Krieg gegen die Ukraine - Über Frankfurt (Oder) reisen weniger Geflüchtete ein

Di 29.03.22 | 17:49 Uhr
Archiv: Flüchtlinge aus der Ukraine sind mit einem Sonderzug (l) aus Warschau angekommen und steigen nach der Kontrolle durch die Bundespolizei vom Nachbarbahnsteig in einen Sonderzug der Deutschen Bahn nach Berlin ein. (Quelle: Soeren Stache/dpa)
Audio: Antenne Brandenburg | 29.03.2022 | Magdalena Dercz | Bild: Soeren Stache/dpa

Die Bundespolizei beobachtet aktuell, dass weniger Menschen über Frankfurt (Oder) aus der Ukraine nach Deutschland flüchten. Einige Geflüchte wollen sogar sich auf den Weg zurück nach Polen oder weiter in ihre Heimat machen.

Am Bahnhof Frankfurt (Oder) kommen aktuell immer weniger Geflüchtete aus der Ukraine an. Waren es in den letzten Wochen laut Bundespolizei täglich mehr als 10.000 Menschen, wurden in der vergangenen Woche knapp 7.000 Geflüchtete gezählt. Rüdiger Ostbreuk von der DRK Flüchtlingshilfe meint, dass sich das Aufkommen der Geflüchteten, die über Frankfurt (Oder) nach Deutschland einreisten, sich sogar halbiert habe. "Seit 10. März waren die Zahlen sehr hoch. Das hat sich drastisch geändert", sagt er. "Teilweise sind die Waggons leer. Zum Beispiel fahren nur noch die regulären Züge aus Polen nach Deutschland. Da ist die Erste Klasse regelmäßig leer", so Ostbreuk. Zu Beginn wurden von der ukrainisch-polnischen Grenze noch Sonderzüge in Richtung Berlin eingesetzt.

In den Zügen haben alle einen Sitzplatz

Das sind Beobachtungen, die auch die freiwilligen Helfer am Frankfurter Bahnhof bestätigen können. "Es sind weniger Menschen in den Zügen geworden, wenn man das mit dem Aufkommen von vor drei Wochen vergleicht", sagt Simon Muschek, der täglich in der Oderstadt am Bahnhof hilft. Da seien alle Gänge in den Zügen mit Menschen voll gewesen. "Mittlerweile haben alle einen Sitzplatz", so der ehrenamtliche Helfer weiter.

Es kämen nicht nur weniger Ukrainer:innen mit den Zügen nach Deutschland. Auch von denen, die bereits hier waren, entscheiden sich einige nach Polen zurückzukehren. Muschek schätzt ihre Zahl auf 100 pro Tag. "Es gab in den vergangenen Tagen einige, die gefragt haben, wie sie zurückkommen können, weil sie gemerkt haben, dass es in Berlin beispielsweise schwierig ist, eine Unterkunft zu finden", so Muschek. Einige erklärten, dass sie nach Polen in eine Erstunterkunft zurück wollten.

Polnische Seite bestätigt vereinzelte Rückkehr-Tendenzen

Dies bestätigt auch die polnische Seite. So äußert sich beispielsweise auch Kamil Michniewicz, Sprecher des Bürgeramtes in Rzepin. Die Stadt liegt nur 20 Kilometer von der deutschen Grenze entfernt. "Immer wieder kommt es vor, dass manche Geflüchtete aus Deutschland wieder nach Polen zurückkehren." Und das aus den verschiedensten Gründen, weil sie beispielsweise keine Unterkunft gefunden haben oder aus emotionalen Gründen. "Wir sprechen oft mit den Ukrainerinnen. Sie kommen oft mit der Trennung von der Familie nicht klar und manchmal entscheiden sie sich trotz des Krieges in der Ukraine, in die Heimat zurückzukehren", so Michniewicz.

Schätzungsweise fünf Prozent sind zurückgekehrt

Gerade wenn die Nachrichten von der Front darauf hoffen lassen, dass die russischen Soldaten nicht weiter vorankommen, sind es schätzungsweise fünf Prozent der nach Westen Geflüchteten, die zurück in die Heimat gehen, so die Helfer beiderseits der Oder. Doch nach Aussagen von geflüchteten Frauen könnten es noch sehr viel mehr werden. "Ich will zurück, da ist mein Mann geblieben. Ich will so schnell wie möglich zurück", sagte eine Ukrainerin dem rbb.

Zu den tatsächlichen Zahlen können keine genaueren Angaben gemacht werden, auch weil es keine feste Grenzkontrollen gibt. Menschen mit ukrainischem Pass können sich 90 Tage visumfrei in der der EU aufhalten. Darin eingeschlossen ist die Möglichkeit, wieder in die Heimat zurückzukehren.

Sendung: Antenne Brandenburg, 29.03.2022, 16:10 Uhr

Mit Material von Magdalene Dercz

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