Interview | Barnim-Gemeinde sucht Kontakt in die Ukraine - Wandlitz knüpft "strategische Partnerschaft" mit Marakiv

Di 14.06.22 | 15:12 Uhr
Oliver Borchert (Freie Bürgergemeinschaft Wandlitz), Bürgermeister von Wandlitz. (Foto: Soren Stache/dpa)
Audio: Antenne Brandenburg | 14.06.2022 | Oliver Borchert, Dilan Polat | Bild: Soren Stache/dpa

Der Wandlitzer Bürgermeister strebt eine "strategische Partnerschaft" mit einer ukrainischen Stadt an. Makariv liegt etwa 30 Kilometer von Kiev (Kyjiw) entfernt, also ähnlich weit entfernt wie Wandlitz und Berlin. Bürgermeister Oliver Borchert (Freie Bürgergemeinschaft Wandlitz) war dort.

rbb: Herr Borchert, wie haben sie die Stadt in der Ukraine nach über 3 Monaten Krieg vorgefunden?

Oliver Borchert: Es sind sehr viele Gebäude zerstört. Man spricht mit den Menschen vor Ort. Man merkt, dass sie sehr, sehr gezeichnet sind von den Tagen des Krieges und auch von dem, wie sie mit der Situation umgehen sollen. Der Grundansatz, warum wir das machen, ist helfen zu wollen. Und wir müssen jetzt sehen, welche Projekte wir konkret daraus entwickeln können. In den Gesprächen, die wir in Marakiv geführt haben, wurde uns immer wieder ganz eindeutig gesagt, dass sie Teil der europäischen Familie sein wollen. Das ist gerade das, was uns auch verbindet, denke ich.

Sie haben sind auch ins nahe gelegene Kiev gefahren, haben die deutsche Botschafterin Anka Feldhusen sowie Wladimir und Vitaly Klitschko getroffen. Was war für Sie die wichtigste Botschaft, die sie aus dem Gespräch mit den Klitschkos entnommen haben?

Sowohl Vitali als auch Wladimir Klitschko haben beide betont, dass es wichtig ist, dass die Menschen zurückkehren, denn sie sind das größte Potenzial des Landes. Die Menschen werden gebraucht, um das Land wiederaufbauen zu können. Dafür müssen hier vor Ort die Strukturen geschaffen werden, dass die Bürgerinnen und Bürger wirklich zurückkehren können. Das ist aber im Moment - so wie ich die Stadt Markariv als Beispiel gesehen habe - über den Sommer sicherlich denkbar, aber im Winter noch unmöglich.

Aber die Bilder, die wir hier bei uns sehen, zeigen immer mehr total zerstörte Gegenden und Städte, schwer vorstellbar, dass ein Leben dort überhaupt möglich ist. Wie wollen sie sich mit ihrer Gemeinde in Makariv da einbringen?

Das Schulgebäude zum Beispiel ist nicht ganz zerstört. Die Inspektoren haben gesagt, dass man es wieder aufbauen kann. Das ist beispielsweise so ein einzelnes Projekt, wo wir gerade überlegen, zu helfen. Wir waren jetzt einen Tag in Makariv. Wir werden aus Kiev jetzt wieder dahinfahren. Und dann werden wir überlegen, was ist für uns machbar. Und das müssen wir natürlich auch mit den Menschen in Wandlitz und mit unserer Gemeindevertretung diskutieren, was wir leisten können. Wir wollen natürlich niemand überfordern, aber wir müssen helfen. Davon bin ich überzeugt.

Vielen Dank für das Gespräch.

Mit Oliver Borchert sprach Bärbel Lampe für Antenne Brandenburg. Dieser Artikel ist eine gekürzte und redigierte Version.

Am Donnerstag wird Borchert in der Gemeindevertretersitzung ein erstes Bild seiner Ukraine-Reise zeichnen können. Und dann sollen konkrete Gespräch und Spendenaktionen für die Partnerstadt Makariv folgen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 14.06.2022, 14:40 Uhr

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