Ansturm durch Krieg in der Ukraine - Benzin in Polen nach Preis-Explosion wieder auf Normal-Niveau

Di 01.03.22 | 19:06 Uhr
Bis zu 65 Cent pro Liter beträgt die Differenz zu deutschen Literpreisen. (Quelle: Tony Schönberg/rbb)
Audio: Antenne Brandenburg | 01.03.2022 | Magdalena Dercz | Bild: Tony Schönberg/rbb

Nach ersten Meldungen über den russischen Angriff auf die Ukraine zog es in der vergangenen Woche zahlreiche Autofahrer an die polnischen Tankstellen. Die Folgen: hohe Preise und Ausverkauf. Mittlerweile hat sich die Situation aber wieder beruhigt.

Im Kampf gegen die Inflation hat Polen Anfang Februar die Mehrwertsteuer auf Kraftstoffe gesenkt. Preisunterschiede von bis zu 65 Cent pro Liter ziehen seitdem auch mehr Deutsche zum Tanken über Grenze. Doch in den vergangenen Tagen waren viele Tankstellen in der Grenzregion überlastet, berichten Reporter des rbb. Während sich an einigen Zapfsäulen lange Schlangen bildeten, verkauften andere etwa kein Super mehr oder waren gleich ganz geschlossen. Teilweise sei in manchen Landesteilen nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine der Benzin-Preis rasant nach oben geschossen, berichtete der Chef der Polnischen Organisation der Öl- und Gasindustrie und Handels, Leszek Wiwala am Dienstag.

Preise wieder stabil

Nun habe sich die Situation an den Tankstellen aber erstmal beruhigt. In Frankfurts Nachbarstadt Slubice fließt der Sprit wieder wie gewohnt. Stichproben am Dienstag ergaben ein Preisniveau von etwa sechs Zloty, umgerechnet etwa 1,30 Euro pro Liter. Doch viele deutsche Kunden zeigten sich verunsichert und bezweifelten, dass der Preis angesichts der Krise in der Ukraine so niedrig bleibt. Ein Kunde sagte: "Ich gehe davon aus, dass das nicht das Ende der Fahnenstange ist. Das wird noch deutlich teurer werden, da bin ich sicher."

Deutlich teurer soll es aber erstmal nicht werden, beruhigt Leszek Wiwala. "Solche Preiserhöhungen - also Verdoppelung der Preise - wie das in den letzten Tagen der Fall war, wird es nicht geben. Das war ein Ausnahmezustand. Die Menschen sind wegen des Krieges in Panik geraten."

Hamsterkäufe und Spekulationen als Grund für hohe Preise

Hinzu kam, dass sich falsche Informationen über Lieferengpässe von Benzin in Polen verbreitet hätten. Die Preise seien aber gestiegen, weil der Kraftstoff auf einmal durch Hamsterkäufe ausverkauft war und deshalb oft aus weiter entfernten Teilen des Landes zu höheren Kosten transportiert werden musste, so Wiwala. Einige Tankstellenbetreiber hätten versucht, zu spekulieren und vorschriftswidrig ihre Preise erhöht. Doch die Situation stabilisiere sich, sagt Leszek Wiwala. "Ab heute füllen wir wieder Vorräte an den Tankstellen auf. Mit jedem nächsten Tag rücken wir hier der Normalität näher."

Doch die Normalität gebe es in Kriegszeiten nicht, betont Jakub Bogucki. Der Rohstoff-Experte ist für das Branchen-Portal "e-petrol" [www.e-petrol.pl] tätig und analysiert die polnische Kraftstoff-Industrie. Dem rbb sagte er: "Die Preise können schon weiter steigen. Wir wissen nicht, was die wirtschaftliche Nachlese des Krieges sein wird. Alles hängt von der Eskalation der Situation ab, aber erstmal wird es bei sechs Zloty pro Liter bleiben."

Experten rechnen nicht mit Öl-Stopp aus Russland

Polen bezieht überwiegend über die Pipeline "Druschba" (dt. Freundschaft) Rohöl aus Russland. Im Falle, dass Lieferungen gestoppt werden sollten, verfügt Polen noch über einen Öl-Hafen in Danzig und könnte Rohstoff aus dem Nahem Osten befördern. Allerdings könnten Lieferungen über den Seeweg zu deutlich höhere Kosten führen. Dass Russland aber tatsächlich die Versorgung einstellt, halten sowohl Wiwala als auch Bogucki für sehr unwahrscheinlich.

Sendung: Antenne Brandenburg, 01.03.2022, 16:40 Uhr

Mit Material von Magdalena Dercz

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