Ansturm aufgrund niedriger Spritpreise? - Gemischtes Bild an polnischen Tankstellen

Sa 05.02.22 | 18:00 Uhr
An einer elektronischen Anzeigesäule an einer Tankstelle unweit der deutsch-polnischen Grenze werden die aktuellen Spritpreise in Polnischen Zloty (PLN) angezeigt. (Quelle: dpa/Monika Skolimowska)
Bild: dpa/Monika Skolimowska

Polen hat an der Steuerschraube für Kraftstoffe gedreht. Dabei kann es zu Preisunterschieden von bis zu 65 Cent den Liter mit Tankstellen in Brandenburg kommen. Manch einer füllt deshalb nicht nur den Tank mit dem günstigen Sprit.

Die Senkung der Mehrwertsteuer in Polen sorgt für mehr Tanktouristen - der erwartete Ansturm auf die Zapfsäulen im Nachbarland wegen dort drastisch gesunkener Spritpreise ist aber zunächst ausgeblieben. Für dieses Wochenende wurden viele Brandenburger, Sachsen und auch Berliner in Polen zum Tanken und Einkaufen erwartet. Dort wurde auch die Mehrwertsteuer für Lebensmittel ausgesetzt.

Am Samstag herrschte an den Übergängen Hohenwutzen und Küstrin-Kietz in Märkisch-Oderland nach Informationen der Nachrichtenagentur DPA normaler Autoverkehr. In Frankfurt (Oder) zeigte sich ein etwas anderes Bild. Die Tankstellen in der polnischen Nachbarstadt Slubice waren laut der Agentur voller als sonst. Autofahrer mussten länger warten, darunter auch viele Berliner.

Mehrwertsteuer zum Teil ausgesetzt

Der Spritpreis lag in Polen am Samstagvormittag demnach etwa bei 1,20 Euro, hinter der Grenze in Brandenburg bei etwa 1,80 Euro. Die Preise veränderten sich im Laufe des Tages mehrmals. Zudem nutzen viele Menschen den Ausflug auch für einen Wochenendeinkauf im Nachbarland. Geschäfte und Märkte waren hinter der Grenze gut besucht.

Tanken in Polen ist seit diesem Dienstag deutlich günstiger - das Land hat zum 1. Februar die Mehrwertsteuer auf Lebensmittel ausgesetzt und den Steuersatz auf Treibstoff gesenkt - von 23 auf 8 Prozent. Mit der Maßnahme sollen die Menschen in Polen von den Folgen der Inflation entlastet werden. Die Regelung gilt für einen Zeitraum von sechs Monaten. Die Spritpreise in Deutschland steigen dagegen nach einer kurzfristigen Erholung im Herbst vergangenen Jahres seit Wochen an. Treiber ist vor allem der hohe Ölpreis.

Bis zu 65 Cent pro Liter billiger

Etliche Kunden in Brandenburg tankten zusätzlich ihre mitgebrachten Kanister voll, wie ein DPA-Reporter berichtete. Der ADAC wies darauf hin, dass Benzinkanister mitzuführen Bestimmungen unterliege. 20 Liter seien frei - allerdings nur als Spritreserve, die zum eigenen Auto passe, sagte ADAC-Sprecherin Claudia Löffler. "Wir raten sowieso aus Sicherheitsgründen, nur zehn Liter mitzuführen und den Kanister im Kofferraum fest zu verstauen.".

Der Kraftstoff in Polen könnte nach Schätzungen des Verbands des Garagen- und Tankstellengewerbes Nord-Ost in Polen im Durchschnitt bis zu 65 Cent billiger sein. Mit einer genaueren Einschätzung der Lage rechnete er nach eigenen Angaben an diesem Wochenende. Der Verband betreut in Berlin und in den ostdeutschen Bundesländern etwa 300 Tankstellen. Er befürchtet ein Tankstellensterben an der Grenze und fordert von den Mineralölgesellschaften, den Betreibern eine höhere Provision für Kraftstoffe pro Liter zu zahlen.

Die ADAC-Sprecherin verwies darauf, dass sich Tanktourismus nicht immer lohne. Faktoren wie Wartezeit und Verschleiß des Autos bis hin zum Spritverbrauch vom Wohnort zur Tankstelle in Polen spielten eine Rolle. Aber auch Umweltaspekte sollten bedacht werden. "Diese Faktoren sollte man den Einsparungen gegenüberstellen. Je näher eine Tankstelle ist, umso mehr bleibt auch vom Ersparten übrig."

Sendung: Brandenburg Aktuell, 05.02.2022, 19:30 Uhr

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