Kreis Oderland-Spree - Ukraine-Krieg und Krisen prägen Kirchentag 2022 in Beeskow
Nach sieben Jahren und Verschiebungen aufgrund der Pandemie haben Gläubige aus Ostbrandenburg jetzt wieder zum Kirchetag in Beeskow zusammengefunden. Trotz ausgelassener Stimmung waren die aktuellen Krisen auch dort allgegenwärtig.
Etwa 2.000 Menschen haben am Sonntag in Beeskow (Oder-Spree) den Kirchentag des Kreises Oderland-Spree gefeiert. Das teilte Superintendent Frank Schürer-Behrmann dem rbb nach der Veranstaltung mit und bezeichnete diese als großen Erfolg. Es war der erste Kirchentag in der Region Ostbrandenburg seit 2015.
An fünf Standorten über die Innenstadt verteilt präsentierten Gemeinden, Vereine und Institutionen, wie etwa die Seelsorge, ihre Arbeit unter anderem mit Musik und Podiums-Diskussionen. Daran beteiligten sich auch Vertreter aus der Landes- und Kommunalpolitik, wie Brandenburgs Kulturministerin Manja Schüle (SPD).
Krieg und Krisen prägen Diskussionen
Bestimmende Themen waren der Krieg in der Ukraine und gesellschaftlicher Zusammenhalt in der Krise, sagt Bischof Christian Stäblein, Leiter der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz. "Der Krieg beschäftigt uns laufend, und da kriegt man den Kopf nie ganz frei von. Da habe ich hier auch gespürt, bei den Fragen, die die jungen Menschen gestellt haben." So wurde kritisch über Waffenlieferungen und die Position der Kirche dazu diskutiert. Auch die ungleiche Bezahlung von Frauen und Männern im Kirchendienst stand zur Debatte.
Die Kirche wolle Anregungen in ihre Arbeit mit einfließen lassen und in Krisenzeiten Raum für Austausch bieten, so Stäblein weiter. Allgemein stelle er große Belastungen bei den Menschen fest. Der Gesprächsbedarf habe in den vergangenen Monaten zugenommen. Neben dem Krieg in der Ukraine hätten dazu auch die Corona-Pandemie und ökologische Herausforderungen beigetragen. "Wir hatten im Land Brandenburg so viele Waldbrände wie noch nie", sagte Stäblein. "Ich spüre eine tiefe Verunsicherung und gleichzeitig die Bereitschaft, jetzt rauszugehen und zusammenzustehen."
Darüber hinaus kritisierte Stäblein erneut die Rolle der russisch-orthodoxen Kirche Moskaus als Unterstützerin Wladimir Putins. Ihm zufolge dürfte Religion nicht missbraucht werden, um den Krieg zu legitimieren. "Auch die ukrainische Orthodoxie hat den Weg der Unabhängigkeit beschritten, und es ist wichtig, dass wir deutlich machen, dass die russisch-orthodoxe Kirche mit ihrer Position in der Christenheit isoliert ist."
Bleiben Kirchen im Winter kalt?
Aufgrund der Energiekrise hatten mehrere Kirchen in Deutschland dazu aufgerufen, Andachten im Herbst und Winter aus den Gotteshäusern auch in kleine Räume wie etwa Pfarrämter und Gemeinderäume zu verlegen. Darüber wird den Angaben zufolge auch in Brandenburg debattiert.
Großen Handlungsbedarf sieht der Superintendent des Kreises Oderland-Spree, Frank Schürer-Behrmann, derzeit allerdings nicht. "Ehrlich gesagt, machen das unsere Gemeinden schon seit Jahrzehnten. Wir haben an vielen Stellen die sogenannten Winterkirchen, die kleiner und besser heizbar sind. Die Gemeinden werden sich das sicher noch einmal ansehen und schauen, ob sie das noch geschickter machen." Auch Bischof Stäblein bestätigt den Brandenburgern ein ökologisches Verantwortungsbewusstsein. Gleichzeitig würden die Kirchen als Zeichen des Glaubens und der Hoffnung weiterhin gebraucht. "Dafür werden die Kirchen in diesem Winter offen sein."
Der nächste Kirchentag in der Region ist für 2024 geplant. Dort ist eine Beteiligung der Kirchen aus Osteuropa geplant.
Sendung: Antenne Brandenburg, 12.09.2022, 06:30 Uhr