Personalmangel - Neue Hoffnung auf Arbeitserlaubnis für ukrainische Lkw-Fahrer
Lkw-Fahrer aus der Ukraine arbeiten oft für polnische Unternehmen, aber nun fehlen viele wegen des Krieges. Diejenigen, die geblieben sind, dürfen in Deutschland meistens nicht fahren und werden regemäßig kontrolliert. Doch das könnte sich bald ändern.
Arkadiusz Burkowski beschäftigt viele Ukrainer. Er ist Chef des polnischen Transportunternehmens Carter Logistic und aktuell fehlt ihm wegen des Krieges Personal: Ein Großteil seiner ukrainischen Lkw-Fahrer ist zurück in die Heimat, um dort zu kämpfen, wie er erzählt.
Vor knapp einem halben Jahr habe Burkowski seine Firma in Deutschland registrieren lassen, damit er weiterhin Aufträge in Deutschland durchführen kann. Der Grund: Im November trat das Mobilitätspaket in Kraft. Hätte Burkowski seinen Firmensitz nicht umgemeldet, hätte er als polnisches Unternehmen nur drei Aufträge pro Woche in Deutschland übernehmen dürfen.
Doch ein Problem bleibt. Bislang dürfen seine ukrainischen Fahrer für ihn in Deutschland ohne entsprechende Aufenthaltspapiere und mit ukrainischen Lkw-Führerscheinen weiterhin nicht arbeiten. Wie Burkowski geht es vielen Transportunternehmern: Sie sind verzweifelt und brauchen eine Lösung.
Ukrainische Fahrer werden kontrolliert
Die wenigen ukrainischen Fahrer, die noch da sind, werden regelmäßig kontrolliert, sagt Burkowski. So sei vor kurzem einer seiner ukrainischen Fahrer kontrolliert worden. "Die Kontrolleure wollten ihn sofort abschieben. Wir haben ewig den Beamten erklären müssen, dass es in der Ukraine doch Krieg gibt … Wohin soll er abgeschoben werden? Da, wo alles zerstört ist?" Nach etwa zwei Stunden habe man den Fahrer in Ruhe gelassen, so Burkowski.
Diese Kontrollen bestätigt auch Agnieszka Bollmann aus Frankfurt (Oder), die in der Stadt an der Oder oft Unternehmer mit Migrationshintergrund berät. Laut Bollmann sollen Kontrolleure des Bundesamtes für Güterverkehr ukrainische Fahrer dazu aufgefordert haben, die Bundesrepublik zu verlassen. "Zur Wahl steht: Entweder der Fahrer wird für zwölf Monate ausgewiesen – mit einem Stempel auf seinem Pass, dass er die Grenze nicht betreten darf – oder die Firma zahlt eine Strafe."
80.000 Lkw-Fahrer fehlen in Deutschland
Doch es gibt einen Hoffnungsschimmer für Arkadiusz Burkowski und andere Transportunternehmer. Auf Bundesebene könnte die Anerkennung der ukrainischen Führerscheine neu geregelt werden. So will es auch Oliver Luksic, parlamentarischer Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium: "Wir sind im ganz engen Austausch mit der EU-Kommission, die muss eben diese zusätzliche Qualifikation neben dem Führerschein zu Berufskraftfahrer eröffnen, dass wir sie anerkennen dürfen", sagt der Politiker Luksic dem rbb. Er hoffe, dass das Problem schnell gelöst wird. Er habe Hoffnungen aufgrund der politischen Lage und des dringenden Bedarfs in der Branche.
Derzeit fehlen in Deutschland 80.000 Lkw-Fahrer. Östlich der Oder warten einige, um die Nachfrage zumindest teilweise zu decken. Wenn sie denn fahren dürfen.
Sendung: Antenne Brandenburg, 05.05.2022, 16:30 Uhr
Mit Material von Magdalena Dercz