Krieg in der Ukraine - Luftfahrtbranche könnte Öl-Embargo verkraften
Wie würde sich ein Embargo gegen russisches Öl auf die Flugbranche auswirken? Verkraftbar wäre es, glaubt die deutsche Luftverkehrswirtschaft. Dabei sind schon jetzt die Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine im Flugverkehr zu spüren.
Die deutsche Luftverkehrswirtschaft würde ein Energieembargo gegen Russland nach eigener Einschätzung verkraften.
"Wir würden Einschränkungen erleben und höhere Preise. Schon heute kommt aber das meiste Öl, das die Branche nutzt, in den Nordseehäfen an. Zu großen Ausfällen sollte ein Embargo daher nicht führen", sagte der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL), Peter Gerber, den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.
Derzeit deutlich längere Flugzeiten nach Asien
Wegen des russischen Angriffs auf die Ukraine hat die EU inzwischen einen Importstopp für russische Kohle beschlossen und weitere starke Sanktionen verhängt. Intensiv wird aber vor allem über einen sofortigen Ausstieg aus russischem Gas oder Öl diskutiert. Davor schrecken Deutschland und andere Länder aber aus Furcht vor wirtschaftlichen Schäden bislang zurück.
Sollte die Raffinerie Schwedt ausfallen, die sich in der Hand von Rosneft befindet, sei ein vollständiger Stillstand am Fughafen BER laut Gerber derzeit nicht realistisch. "Auf der anderen Seite ist zuletzt einiges eingetreten, was lange als unvorstellbar galt, daher sollte man nichts ausschließen", warnte Gerber.
Ticketpreise für Flüge werden wohl steigen
Verbraucher müssen sich Gerber zufolge allerdings auf höhere Ticketpreise einstellen. "Ich gehe davon aus, dass Fliegen teurer wird. Die Kerosinkosten steigen, aber auch die Infrastrukturkosten werden höher, weil etwa die Flugsicherungen höhere Kosten weitergeben", sagte Gerber den Zeitungen. Trotz des Krieges in der Ukraine rechnet der BDL-Präsident mit einer hohen Nachfrage. "Schaut man sich den Gesamtmarkt an, dann wird die Reiselust derzeit nicht gedämpft."
Die Branche werde mit Beginn des Sommerflugplans das Angebot verdoppeln und so auf rund 85 Prozent des Verkehrs des Vorpandemiejahres 2019 kommen. Beim Geschäftsverkehr liege man für den Zeitraum nach Ostern teilweise wieder bei 75 Prozent des Vorkrisenniveaus.
Einschränkungen bringe der Krieg neben den höheren Treibstoffkosten vor allem mit Blick auf die asiatischen Märkte. "Da der russische Luftraum nicht überflogen werden darf, braucht man einige Stunden länger, um etwa nach China oder Japan zu kommen."
Sendung: Inforadio, 18.04.2022, 10:40 Uhr