Intensivstation im Klinikum Niederlausitz - "Das ist ein gemeinsamer Lernprozess von allen gewesen"
Spätestens seit der zweiten Corona-Welle sind die Intensivstationen im Land in den Blickpunkt geraten. Die hohen Infektionszahlen sind dort besonders zu spüren. Über ihren Arbeitsalltag auf der Intensivstation berichtet eine Krankenschwester in Senftenberg.
Nahezu täglich gibt es neue Höchststände bei den Corona-Neuinfektionen oder den Todesfällen. Ganz real sind diese Zahlen auf den Intensivstationen, vor allem in den Südbrandenburger Krankenhäusern zu spüren. Regelmäßig müssen Patienten verlegt werden, Ärzte und Pfleger sind am Limit, freiwillige Helfer werden gesucht.
Lernprozess bei Ärzten und Pflegern
Petra Quittel arbeitet als Intensivschwester im Klinikum Niederlausitz. Trotz aller Hiobsbotschaften in den verganenen Wochen und Monaten strahlt sie Zuversicht aus. Seit 1994 ist sie bereits Krankenschwester. Im Oktober hat sie ihre Zusatzausbildung zur Fachkrankenschwester für Intensivpflege und Anästhesie abgeschlossen. Direkt danach geht es für sie auf die Intensivstation. Was für sie selbstverständlich war, ist dennoch eine Herausforderung für alle Beteiligten. Denn die Routine im Umgang mit den Opfern der Pandemie fehlt zunächst.
"Es ist auch ein Lernprozess im ärztlichen Bereich. Und es gibt eine enge Zusammenarbeit von Ärzten und Schwestern im Intensivbereich, sodass es ein gemeinsamer Lernprozess von allen gewesen ist", sagt Quittel. "Nur mit gegenseitiger Unterstützung kriegen wir das auch richtig gebacken."
Psychologische Belastung der Pflegekräfte
Mittlerweile sind die Arbeitsabläufe besser eingespielt. Trotzdem fordert die Coronapandemie auch in Senftenberg mehr und mehr Opfer. Das bedeutet für die Mitarbeiter eine große psychische Belastung. Aufeinander zu achten sei deshalb gerade jetzt besonders wichtig, sagt Petra Quittel."Es gab eine ganz akute Situation. Da hatte eine Kollegin jeden Abend jemanden zu bedauern gehabt, der verstorben ist. In der Besprechung wurde gesagt, es sieht sehr schlecht aus und der Patient wird sterben - und sie konnte einfach nicht mehr. Da ist es an demjenigen in der Schichtleitung zu sagen: Ich nehme dich da jetzt raus. Du gehst jetzt in einen anderen Bereich, damit du den Kopf frei kriegst."
Genau so wichtig sind die freien Tage - selbst wenn die Mitarbeiter die nur zu Hause verbingen können, sagt Petra Quittel.
Ein kleiner Motivationsschub sind zusätzlich die vielen Botschaften von Patienten und Kindern. "Das kommt schon an und das berührt einen doch ganz schön doll", so die Intensivschwester. "Ich könnte jetzt fast sagen: mehr als eine Corona-Prämie."
Sendung: Antenne Brandenburg, 12.01.2021, 16:10 Uhr