Krieg gegen die Ukraine - Erste ukrainische Flüchtlinge kommen in Slubice an und erhalten Hilfe
Nach den dramatischen Ereignissen in der Ukraine hat sich im polnischen Slubice Hilfe organisiert. Erste Flüchtlinge wurden versorgt. Polen sind fast zeitgleich aufgebrochen, um Spenden in Richtung Grenze zu bringen - oder sich fürs Militär zu melden.
Am Plac Wolności (dt.: "Platz der Freiheit") in Slubice auf der anderen Seite der Oder kamen am Samstagvormittag die ersten Geflüchteten aus der Ukraine mit dem Auto an. Eine Gruppe von Menschen wartete bereits auf sie. Einer von ihnen ist Mischa*, der seit Jahren in der Schwesterstadt von Frankfurt (Oder) wohnt und dort auch arbeitet. Wegen des Krieges in der Ukraine hat er seine Frau und seine zwei Töchter aus Lwiw (dt.: Lemberg) geholt.
Hoffen auf internationale Hilfe
"Wir haben noch die Hoffnung, dass die Welt uns hilft“, sagt Mischa im Gespräch mit dem rbb. Die USA, Europa und Deutschland würden ja helfen wollen, meint er. Immerhin sei die Ukraine derzeit auf sich allein gestellt. Wäre sein Heimatland Mitglied der EU, wäre das nicht passiert, ist er überzeugt: "Aber wir haben die Hoffnung, dass wir noch zur EU gehören werden."
Wie im benachbarten Deutschland hatte sich auch in Slubice Hilfe für die Ukraine formiert. Gruppen wie Fundacja Grupa Pomagamy (dt.: "Wir helfen") haben beispielsweise private Unterbringungen für die Ankommenden organisiert. "Seit gestern, seit wir angefangen haben die Aufrufe in den sozialen Medien zu verbreiten, haben wir inzwischen die Möglichkeit circa 40 Menschen privat unterzubringen", sagt Gruppenmitglied Mariusz Dubacki.
Auch in den Nachbarstädten Cybinka (dt.: Ziebingen, niedersorbisch: Zebinki), Kostrzyn (dt.: Küstrin) und Rzepin (dt.: Reppen) seien noch Plätze frei, sagt er. Viele Menschen würden anrufen oder Nachrichten schicken, um ihre Wohnungen und Häuser für Flüchtlinge als Unterbringung zur Verfügung zu stellen. Die Solidarität sei groß.
Autos und Busse mit Spenden
Das kann auch Elena Pankiv bestätigen. Die Boutiquen-Inhaberin ist selbst Ukrainerin und lebt bereits seit mehreren Jahren in Polen. Sie hatte in den Sozialen Medien zu Spenden aufgerufen.
"Es ist unglaublich", sagt sie. Sie habe nicht einen solchen Erfolg erwartet, da sie nur in zwei Posts dazu aufgerufen habe. Wegen des hohen Spendenaufkommens helfen ihr die Mitglieder der Fundacja Grupa Pomagamy. Am Nachmittag packen sie die Hilfsgüter am Plac Bohaterów (dt.: "Platz der Helden") in zahlreiche Autos und Busse, die sich noch am Samstag auf den Weg Richtung Grenze machen. "Ich danke allen, die sich uns anschließen, für gute Worte, für die ganzen Geschenke und das Ihr mit uns seid", sagt Pankiv an die Spender gewandt.
Auch bei Sergiej Lewicki ist die Spendenbereitschaft groß. Er stammt aus Belarus und betreibt auf dem Plac przyjanźni (dt.: "Platz der Freundschaft") in seiner Wahlheimat Słubice einen mobilen Kaffeestand. Der Erlös solle den fliehenden Ukrainern zugutekommen, berichtet er. Der Andrang vor seinem Stand ist groß.
Ukrainer und Polen wollen kämpfen
Es bleibt aber an diesem Samstag nicht nur bei Spenden und Hilfsgütern. Viele junge Ukrainer, die in Polen leben, sagen im Gespräch mit dem rbb, dass sie in ihre Heimat zurückkehren und kämpfen wollen. Die ersten von ihnen wollen sich noch am selben Tag auf den Weg machen. Andere wollen in den kommenden Tagen folgen. Auch erste polnische Männer aus Słubice sollen sich bereits freiwillig gemeldet haben, heißt es.
*wollte seinen vollständigen Namen nicht veröffentlicht sehen.
Sendung: Brandenburg Aktuell, 26.02.2022, 19:30 Uhr
Mit Material von Jakub Paczkowski.