rbb exklusiv - Berliner Sportsenatorin schlägt Hertha-Stadion nördlich des Maifelds vor

Do 07.04.22 | 19:25 Uhr | Von Sebastian Schöbel
ARCHIV - Die Luftaufnahme zeigt das Olympiastadion am 21.05.2014 in Berlin (Quelle: dpa/Ole Spata)
Audio: Inforadio | 07.04.2022 | Sebastian Schöbel | Bild: dpa/Ole Spata

Lange war Hertha BSC bei der Suche nach einem Bauplatz für sein Stadion gescheitert. Der Verein will im Olympiapark bleiben, dort aber fand sich lange kein Grundstück. Nun gibt es einen neuen Vorschlag des Senats - mit einer wichtigen Einschränkung. Von Sebastian Schöbel

Das neue Fußballstadion von Hertha BSC könnte am Rande des Maifelds gebaut werden. Das bestätigte Sportsenatorin Iris Spranger (SPD) am Donnerstag dem rbb.

"Wir haben am Rande des Maifelds noch sehr viel Freifläche, wo man ein kleineres Stadion hinsetzen könnte". Nach rbb-Informationen handelt es sich um das Areal an der Friedrich-Friesen-Allee, nördlich des Maifelds. Dort ist aktuell unter anderem der Reitsportverein am Maifeld zu Hause.

"Ich möchte, dass Hertha ein neues Fußballstadion bekommt", sagte Spranger. Der Vorschlag müsse nun allerdings geprüft werden. Das werde länger dauern, so die Senatorin.

Spranger fordert Verlängerung der Spielzeit im Olympiastadion

Sie rief den Verein auf, "seine Hausaufgaben zu machen". Dazu gehöre eine Anpassung der Stadionpläne, vor allem bei der Größe. "Und ich erwarte natürlich, dass Hertha eine Verlängerung der Spielzeit im Olympiastadion macht, bis 2030." Das sei eine "Mindestvoraussetzung", so Spranger.

Der Standort an der Rominter Allee, wo Wohnhäuser einer Genossenschaft stehen, sei derweil vom Tisch: Das Grundstück sei nicht mehr Thema, sagte Spranger. "Wir werden keine Mieterinnen und Mieter veranlassen, aus den Häusern rauszugehen." Die Genossenschaft hatte wiederholt einen Verkauf ihres Grundstücks an Hertha BSC abgelehnt, weil unklar war, wo sie Ersatzwohnungen für ihre Mieter bekommen würde.

Hertha nennt Vorschlag "sinnvolle Lösung"

Der Verein äußerte sich zum Vorschlag der Senatorin auf rbb-Nachfrage positiv. "Wir freuen uns sehr über das positive Signal von Frau Senatorin Spranger", teilte Hertha-Sprecher Marcus Jung am Donnerstagabend mit. Der Verein halte "den Vorschlag für eine sinnvolle Lösung, denn er vereint die vielen Vorteile, die der Olympiapark vor allem hinsichtlich der infrastrukturellen Anbindung bietet". Der Bundesligist werde die Realisierbarkeit nun "umgehend und intensiv prüfen". Man freue sich auf die kommenden Gespräche mit allen Beteiligten, so Jung.

Für die Hertha-Vereinsführung kommt Sprangers Vorstoß in einer besonders kritischen Zeit. Zwischen den Verantwortlichen und Hauptinvestor Lars Windhorst kriselte es zuletzt erheblich, vor allem wegen der schlechten sportlichen Situation. Für den Mai hat der Verein eine Mitgliederversammlung geplant. Fortschritte bei der Stadionplanung helfen dem Präsidium um Werner Gegenbauer im Machtkampf mit Windhorst.

Gemeinsame Betreibergesellschaft für beide Stadien?

Im Gespräch ist nach rbb-Informationen auch, dass Hertha BSC und das Land Berlin eine gemeinsame Betreibergesellschaft für das Olympiastadion und das neue Hertha-Stadion gründen. Genau an diesem Punkt aber gibt es noch Gesprächsbedarf in der Regierungskoalition.

Linken-Sportpolitikerin Claudia Engelmann zeigte sich auf rbb-Nachfrage skeptisch, was die Finanzierung des Stadions im Rahmen der Betreibergesellschaft angeht. "Das Land ist dann erneut davon abhängig, welche Finanzlage der Verein vorweisen kann", sagte Engelmann. Sie erinnerte daran, dass mit Hertha BSC schon einmal eine Zusammenarbeit im Rahmen einer Betreibergesellschaft für das Olympiastadion gescheitert sei. "Wir erwarten zeitnah, dass uns die Finanzen vorgestellt werden."

Betroffener Reitsportverein zeigt sich überrascht

Man sei von Sprangers Vorstoß "überrascht gewesen", sagte Engelmann dem rbb. Sie begrüßte allerdings, dass nun vor allem der Abriss von Wohnhäusern in der Sportforumstraße kein Thema mehr sei. Wichtig sei, dass nun alle betroffenen Akteure mitgenommen würden.

Ebenfalls überrascht von der Nachricht wurde der Reitsportverein am Maifeld. Man sei bisher in die Gespräche nicht einbezogen worden, sagte die Vereinsvorsitzende Angela Siesslack. Zwar sei im Zuge des Masterplans für das Olympiagelände angedacht worden, den Standort des Reitvereins in den südwestlichen Teil des Parks zu verlegen, näher an das alte Reiterstadion heran. Den Umzug lehne man bisher allerdings ab, so Siesslack.

Bezirk gegen Neubau

Offen ist auch, wie der Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf auf Sprangers Vorschlag reagiert. Zuletzt hatte das Bezirksamt entschieden, auch weiterhin einen Stadionbau im Olympiapark abzulehnen. Die zuständige Bezirksstadträtin für Sport, Heike Schmitt-Schmelz (SPD), bestätigte am Dienstag die Entscheidung im Sportausschuss der Bezirksverordnetenversammlung.

Die Gründe seien "vielfältig", so Schmitt-Schmelz: Gegen den Stadionbau im Olympiapark würden unter anderem die Lärmbelastung, die verkehrliche Situation und der Denkmalschutz sprechen. Auch hat der Bezirk demnach Bedenken, ob das Olympiastadion neben einem Neubau noch wirtschaftlich betrieben werden kann.

Hertha BSC bezeichnete die Aussagen von Schmitt-Schmelz am Mittwoch als "persönliche Meinung". Diese würden aber "keinen Einfluss auf die guten Gespräche mit dem Senat haben", hieß es in einer Stellungnahme gegenüber dem rbb.

Sendung: rbb24 Abendschau, 07.04.2022, 19:30 Uhr

Beitrag von Sebastian Schöbel

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