Neuenhagen (Märkisch-Oderland) - Hortkinder basteln Traumfänger für Geflüchtete aus der Ukraine
Nicht nur für Erwachsene, sondern auch für Kinder sind die Schrecken in der Ukraine schwer zu begreifen. Um Betroffene zu unterstützen, basteln Kita-Kinder jetzt Traumfänger. Diese helfen auch ihnen selbst, die Geschehnisse zu verarbeiten.
Täglich kommen tausende Geflüchtete aus der Ukraine in Brandenburg an. Gerade für die Jüngsten sind die Erlebnisse in den umkämpften Kriegsgebieten kaum zu verarbeiten. Um dabei zu helfen, ist der siebenjährige Anton aus Neuenhagen (Märkisch-Oderland) auf eine Idee gekommen: Er bastelt Traumfänger für ukrainische Kinder, damit sie nachts keine Alpträume haben. Eine Idee, die inzwischen viele Schulen und Kitas in ganz Brandenburg aufgegriffen haben.
Kindern basteln Brandenburgweit für Geflüchtete
So zieht auch die ebenfalls siebenjährige Sophie die Fäden schön straff, sodass die bösen Träume auch wirklich darin hängen bleiben. Sie ist konzentriert bei der Sache, da einen Traumfänger zu basteln doch eine anstrengende Angelegenheit sein kann. "Der erste war schon ganz schön kompliziert, der zweite geht schon einfacher."
Insgesamt 20 Traumfänger haben die Kinder im Hort "Am Schäferplatz" in Neuenhagen schon gebastelt. Fast 1.000 sind in ganz Brandenburg und Berlin bereits zusammengekommen. Neben zwei Horten in Neuenhagen beteiligen sich etwa die evangelische Grundschule in Frankfurt (Oder) und das Jugendrotkreuz in Oranienburg (Oberhavel) an der Bastelaktion. Die Idee dazu kam von Anton. Der Krieg in der Ukraine beschäftigt ihn und seine Freunde sehr: "Ich finde es blöd, dass überhaupt der Krieg gemacht wird. Und ich hätte Angst, wenn der Krieg zu uns kommen würde."
Kinder haben Aufklärungsbedarf
Das Thema Krieg ist im Hort "Am Schäferplatz" kein Tabu. Im Flur hängen selbstgemalte Bilder mit Regenbogen und Friedenswünschen. Vor ein paar Wochen hat es dazu sogar eine Fragestunde gegeben, erzählt Erzieher Ralph Michaelis. "Der Vorschlag kam von den Kindern. Einige Kinder waren richtig ergriffen und brauchten jemanden, mit dem sie darüber reden konnten. Einige hatten Angst, anderen hatten Tränen in den Augen."
Viele der Sechs- und Siebenjährigen seien für ihr Alter aber erstaunlich gut über den Krieg informiert. "Einige Kinder haben auch viel erzählt von Putin", sagt Leiterin Janett Lebs. "Der Name war bei ihnen sehr präsent. Es kamen auch Fragen zu der Atombombe. Man merkt wirklich auch, wie unterschiedlich die Kinder zuhause Nachrichten konsumieren."
Nun gehe es darum, den Kindern Sicherheit zu geben und Möglichkeiten zu bieten, sich auf ihre Art mit dem Thema auseinandersetzen. Mit den Traumfängern wollen Anton und seine Freunde nun auch die bösen Träume verjagen. Die fertig gebastelten Schmuckstücke gehen direkt an ukrainische Familien in der Region.
Sendung: Antenne Brandenburg, 25.03.2022, 14:40 Uhr
Mit Material von Marie Stumpf