Umbau zur "grünen" Raffinerie? - Energie-Unternehmen Enertrag zeigt Interesse an Einstieg bei PCK Schwedt
Eine Zukunft ohne russisches Öl? Die PCK-Raffinerie könnte zu einer "grünen" Raffinerie werden, wenn es nach dem Energie-Unternehmen Enertrag geht. Das Brandenburger Unternehmen will nun als Investor einsteigen.
Das brandenburgische Unternehmen Enertrag will bei der Raffinerie PCK Schwedt in der Uckermark einsteigen. "Enertrag möchte gern am Standort der PCK eine grüne Raffinerie der Zukunft aufbauen", sagte das Vorstandsmitglied Gunar Hering am Donnerstag dem rbb. Der Standort PCK sei dafür geeignet, weil sich dort viele qualifizierte Arbeitskräfte befänden. In der Region könne auch genug grüner Strom für die Raffinerie bereitgestellt werden, so Hering.
Damit bestätigte der Vorstand einen "Handelsblatt"-Bericht vom Mittwoch. Darin hatte ein Enertrag-Sprecher gesagt: "Wir haben als in Brandenburg verwurzeltes erneuerbares Energieunternehmen gegenüber Bund und Land unsere Bereitschaft bekundet, als Investor zur Sicherung des Standortes und der damit verbundenen Arbeitsplätze beizutragen."
Wird PCK zur "grünen" Raffinerie?
Man befinde sich aktuell im Austausch mit der Landesregierung sowie dem Bundeswirtschaftsministerium. Es werde geprüft, ob in Schwedt eine "grüne" Raffinerie auf Basis von Wasserstoff etabliert werden könne. Die Bundesregierung sucht seit Wochen nach einer Lösung für die Zukunft der vom russischen Rosneft-Konzern kontrollierten Öl-Raffinerie in Schwedt.
Insidern zufolge ist es das Ziel, die viertgrößte Raffinerie in Deutschland der Kontrolle durch Russland zu entziehen. Dazu gehöre auch eine mögliche Verstaatlichung. Die Sorge sei aber groß, dass ein solcher Schritt von Russland mit Vergeltung beantwortet würde, etwa durch geringere Gas- oder Öllieferungen. Schwedt spielt eine große Rolle für die Versorgung von Berlin und dem Umland der Hauptstadt.
Die Enertrag SE aus der Uckermark erzeugt Strom und Wärme ausschließlich aus erneuerbaren Quellen. Das Unternehmen betreibt nach eigenen Angaben 772 Windenergieanlagen und kann mit dem erzeugten Strom den Energiebedarf von 1,9 Millionen Menschen klimaneutral decken. Bei der Produktion von grünem Wasserstoff zählt Enertrag zu den Vorreitern.
Man sei sich darüber im Klaren, dass eine Umstellung der gesamten Produktion in Schwedt auf grünen Wasserstoff nicht von heute auf morgen erfolgen könne, sagte der Sprecher weiter.
Weitere Unternehmen mit Übernahme-Interesse
Ende Mai hatten bereits der Biokraftstoff-Hersteller Verbio und die Alcmene-Gruppe nach eigenen Angaben Interesse an einer Übernahme des PCKs gezeigt. Verbio aus Leipzig betreibt bereits seit 2004 auf dem Gelände der PCK-Raffinerie einen Standort. Die österreichische Alcmene-Gruppe gehört zum estnischen Öl-Terminal-Betreiber Liwathon. Bislang handelt es sich bei beiden nur um Interessensbekundungen. Ob der russische Mehrheitseigner Rosneft einer privaten Übernahme durch andere Unternehmen überhaupt zustimmen würde, ist noch offen.
Sendung: Antenne Brandenburg, 22.06.2022, 11:30 Uhr