"Es fehlt an allem" - Hilfs-Verein bringt Spenden für geflüchtete Ukrainer in die Republik Moldau

Di 08.03.22 | 13:18 Uhr
LKW mit Spenden für Geflüchtete von Verin "Wir packen's an"
Audio: Antenne Brandenburg | 08.03.2022 | OT Geflüchteten-Helfer Axel Grafmanns | Bild: Wir packen's an e.V.

Die Not vieler Ukrainer gestaltet sich nicht nur im Kriegsgebiet groß. Auch Länder, die Geflüchtete aufnehmen, sind zum Teil mit der Versorgung überfordert. Ein Bad Freienwalder Verein leistet deshalb jetzt in die Republik Moldau mit Spenden aus Deutschland Hilfe.

Wegen des russischen Angriffs auf die Ukraine sehen sich immer mehr Menschen dazu gezwungen, ihr Heimatland zu verlassen. Nach Angaben der UN-Flüchtlingshilfsorganisation UNHCR flüchteten inzwischen 1,7 Millionen Menschen in die Nachbarländer.

Moldawien mit Hilfe überfordert

Viele führt der Weg gen Westen, nach Polen oder weiter nach Deutschland. Andere suchen in der Republik Moldau oder Rumänien nach Schutz vor Putins Truppen. Auch dort müssen nun tausende Flüchtlinge untergebracht und versorgt werden. Nach Angaben von Hilfsorganisationen gestaltet sich dort die Versorgungslage aber schwieriger als etwa in Deutschland.

Deshalb unterstützt auch der Verein "Wir packen’s an" mit Sitz in Bad Freienwalde (Märkisch-Oderland). Sein Vorsitzender Axel Grafmanns ist Anfang der Woche Mit einem LKW samt Spenden und Lebensmitteln in der Republik Moldau angekommen.

Lage in Polen geordneter als in Moldawien

Der Unterschied ist, dass die Lage in Polen etwas geordneter ist als in Moldau, berichtet Grafmanns dem rbb am Dienstag: "Moldawien ist eines der ärmsten Länder in Europa und sehr klein. Die sind sehr überfordert und die Hilfsmaßnahmen kommen nicht so in der Breite an, wie beispielsweise in Polen. Es fehlt an allem!"

In Polen selbst seien bereits zahlreiche Organisationen tätig. Zudem gestalte die Nähe etwa zu Deutschland die Situation dort besser, so Grafmanns weiter. In der Republik Moldau seien hingegen kaum Institutionen zur Hilfe vor Ort. "Es sind nur vereinzelt sehr kleine Organisationen da und die großen nicht vertreten. Der Hilferuf der lokalen Behörden ist sehr groß."

Nahrungsmittel und Hygieneprodukte fehlen

Die humanitäre Lage sei als äußerst prekär einzuschätzen, sagt der Bad Freienwalder. Es fehle vor allem an Hygieneprodukten und Nahrungsmittel. Der Brandenburger Verein habe daher am Montag selbst organisierte Lebensmittel verteilt. Auch an Kleidung und Verbandsmaterialien für verletzte Geflüchtete bestehe großer Bedarf.

Die Spenden aus Deutschland nach Moldau zu bringen habe sich als sehr schwierig erwiesen. "Wir waren zweieinhalb Tage unterwegs, was aber auch daran liegt, dass wir mit den großen LKW nicht schneller als 90 km/h fahren dürfen. Das heißt, wir müssen es organisieren, dass hier Hilfsgüter herkommen." Mittlerweile sei man aber in Gesprächen mit der Deutschen Bahn, um die Logistik zu vereinfachen.

Kritik an unterschiedlicher Hilfe für Geflüchtete

Parallel zum Transport von Axel Grafmanns werde laut Vereinsangaben am Dienstag der bereits zweite Hilfstransport an die Grenze zwischen Polen und der Ukraine geschickt. "An Bord befinden sich vor allem Lebensmittel, Rettungsdecken und medizinische Güter, um besonders diejenigen Menschen zu unterstützen, die auf der ukrainischen Seite der Grenze teilweise tagelang in Wind und Kälte anstehen müssen, bevor sie die Grenze überqueren dürfen", heißt es in einer Mitteilung.

Anschließend soll der Transport eine weitere Station an der polnisch-belarussischen Grenze anfahren. Dort warteten Geflüchtete aus anderen Kriegs- und Krisenregionen auf Zugang zur EU. Der Verein kritisiert deshalb die europäische Haltung, Menschen aufgrund der Herkunftsländer zu selektieren.

Sendung: Antenne Brandenburg, 08.03.2022, 14:12 Uhr

Mit Material von Stefan Kunze

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