Mehrheitsanteile im Besitz von Rosneft - Ohne Öl aus Russland steht PCK-Raffinerie Schwedt vor "schwieriger Situation"
Seit fast 60 Jahren fließt Öl durch eine russische Pipeline aus Sibirien bis in die PCK-Raffinerie Schwedt. Sollte die Versorgung aus Russland im Zuge des Ukraine-Kriegs ausbleiben, kann der Ausfall kaum kompensiert werden.
Ohne Öl aus Russland steht die PCK-Raffinerie Schwedt (Uckermark) vor einer schwierigen Situation. Das teilte der Wirtschaftsverband Fuels und Energie am Sonntag auf Nachfrage von Brandenburg aktuell mit.
Von Gersdorff: Seeweg über Hafen Rostock schwierige Alternative
Sprecher Alexander von Gersdorff betonte im Interview, dass die PCK-Raffinerie ein entscheidender Versorger der Region Berlin und Brandenburg und darüber hinaus sei. "Mehr als 90 Prozent des Bedarfs an Benzin, Diesel, Heizöl und Kerosin für den BER kommen aus Schwedt, das ist entscheidend für Mobilität, Wärme und weitere Produkte", sagte von Gersdorff. Mitglieder in dem Wirtschaftsverband sind unter anderem die Konzerne Shell, Esso, BP und Rosneft.
Alternativ könnte Öl zwar über den Seeweg durch den Hafen von Rostock geliefert werden, diese Ersatzversorgung wäre aber ausgesprochen schwierig, so von Gersdorff, weil sie nur die Hälfte der benötigten Kapazität hätte.
Rosneft hält mehr als 90 Prozent der Raffinerie
Der russische Energiekonzern Rosneft liefert Rohöl durch die Trasse "Druschba" an die Schwedter Raffinerie und hat erst im November 2021 vom Konkurrenten Shell ein Aktienpaket von rund 38 Prozent an PCK abgekauft. Damit hat Rosneft seinen Anteil an dem Unternehmen in Schwedt auf mehr als 90 Prozent erhöht. Das Bundeskartellamt hatte Ende Februar, kurz vor dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine, die Übernahme der Shell-Anteile kartellrechtlich erlaubt.
Die kartellrechtliche Zusage wird derzeit jedoch vom Bundeswirtschaftsministerium noch überprüft. "Mit Bezug auf die Übernahme zusätzlicher Anteile an der PCK Raffinerie GmbH durch die OAO Rosneft wurde ein sogenanntes Investitionsprüfverfahren eingeleitet", hatte eine Ministeriumssprecherin dem rbb gesagt. Rosneft ist der größte russische Ölproduzent.
Per Pipeline mit Russland verbunden
Aktuell sind mehr als 1.100 Menschen in der Raffinerie beschäftigt. Die Raffinerie in der Uckermark verarbeitet nach eigenen Angaben jährlich zwölf Millionen Tonnen Rohöl und gehört damit zu den größten Verarbeitungsstandorten in Deutschland. Über die Pipeline wird Deutschland nach Angaben der Raffinerie zu 25 Prozent mit Rohöl versorgt.
Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) ist Aufsichtsratschef des russischen Staatskonzerns. Das Öl kommt mittlerweile seit fast 60 Jahren über die Pipeline "Druschba" (Freundschaft) aus dem 5.300 Kilometer entfernten Sibirien.
Sendung: Brandenburg aktuell, 27.03.2022, 19:30 Uhr