Flucht aus der Ukraine - Innenministerium plant mehrere Sonderzüge zum Drehkreuz Cottbus
Flüchtlinge aus der Ukraine sollen künftig auch von Cottbus aus in Deutschland verteilt werden. Die Stadt wird nächste Woche das dritte Drehkreuz neben Berlin und Hannover. Das Innenministerium plant mehrere Sonderzüge aus Polen in die Stadt.
Ab Mittwoch soll Cottbus neben Hannover und Berlin das dritte Drehkreuz zur Verteilung von Flüchtlingen aus der Ukraine werden. Damit soll auch Berlin entlastet werden, wo zuletzt täglich Tausende Geflüchtete ankamen. Nach Angaben des Bundesverkehrsministeriums vom Donnerstag sind bis zu sechs Züge aus Polen nach Cottbus geplant, um täglich 2.500 weitere Menschen direkt nach Deutschland zu bringen.
Wenige Tage vor dem geplanten Start ist jedoch noch unklar, wie viele Flüchtlinge aus der Ukraine die Bundesregierung über das neue Drehkreuz Cottbus führen möchte. Derzeit sei eine kleine Zahl an Sonderzügen von Breslau in Polen nach Cottbus vorgesehen, die in enger Abstimmung mit der Deutschen Bahn und der Polnischen Staatsbahn koordiniert würden, sagte ein Sprecher des Bundesinnenministeriums am Samstag der Deutschen Presse-Agentur.
Cottbus soll Berlin entlasten
Von Cottbus aus würden Angebote zur Weiterreise für die ankommenden Flüchtlinge an zahlreiche Ziele innerhalb Deutschlands und darüber hinaus zur Verfügung stehen. Wegen der Reisefreiheit für ukrainische Staatsangehörige sei unklar, ob dieses Angebot auch in Anspruch genommen werde.
Aus Cottbus hieß es am Donnerstag, täglich sollten sechs Sonderzüge mit maximal 600 Geflüchteten pro Zug ankommen, das wären bis zu 3.600 Menschen. Nach Angaben des Innenministeriums Brandenburg liegt das Limit momentan in Cottbus bei 800 Flüchtlingen am Tag. "Es ist vorgesehen, dass nahtlos eine Weiterverteilung in das Bundesgebiet und darüber hinaus auch in die europäischen Nachbarländer aus Cottbus erfolgen soll", informiert Oberbürgermeister Holger Kelch. Die Koordination übernimmt das Deutsche Rote Kreuz. Busse sollen Cottbus mit Aufnahme-Einrichtungen in der Region und allen weiteren Bundesländern verbinden.
Damit werde auch Berlin weiter entlastet. Dort kamen zuletzt täglich tausende Flüchtlinge an. Der Berliner Senat fordert mehr Unterstützung vom Bund und anderen Bundesländern.
Stübgen zeigt sich irritiert über Drehkreuz-Pläne
Brandenburgs Innenminister Michael Stübgen (CDU) zeigte sich irritiert über die Zielsetzung des Bundes, Cottbus binnen einer Woche zu einem Drehkreuz für die Verteilung von bis zu 3.000 Flüchtlingen am Tag zu machen.
Man sei momentan in der Lage, in Abstimmung mit dem Bund maximal rund 800 Flüchtlinge am Tag zu versorgen, sagte er am Freitag. Grund sei, dass viele Menschen, nach Wochen des Krieges und der Flucht, in Cottbus zunächst versorgt werden müssten. Nur aufgrund ehrenamtlicher und kommunaler Hilfe könne man dies momentan leisten, so der Minister. Sollte der Bund weitergehende Pläne verfolgen, müsse er sich mit dem Land zunächst abstimmen. Auch forderte er mehr finanzielle Hilfe vom Bund.
Geflüchtete kommen mit Zügen, Bussen, in Taxis oder zu Fuß
Das Brandenburger Innenministeriums hatte zuvor bereits erklärt, maximal 750 Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine pro Tag in Cottbus zu betreuen. Dort kämen derzeit täglich zwei Sonderzüge und etwa fünf bis zehn Reisebusse an, dazu ließen sich Flüchtlinge von Taxis oder privaten Helfern an die Grenze bringen und überquerten sie zu Fuß oder reisten mit dem eigenen Auto ein.
Das Innenministerium forderte, dass die Frage einer vollständigen Kostenübernahme durch den Bund geklärt werden müsse. Außerdem müssten noch die bisher maximale Kapazität der Betreuung in Cottbus und die vom Bund geplante Zahl täglicher Ankünfte abgeglichen werden.
Cottbuser Messehallen vorbereitet
Verkehrsminister Volker Wissing appellierte an alle Bundesländer, sich dem Beispiel anzuschließen. "In diesen Tagen kommt es darauf an, dass wir alle an einem Strang ziehen", mahnte der FDP-Politiker. "Wir stehen mit der DB bereit, weitere Hubs in ganz Deutschland aufzubauen, um unsere Metropolen aber auch unsere Nachbarn in Polen
zu entlasten, die derzeit Enormes leisten."
In Cottbus leben nach Angaben der Stadtverwaltung derzeit etwa 1.000 Flüchtlinge aus der Ukraine. Sie sind sowohl in privaten Wohnungen untergebracht als auch in zentralen Einrichtungen. Die kommunale Gebäudewirtschaft (GWC), größter Vermieter in der Stadt, hat bereits die ersten zehn Wohnungen mit Flüchtlingen aus der Ukraine belegt. Weitere 70 Wohnungen werden nach Angaben der Stadt derzeit vorbereitet. In den Messehallen, die als Übergangsunterkunft fungieren, sind derzeit 300 Menschen untergebracht. Insgesamt bieten die Hallen Platz für bis zu 1.000 Menschen. Unklar ist, ob ankommende Flüchtlinge in der Stadt bleiben oder weiterreisen wollen, nachdem sie eventuell eine Nacht in Cottbus verbracht haben, sagte Stadtsprecher Jan Glossmann dem rbb.
Plätze in Schulen und Kindertagesstätten werden vorbereitet
Wie die Stadtverwaltung in ihrer aktuellen Pressemitteilung informiert, werden zur Zeit Regelungen für den Schulbesuch und die Aufnahme in Kindertagesstätten vorbereitet. Aktuell geht es um Plätze für 120 Grundschüler und 75 Kita-Kinder. In Kürze sollen dafür mehrsprachige Anmeldeformulare auf www.cottbus.de/ukraine zur Verfügung stehen. Einbezogen werden dabei fünf aus der Ukraine geflüchtete Lehrerinnen, die jetzt in Cottbus sind.
Unterstützung vor allem bei der Unterbringung haben die umliegenden Landkreise Spree-Neiße, Oberspreewald-Lausitz und Elbe-Elster angekündigt.
Sendung: Antenne Brandenburg, 17.03.2022, 11.30 Uhr