Protest in Grünheide - Interessengruppen wollen weitere Baumrodungen bei Tesla verhindern

Sa 03.12.22 | 17:35 Uhr
Rund 200 Menschen protestieren gegen weitere Rodungen. (Foto: rbb)
Video: rbb24 Brandenburg Aktuell | 03.12.2022 | Bild: rbb

Rund 200 Menschen haben am Samstag gegen den Ausbau der Tesla-Produktionsstätte in Grünheide protestiert. Nach ihrem Willen soll kein Baum mehr gefällt werden dürfen. Tesla will jedoch weitere 100 Hektar roden.

In Grünheide (Oder-Spree) haben am Samstag mehrere Interessengruppen gegen den US-Elektroautohersteller Tesla demonstriert. Zu der Kundgebung auf dem Marktplatz aufgerufen hatten unter anderem eine Bürgerinitiative und der Naturschutzbund (Nabu) Brandenburg. Rund 200 Teilnehmer folgten dem Aufruf nach rbb-Informationen. Auf Plakaten forderten sie vom Autounternehmen, dass "Kein Baum mehr für Tesla" gefällt werde.

Weitere Rodungen geplant - neuer Bebauungsplan in der Gemeindevertretung

Tesla hat angekündigt, seine Produktion in Grünheide bei Berlin ausdehnen und auch einen eigenen Güterbahnhof errichten zu wollen. Derzeit laufe die nächste Ausbaustufe auf dem bestehenden Gelände an, um die Kapazität zu erweitern, teilte das Management vor einigen Wochen mit. Dafür sollten 100 Hektar Kiefernforst gerodet werden. Dieser befindet sich östlich des aktuellen Betriebsareals. Neben dem Bahnhof sollen auch Lagerhallen und Parkplätze entstehen. Am kommenden Donnerstag soll die Gemeindevertretung einen entsprechenden Bebauungsplan beschließen.

Nabu: Jede Waldfläche mit Blick auf Klimawandel schützenswert

Die Nabu-Landeschefin Christiane Schröder sagte dem rbb am Samstag, man lehne es ab, dass für den Bau eines Tesla-Güterbahnhofs weitere 100 Hektar aus einem Landschaftsschutzgebiet ausgegliedert werden. Jede Waldfläche sei mit dem Blick auf den Klimawandel schützenswert. "Das ist der Kampf David gegen Goliath. Und wir haben in der letzten Zeit erlebt, dass Tesla alles hinterher geworfen wird. Daher sind die Chancen eher schlecht. Aber stumm bleiben und aufgeben ist nicht", sagte Schröder.

Sie sagte aber auch, dass die Idee eines Güterbahnhofs und die Verlagerung des Lieferverkehrs auf die Schiene "wahnsinnig gut" sei - allerdings wolle das US-Unternehmen weitere 100 Hektar nutzen, auf denen der Wald weichen müsste. Dabei sollten die 300 Hektar, die Tesla schon jetzt nutze, ausreichen, um auch das Güterbahnhofprojekt in Grünheide unterzubringen, sagte Schröder. "Genau das ist der Vorwurf, dass Pläne immer wieder über den Haufen geworfen werden, man sich auf nichts verlassen kann und es wie ein Krebsgeschwür sich immer weiter ausweitet", bezeichnete Schröder das Projekt.

Die Nabu-Chefin will ihren Worten zufolge "möglichst sachlich" die geplante Erweiterung juristisch prüfen lassen - und, ob Möglichkeiten bestünden, dagegen gerichtlich vorzugehen.

Ministerium: "naturschutzrechtliche Prüfungen" für fragliche Fläche stattgefunden

Schon mit der bestehenden Produktion im Werk würden Umweltauflagen nicht eingehalten, hieß es am Samstag unter anderem von Rednern auf einer Protestkundgebung auf dem Marktplatz in Grünheide. Immer wieder komme es zu Störungen im Betriebsablauf. "Tesla hat die Produktion nicht im Griff. Zahlreiche Störfälle vergiften unsere Umwelt. Jede Erweiterung der Gigafactory verschärft die Situation", sagte Manu Hoyer von der Bürgerinitiative Grünheide.

Die Erweiterung der Anlage zur Herstellung von Kraftfahrzeugen sei auf einer Fläche geplant, die sich innerhalb des rechtsgültigen Bebauungsplans befindet, teilte das Umweltministerium dazu mit. Es sei bereits in der Planung gewesen, dass die gesamte Fläche dieses Bebauungsplans von Tesla genutzt werden würde, um in mehreren Ausbaustufen die Fahrzeugfabrik aufzubauen. "Für diese Fläche haben die naturschutzrechtlichen Prüfungen stattgefunden", sagte die Ministeriumssprecherin Frauke Zelt der dpa auf Nachfrage.

7.000 Jobs aktuell, 12.000 und mehr sind geplant

Tesla beschäftigt derzeit nach eigenen Angaben mehr als 7.000 Mitarbeiter. Später könnten es laut den Aussagen des Managements 12.000 Beschäftigte sein, mit dem Ausbau noch mehr.

Die Produktion in Grünheide in Brandenburg startete im März offiziell. Derzeit stellt das Unternehmen in seiner einzigen Fabrik in Europa etwa 2.000 Autos pro Woche her. Das entspricht ungefähr einem Fünftel des Ziels in der ersten Ausbauphase. Naturschützer warnen vor negativen Folgen der Fabrik für die Umwelt, Tesla weist diese Bedenken zurück.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 03.12.2022, 16:40 Uhr

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