Onlinehändler will Filialen betreiben - Wer ist der Galeria-Interessent "buero.de"?
Zum zweiten Mal in zwei Jahren ist Galeria Karstadt Kaufhof insolvent. 2020 wurden 42 Filialen geschlossen, nun sollen es 130 sein. Aber für 47 Filialen könnte es weiter gehen - mit "buero.de". Ein Blick auf den wenig bekannten Händler. Von Oda Tischewski
47 Häuser der insolventen Galeria Karstadt Kaufhof hat "buero.de"-Vorstandschef Markus Schön auf seiner Liste notiert, ausgewählt nach Kriterien wie Kaufkraft am Standort, Strukturen und Lage - auch die Größe der Stadt war ein wichtiges Kriterium, wie er sagt: Mehr als 250.000 Einwohner sollte sie nicht haben.
Welche 47 Standorte genau nun das Interesse des bundesweit weniger bekannten Händlers wecken, hat der Konzern noch nicht genannt - ob sie identisch ist mit jener Aufzählung, die der Springer-Verlag veröffentlicht hat, will Schön nicht kommentieren. In Brandenburg aber scheint Cottbus ein sicherer Kandidat.
Kaufinteresse wohl unabhängig vom Insolvenzverfahren
Aspekte des Insolvenzverfahrens waren für Schön bei der Auswahl unerheblich, wie er sagt. "Wir haben gesagt, wir haben ein Kaufinteresse und haben dann analysiert, welche Häuser wir kaufen würden. Wir haben uns da - ehrlicherweise - bislang wenig Gedanken gemacht, ob diese Häuser verkauft werden können oder müssen oder ob das Häuser sind, die geschlossen werden sollen."
Wie der Name "buero.de" bereits vermuten lässt, dreht sich das Kerngeschäft des Unternehmens mit Sitz in Detmold um den Online-Vertrieb von Schreibwaren und Büroartikeln. Mehr als 60.000 Artikel umfasse das Sortiment, so "buero.de" auf seiner Webseite.
Mit seinem Übernahmeangebot wagt sich das Unternehmen nun gleich doppelt aus der Komfortzone: Zum einen steigt der bisherige Online-Händler damit im großen Stil ins stationäre Geschäft ein - ein Plan, der bereits länger besteht und mit drei Warenhäusern in Frankfurt am Main bereits in ersten Schritten umgesetzt wird.
47 Filialen auf der Liste
Zum anderen soll es in den 47 neuen Filialen eben nicht nur Schreibwaren geben, sondern - ähnlich wie bei Galeria Karstadt Kaufhof, allerdings unter einem neuen Namen - ein echtes Vollsortiment. "An den 47 Standorten wird derzeit ungefähr die Hälfte des Umsatzes mit Kleidung, Schuhen und Accessoires gemacht - da wäre es geradezu fatal, wenn man diesen Bereich nicht bedienen würde. Wir werden sicher einige andere Schwerpunkte setzen, aber im Grunde sollen Sie im Warenhaus nahezu alles vorfinden, was Sie für Ihr tägliches Leben benötigen“, sagt Markus Schön.
Eine gute Nachricht auch für die Belegschaften der 47 Häuser: "buero.de" will die etwa 6.000 Beschäftigen nach eigenen Angaben behalten. Betriebsbedingte Kündigungen und auch Vorruhestandlösungen schließt der Online-Händler aus. "Aus unserer Sicht sind die Mitarbeiter der größte Schatz, den man unbedingt bewahren muss", so Markus Schön. "Mit einem Konzept, das wieder mehr Perspektive bietet, glauben wir, dass wir eine tolle Kombination haben aus motivierten Mitarbeitern und einem Konzept, das sich positiv entwickeln kann."
Gespräche wohl nächste Woche
Bereits zum dritten Mal hat "buero.de" nun sein Interesse an der Übernahme von Karstadt-Filialen bekundet. Bislang seien die Bemühungen jedes Mal gescheitert oder im Sande verlaufen, so Markus Schön, diesmal hoffe er auf einen positiven Ausgang. Voraussichtlich in der kommenden Woche wolle er mit Vertretern von Galeria Karstadt Kaufhof und deren Insolvenzverwalter sprechen.
Sendung: rbb24 Inforadio, 08.11.2022, 17:20 Uhr