Lobetal (Barnim) - Hoffnungstaler Stiftung schafft Kapazitäten für Geflüchtete mit Beeinträchtigung
Unter den Geflüchteten, die Schutz vor dem Krieg in der Ukraine suchen, sind auch viele Familien mit behinderten und pflegebedürftigen Menschen. Für deren Versorgung werden jetzt in Lobetal zusätzliche Angebote geschaffen.
Täglich kommen tausende Menschen aus den Kriegsgebieten in der Ukraine in Berlin und Brandenburg an. Unter ihnen sind auch viele Familien mit pflegebedürftigen Menschen und Kinder mit Behinderungen. Da Männer zwischen 18 und 60 Jahren die Ukraine wegen der Landesverteidigung nicht verlassen dürfen, liegt die Versorgung der Angehörigen hauptsächlich in Händen der Frauen. Um Familien zu unterstützen hat es sich die Hoffnungstaler Stiftung Lobetal (Barnim) zur Aufgabe gemacht Geflüchteten mit speziellen Bedürfnissen in ihren behindertengerechten Einrichtungen oder in Pflegeheimen unterzubringen.
Geflüchtete mit vielfältigen Hilfsbedürfnissen
In dem kleinen Dorf bei Bernau (Barnim) leben und arbeiten seit jeher viele Menschen mit körperlichen Behinderungen und geistigen Einschränkungen. Hinzu kommen jetzt Familien, die mit ihren kranken Angehörigen vor dem Krieg aus der Ukraine geflohen sind. "Wir haben viele Familien mit Schwerst-Mehrfachbehinderung, Autismus-Spektrumstörung, Downsyndrom, aber auch viele ältere Menschen, die an Demenz erkrankt sind", erzählt Jeannette Pella von der Hoffnungstaler Stiftung Lobetal.
Die Herausforderungen durch die Geflüchteten seien derzeit zu bewältigen, da das Pflegepersonal im Umgang mit Menschen mit Behinderung routiniert sei, sagt Pella weiter. "Eine Behinderung ist nicht immer gleich eine Erkrankung und zieht dann eine ärztliche Versorgung nach sich. Es geht darum zu gucken, welche Beeinträchtigung vorliegen und ob man medizinisch agieren muss."
Familien ermöglichen, zusammenzubleiben
Trotzdem werden in Lobetal aktuell zusätzliche Kapazitäten geschaffen und ein "Haus der Familien" eröffnet. "Wir sind jetzt in einer Situation, in der viele Menschen Hilfe und Aufnahme brauchen", sagt Sprecher Wolfang Kern. "Das heißt, wir brauchen nachhaltige und verlässliche Strukturen und die gleiche professionelle Herangehensweise, die wir in unserem alltäglichen Tun haben."
Den geflüchteten Familien soll es ermöglicht werden, zusammenbleiben, betont Pella. Betreuer, Therapeuten, Ärzte und Psychologen kümmern sich jetzt besonders um die traumatisierten Mütter. Diese hätten Angst, dass man ihnen in Deutschland ihre Kinder wegnimmt. "Die Mütter mussten dort kämpfen, um ihre Kinder behalten zu können und haben nun auch hier Sorge. Es ist schwer vermittelbar, dass das nicht passiert." Deshalb würden ukrainische Mütter mit behinderten Kindern ganz individuell betreut.
Eine andere Gruppe seien Geflüchtete, die mit pflegebedürftigen Angehörigen nach Lobetal kommen, sagt Jeanette Pella. "Das ist die Herausforderung: Zum Beispiel braucht eine 96-jährige Dame auch eine Pflegeunterstützung, die die ihre 60-jährige Tochter nicht leisten kann."
Ob Pflegebedürftige oder Menschen mit Handicap: Abgewiesen soll in Lobetal niemand werden. Dafür nutze die Hoffnungstaler Stiftung die eigenen Aufnahmeregeln. "Das unterscheiden wir in die Notaufnahme und in den Übergang in eine Regelunterkunft“, beschreibt Sprecher Kern. "Die Menschen werden bleiben. Davon gehen wir ganz sicher aus. Und ganz bestimmt werden Menschen mit Behinderung bleiben."
Für eine erfolgreiche Integration der Geflüchteten arbeitet die Hoffnungstaler Stiftung Lobetal eng mit den Sozialverbänden und dem Landkreis Barnim zusammen. "Wir sind aufeinander angewiesen“, sagt Wolfang Kern.
Sendung: Antenne Brandenburg, 28.03.2022, 14:10 Uhr
Mit Material von Elke Bader