Hoher CO2-Ausstoß bei Zement-Produktion - Lausitzer Start-up entwickelt "grünen Beton" für das neue Bahnwerk in Cottbus

Di 22.11.22 | 15:05 Uhr
Das neue Bahnwerk in Cottbus wächst, Blick aus der Luft (Foto: Deutsche Bahn AG)
Audio: Antenne Brandenburg | 22.11.2022 | Josefine Jahn | Bild: Deutsche Bahn AG

Das neue Bahnwerk in Cottbus soll das modernste in Europa werden - und dank "grünem Beton" auch besonders umweltfreundlich gebaut. Eine Cottbuser Firma hat eine Anlage entwickelt, mit der der CO2-Ausstoß sinkt. Von Josefine Jahn

Wer am Cottbuser Hauptbahnhof ein- oder aussteigt, kommt kaum daran vorbei: Nördlich der Schienen steht die erste von zwei Wartungshallen für das neue Bahninstandhaltungswerk. Man sieht eine Art Gerippe aus Betonstelen - und die sind nicht aus herkömmlichem, sondern aus "grünem" Beton.

Alexander Kaczmarek und Hendrik Fischer (Foto: rbb/Jahn)
Alexander Kaczmarek und Hendrik Fischer | Bild: rbb/Jahn

Optisch ist alles wie bisher. Aber in der Herstellung gibt es einen erheblichen Unterschied, so der Konzernbevollmächtigte der Deutschen Bahn, Alexander Kaczmarek, bei der Vorstellung am Dienstag. "Bei der Betonherstellung wird Zement benötigt und Zement ist ein Klimakiller", so Kaczmarek. Acht Prozent der weltweiten CO2-Emissionen gehen auf das Konto von Zement. "Deswegen ist das ein ganz großer Hebel, wenn man klimafreundlich sein will."

"Klimakiller" Zement

Um das zu erreichen habe die Bahn das Cottbuser Start-up-Unternehmen Sonocrete ins Boot geholt. Das Umweltproblem der herkömmlichen Zementherstellung liegt laut Nora Baum von Sonocrete daran, dass dafür Kalkstein aus der Erde geholt, sehr fein gemahlen und gebrannt wird. "Dabei löst sich vorher in der Erde gebundenes CO2", so Baum. "Das ist so ein bisschen wie Kohleverbrennen."

Die Lösung: Mithilfe eines Ultraschallverfahrens wird anteilig Quarzsand anstatt Kalkstein in die Materialmasse gemischt. Der stößt im Ergebnis 30 Prozent weniger CO2 aus - denn es wird laut Geschäftsführer Ricardo Remus 30 Prozent weniger Zement für den Beton benötigt. "Wir konnten ihn ganz erheblich reduzieren, ohne Einbußen in der Festigkeit oder in der Taktzeit der Baustelle, so dass hier keiner hinterherhinkt, nur weil nachhaltig gebaut wurde."

Auch der Energieverbrauch sinkt laut Deutscher Bahn um fast 30 Prozent. Der Beton werde für "wichtige Fertigteile" wie die Stützen und Teile der Dachkonstruktion verwendet. Geplant ist, dass auch die zweite Halle mit diesem Beton gebaut wird.

Bauarbeiten im Zeitplan

Bisher liegt der Bau des neuen Instandhaltungswerks in Cottbus "voll im Zeitplan", teilte die Bahn am Montag mit [deutschebahn.com]. Demnach ist der Rohbau der ersten Werkhalle so gut wie fertig. Nachdem die letzten Dachstützen montiert sind, sollen im Dezember die Fassadenarbeiten beginnen.

Bis 2024 soll auf dem Gelände eine erste Werkhalle mit zwei Gleisen entstehen, zwei Jahre später eine zweite mit vier Gleisen. Nach Bahn-Angaben wird die Anlage das modernste Instandhaltungswerk für ihre ICE-4-Flotte, die jüngste Baureihe der Hochgeschwindigkeitszüge. Die Flotte umfasst zurzeit rund 100 Züge. Die ersten sollen Ende 2024 in Cottbus gewartet werden.

Bauarbeiter und Bagger arbeiten im Rohbau des neuen Bahnwerks in Cottbus (Foto: Deutsche Bahn AG)
Bild: Deutsche Bahn AG

Die Deutsche Bahn will in Cottbus bis 2024 mehr als 500 neue Mitarbeiter beschäftigen. Insgesamt sollen in dem Werk einmal 1.200 neue Arbeits- und Ausbildungsplätze entstehen. Der Bau ist eines der wichtigsten Vorhaben, um den Strukturwandel in der Lausitzer Kohleregion voranzubringen. Zurzeit hängen laut Energiekonzern Leag rund 7.000 direkte Arbeitsplätze an der Kohle. Hinzu kommen in etwa noch einmal so viele bei Zulieferern und Dienstleistern.

Bahnwerk Instandhaltungswerk Cottbus (Foto: DB AG)
Bild: DB AG

Sendung: Antenne Brandenburg, 22.11.2022, 14:40 Uhr

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