Tarifverhandlungen in Potsdam - Ringen um Durchbruch für Kita-Beschäftigte

Mo 16.05.22 | 20:26 Uhr
Kita-Beschäftigte protestieren am 16.05.2022 in Potsdam (Quelle: rbb/Daniel Gaesche)
Video: rbb|24 | 16.05.2022 | Material: rbb24 Brandenburg aktuell | Bild: rbb/Daniel Gaesche

Mit Warnstreiks und einer Demonstration in Potsdam haben Beschäftigte in sozialen Berufen für mehr Geld und bessere Arbeitsbedingungen demonstriert. Viele Kitas in Brandenburg blieben deshalb am Montag geschlossen.

Im Tarifkonflikt um Kita-Erziehungskräfte und die Sozialarbeit sind Arbeitgeber und Gewerkschaften in die voraussichtlich entscheidende Verhandlungsrunde gestartet. Die Gewerkschaften Verdi und der Beamtenbund dbb verlangten ein Einlenken von der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) nach zwei ergebnislosen Verhandlungsrunden im Februar und März. Sie fordern bessere Arbeitsbedingungen, Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel und spürbar mehr Geld.

Etwa 1.500 Menschen - vor allem Kita-Mitarbeitende - zogen nach Gewerkschaftsangaben zu dem Tagungshotel in Potsdam, in dem die Tarifverhandlungen am Montag fortgesetzt wurden.

dbb-Vorsitzender: Dramatischer Personalmangel

Gerade in den Kitas und der Sozialarbeit seien die Menschen am Limit, "nach zwei Jahren Pandemie und jetzt auch noch der Herausforderung durch den Ukraine-Krieg: viele traumatisierte Kinder, die noch mal dazukommen", sagte Verdi-Chef Frank Werneke am Rande der Verhandlungen dem rbb. "Die Menschen in der Sozialarbeit geben ihr Bestes, aber es kann nicht ewig so weitergehen." Der dbb-Vorsitzende Ulrich Silberbach sagte: "Unsere Forderungen liegen seit einer Ewigkeit auf dem Tisch, alle Welt weiß um den dramatischen Personalmangel, der sich weiter zuspitzen wird."

Die VKA-Präsidentin Karin Welge erteilte pauschalen Forderungen eine Absage. Einige bislang formulierte Wünsche seien aus Kostengründen "nicht umsetzbar", sagte Welge der Deutschen Presse-Agentur. Das gelte etwa für die Forderung nach einer höheren Eingruppierung von Beschäftigten oder nach zusätzlichen Vor- und Nachbereitungsstunden für Erzieherinnen und Erzieher. Gerade mit Blick auf die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs und höhere Energiepreise müssten kommunale Arbeitgeber "verlässliche Strukturen" bieten können, erklärte Welge.

Tarifverhandlungen bislang ohne Ergebnis

Verdi fordert eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen, Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel sowie finanzielle Verbesserungen für die bundesweit rund 330.000 Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst. "Mit dem Streik auch in den Brandenburger Kitas wird vor der so wichtigen dritten Verhandlungsrunde der Druck noch einmal erhöht", teilte Andrea Kühnemann, stellvertretende Verdi-Landesbezirksleiterin am vorigen Donnerstag mit.

Laut Verdi sind bereits in der vergangenen Woche 45.000 Streikende auf die Straße gegangen. An dem bundesweiten Warnstreik hatten sich in Brandenburg etwa 1.000 Kita-Beschäftigte beteiligt. Die beiden vorangegangenen Tarifrunden im Februar und im März verliefen erfolglos. Bislang liegt nach Angaben von Verdi kein konkretes Angebot der Arbeitgeberseite vor.

Arbeitgeber zeigen Kompromissbereitschaft

Welge kritisierte die Streiks als unangemessen. "Jeder Streiktag führt zu weniger Betreuung und einem Verlust an Vertrauen in unsere Daseinsvorsorge, aber nicht zu besseren Ergebnissen", sagte Welge der "Stuttgarter Zeitung" und der "Stuttgarter Nachrichten".

Die VKA war zunächst mit der Position in die Gespräche gestartet, dass die Entgelte der kommunalen Beschäftigten bereits meist über denen bei anderen Trägern im Sozial- und Erziehungsdienst liegen. Zudem wurde vor den Kosten von mindestens einer halben Milliarde Euro von einem Teil der Forderungen gewarnt.

Sendung: rbb24, 16.05.2022, 6:00Uhr

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