Mögliche Übernahme - Zwei Unternehmen zeigen Interesse an Raffinerie in Schwedt
Weiterhin wird nach Lösungen für die Raffinerie gesucht. Nun haben mögliche neue Betreiber Interesse bekundet: So könnten sich der Biokraftstoff-Hersteller Verbio und die Alcmene-Gruppe nach eigenen Angaben eine Übernahme vorstellen.
Zwei Investoren haben Interesse an einer Übernahme der PCK-Raffinerie in Schwedt (Uckermark) bekundet. Dabei handelt es sich zum einen um den Biokraftstoff-Hersteller Verbio aus Leipzig, der bereits seit 2004 auf dem Gelände von PCK einen Standort betreibt. Die andere Interessentin ist die österreichische Alcmene-Gruppe. Sie gehört zum estnischen Öl-Terminal-Betreiber Liwathon.
Verbio-Geschäftsführer kritisiert aktuellen Kurs der Politik
Verbio-Geschäftsführer Claus Sauter betonte gegenüber dem rbb, dass man die Kapazität und das Know-How habe, um mit dem Umbau zu beginnen. Doch dazu bräuchte es die Unterstützung der Politik und eine klare Kommunikation. In den letzten Wochen passiere laut Sauter allerdings genau das Gegenteil: "Wir kümmern uns im Moment gerade darum, fossiles Gas aus Katar und Fracking Gas aus den USA zu bekommen. Hallo? Ich dachte, wir wollen die Gesellschaft dekarbonisieren."
Sauter bemängelte, dass die Politik offenbar kein Interesse daran habe, die PCK-Raffinerie grün zu machen. Gleichzeitig möchte er seine Firma für eine mögliche Übernahme der PCK ins Gespräch bringen: "Ich will nur sagen: Hey, schaut’s mal her, da ist eine Verbio, die ist schon auf dem Gelände des PCK, die macht genau das, was ihr haben wollt. Denkt mal drüber nach, ob das eine Alternative sein könnte. Nicht mehr und nicht weniger."
Zurückhaltender ist das Energieunternehmen Alcemene. Eine rbb-Anfrage blieb von der Alcmene-Gruppe bislang unbeantwortet.
PCK gehört mehrheitlich Rosneft
Hintergrund der Überlegungen ist, dass PCK derzeit mehrheitlich dem russischen Staatskonzern Rosneft gehört und russisches Öl verarbeitetet. Um eine Abhängigkeit zu reduzieren und wegen eines möglichen Öl-Embargos gegen Russland hatten Bund und Land in den vergangenen Wochen nach alternativen Betriebs- und Versorgungsmöglichkeiten für die Raffinerie gesucht.
Dabei waren auch Enteignung und eine Treuhänderschaft Thema. Bundesumweltminister Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen) hatte zudem bei einem Besuch in Schwedt auch eine Transformation zu anderen Produkten ins Gespräch gebracht.
Eine solche Transformation könnte sich zumindest Verbio als Interessent vorstellen. Das Unternehmen betreibt seit 2005 eine Anlage zur Herstellung von Bioethanol und Biomethan auf dem Gelände der PCK. Der Vorstandsvorsitzende Claus Sauter könnte sich die Raffinerie nach eigenen Angaben auch als Werk für Kraftstoffe von Biomasse vorstellen.
Alcmene-Chef Raul Riefler sagte dem "Handelsblatt", sein Unternehmen könne umgehend damit anfangen, "eine langfristige Lösung für den Fortbestand der Raffinerie" zu finden [www.handelsblatt.com]. Eine solche hatten sich vor allem PCK und die Beschäftigten sowie Politiker und Wirtschaftsverbände aus der Region gewünscht.
Weitere Optionen vorhanden
Bislang sind aber beides nur Interessensbekundungen. Ob der russische Mehrheitseigner Rosneft einer privaten Übernahme durch andere Unternehmen zustimmen würde, bleibt offen. Daher bleiben auch eine mögliche Überführungs- oder Trauhandlösung weiterhin Optionen.
Erst am Freitag (20.05.2022) hatte der Bundesrat der Novelle des Energiesicherungsgesetzes zugestimmt. Damit hat die Bunderegierung die Möglichkeit erhalten, Unternehmen wie das PCK zum Zweck der Energiesicherung unter Treuhandschaft zu stellen oder gar zu enteignen.
Die Unternehmervereinigung Uckermark kritisierte das am Dienstag. Sie befürchtet im Falle einer Enteignung oder Treuhandschaft einen sofortigen Lieferstopp des russischen Öls und somit eine weitgehende Stilllegung der PCK.
Sendung: Antenne Brandenburg, Antenne am Nachmittag, 24.05.2022, 16:10 Uhr
Mit Material von Jonas Wintermantel