etwa jeder zweite Artikel wieder zurück. Langfristig sei das Ziel, so BIEK-Chef Marten Bosselmann, dass Empfänger ihre Pakete mehr in Paketshops abholen. "Das ist die Zukunft", sagte Bosselmann.

Weniger Personal trotz mehr Paketen

Verdi kritisiert indes, dass ein Teil der Paketboten prekär beschäftigt sei. Die Gewerkschaft prangert auch Ausbeutung in Subfirmen an. Der Branchenverband betont dagegen, man biete jedem eine Chance zu fairen Bedingungen. Knapp 11.000 neue Mitarbeiter wurden vergangenes Jahr eingestellt, 50.000 weitere werden in den nächsten fünf Jahren gesucht. Das Personal wächst damit nicht so stark wie die Paketmenge. Größere Fahrzeuge, bessere Navigation und neue Sortieranlagen in Umschlagzentren sollen deshalb zusätzlich die Effizienz steigern.

Dennoch hält der Paket-Boom wohl nicht ewig an. Modehändler Zalando zum Beispiel spürt bereits, dass die Warenkörbe kleiner werden. DHL transportierte im ersten Quartal eigenen Angaben zufolge ein Fünftel weniger Pakete als während der starken Corona-Beschränkungen in den ersten drei Monaten des vergangenen Jahres.

Sendung: rbb24 Inforadio, 15.06.2022, 14:35 Uhr

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