Hartz 4-Anspruch für Geflüchtete - Ukrainer kommen meist gut vorbereitet zum Jobcenter Frankfurt (Oder)

Mi 01.06.22 | 17:55 Uhr | Von Eva Kirchner-Rätsch
Arbeitslosengeld für Geflüchtete aus der Ukraine
Audio: Antenne Brandenburg | 01.06.2022 | Eva Kirchner-Rätsch | Bild: Eva Kirchner-Rätsch/rbb

Flüchtlinge aus der Ukraine haben ab seit Juni Anspruch auf Hartz 4-Leistungen. Die entsprechenden Unterlagen werden auch im Jobcenter Frankfurt (Oder) bearbeitet. Der erwartete Ansturm auf die Behörde ist allerdings ausgeblieben.

Es ist ein Leben am finanziellen Existenzminimum, das tausende Flüchtlinge in Brandenburg führen. Seit Mittwoch soll sich das nun ändern - zumindest für die rund 28.000 ukrainischen Flüchtlinge im Land. Sie haben ab dem 1. Juni Anspruch auf Arbeitslosengeld 2 - also Hartz 4. Das bedeutet mehr Geld als bisher. Doch vorher müssen in den regionalen Jobcentern Anträge ausgefüllt und Beratungsgespräche geführt werden.

Großteil der Anträge ist bearbeitungsfertig

Der erwartete Ansturm auf das Jobcenter in Frankfurt (Oder) ist am Mittwoch ausgeblieben. Der Grund dafür ist, dass gut 80 Prozent der zu erwartenden 220 Anträge von ukrainischen Geflüchteten der Behörde bereits vorliegen. Das bestätigt Erstberater Andreas Kampfenkel. "Es ist so, dass die von den Flüchtlingen schon vorbereitet sind, meist durch Hilfe von Bekannten, Verwandten oder durch Sprachvermittler in der Unterkunft. Wir bekommen dann die Anträge wirklich bearbeitungsreif."

"Da es mehr Geld ist, wird es sicher einfacher. Auch mit meinem Kind."

Auch Juliia Kolomiiets hat ihren Antrag auf Arbeitslosengeld 2 bereits abgegeben. Die 33-jährige aus Kyjiw lebt seit Anfang März mit ihrer Tochter bei ihrer Schwester in Frankfurt (Oder). Die notwendige Unterstützung beim Ausfüllen des mehrseitigen Antrags gab es von ihrer Familie. Allein hätte sie das nicht geschafft, erzählt sie. Dass sie jetzt fast 100 Euro mehr im Monat bekommen könnte, ist eine große Hilfe. "Da es mehr Geld ist, wird es sicher einfacher. Auch mit meinem Kind."

Jobcenter erkundigt sich in Einzelgesprächen

Außerdem übernimmt die Behörde die Kosten für Wohnung, Heizung, Krankenversicherung und ermöglicht die Teilnahme an Sprachkursen. Auch der Zugang zum Arbeitsmarkt soll einfacher werden. Parallel zum Antragsverfahren werden die ukrainischen Geflüchteten beraten, berichtet Frank Mahlkow, Geschäftsführer der Frankfurter Jobagentur. Dafür sei es wichtig, grundlegende Fragen zu beantworten: "Wollen Sie hier in Deutschland bleiben? Wie ist die eigene Perspektive und welche Berufe haben Sie? Die erfassen wir in jedem Fall. Und wollen Sie arbeiten oder zunächst Dinge regeln, wie Kinderunterbringung, Wohnungssuche oder ähnliches?"

Damit komme jetzt viel Arbeit auf das Frankfurter Jobcenter zu. Mehr Personal braucht es dafür jedoch nicht, berichtet Geschäftsführer Frank Mahlkow. In den kommenden zwei bis drei Wochen soll ein Großteil der Anträge bearbeitet und beschieden sein. Auch der von Juliia Kolomiiets, die noch keine konkreten Pläne für die Zukunft hat, nur eine Art Fahrplan: "Zuerst möchte ich, dass meine Tochter einen Platz an einer Schule bekommt. Dann möchte ich eine eigene Wohnung finden, Deutsch lernen und auch zu mir selbst finden."

Sendung: Antenne Brandenburg, 01.06.2022, 16:10 Uhr

Beitrag von Eva Kirchner-Rätsch

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