Interview | Gründer von Union-Weihnachtssingen - "Das Stadion An der Alten Försterei ist auch zu Weihnachten unser Wohnzimmer"

Do 22.12.22 | 08:22 Uhr
Das Weihnachtssingen im Stadion An der Alten Försterei im Jahr 2019. / images images/Nordphoto
Bild: images images/Nordphoto

Nach zwei Jahren Pandemie kann das traditionelle Weihnachtssingen des 1. FC Union wieder im Stadion An der Alten Försterei stattfinden. Torsten Eisenbeiser hatte vor 19 Jahren die Idee für das Event und spricht im Interview über die Entwicklung.

Im Jahr 2003 wollte Torsten Eisenbeiser ein für den 1. FC Union sportlich nicht besonders erfolgreiches Jahr besinnlich ausklingen lassen und verabredete sich mit anderen Mitgliedern des Fanclubs "Ur-Unioner" zum heimlichen Weihnachtssingen im Stadion An der Alten Försterei. Aus seiner Idee ist heute eine Großveranstaltung geworden, die überall in Deutschland kopiert wird.

Die Übertragung des diesjährigen Weihnachtssingen im Stadion an der Alten Försterei sehen Sie am 23. Dezember ab 20:15 Uhr im rbb-Fernsehen.

rbb: Herr Eisenbeiser, die letzten zwei Jahre musste das Weihnachtssingen wegen der Coronapandemie in die eigenen vier Wände der Fans verlegt werden. Nun wird es endlich wieder im Stadion An der Alten Försterei stattfinden. Wie groß ist Ihre Vorfreude auf den 23. Dezember?

Torsten Eisenbeiser: Die Vorfreude ist auf jeden Fall da. Es ist viel schöner, sich mit fast 30.000 Menschen im Stadion An der Alten Försterei zu treffen und gemeinsam zu singen, als nur zu wissen, dass alle gerade zeitgleich zuhause singen.

Weihnachtssingen-Ideengeber Torsten Eisenbeiser (imago images/Matthias Koch)
Weihnachtssingen-Ideengeber Torsten Eisenbeiser | Bild: imago images/Matthias Koch

Das Weihnachtssingen ist mittlerweile zur festen Tradition geworden. Was macht die Veranstaltung so besonders?

Es ist ein vorweihnachtliches Fest, bei dem man sich aus der Union-Familie in seine häusliche Familie verabschiedet. Egal ob jung oder alt, Mann oder Frau – die Menschen treffen sich in ihren Fan-Utensilien im Stadion, um traditionelle Weihnachtslieder zu singen, besinnlich der Botschaft des Pfarrers zuzuhören oder dem Gesang der Schülerinnen und Schülern des Chors vom Emmy-Noether-Gymnasium zu lauschen. Das finde ich einfach cool.

Zum ersten Weihnachtssingen kamen noch 89 Menschen, heute ist der Ansturm riesig. Wie kam es zu dieser Entwicklung?

Da gab es drei Stufen. Das erste Weihnachtssingen hatte sich noch in derselben Nacht in einem Union-Forum im Internet rumgesprochen und viele wollten beim nächsten Mal dabei sein. Beim zweiten Singen waren dann 400 Leute da.

Die zweite Stufe folgte 2008 als unser Stadion umgebaut wurde und wir für das Weihnachtssingen einmalig in den Luisenhain vor dem Rathaus Köpenick umgezogen sind. Dort waren dann 7.500 Leute. Als wir wieder in das Stadion An der Alten Försterei zurückzogen gab es nochmal einen Ruck und die Anzahl der Teilnehmer wurde plötzlich fünfstellig.

Und die Spitze erreichten wir dann 2014. Vorher war der Eintritt immer frei gewesen, aber nun war der Ansturm so groß, dass wir es mit Eintrittskarten machen mussten. Dabei ging es vor allem um Sicherheitsaspekte, sonst hätten uns die Menschen überrannt.

Mittlerweile wird per Los entschieden, wer eines der begehrten 28.500 Tickets bekommt. Die Nachfrage ist allerdings deutlich höher. Gab es schon einmal Überlegungen, das Weihnachtssingen in eine größere Location zu verlegen?

Unser Wohnzimmer ist auch zu Weihnachten das Stadion An der Alten Försterei. Warum sollten wir es also woanders machen? Das ist der richtige Platz und da gehören wir auch hin.

Wie sieht es im Jahr 2024 aus, wenn das Stadion An der Alten Försterei umgebaut wird und der 1. FC Union voraussichtlich übergangsweise im Olympiastadion spielen wird? Wird das Weihnachtssingen dann dort stattfinden?

Da kann man nur in die Glaskugel gucken. Wenn der Spatenstich in der Alten Försterei vollzogen wurde, dann haben wir eine zeitliche Übersicht über die Baumaßnahmen. Und dann wird man sich beim 1. FC Union auch Gedanken darum machen, wo das Weihnachtssingen stattfindet. Hypothetisch könnte es ja auch sein, dass der Spatenstich am 2. Januar geschieht und am 22. Dezember ist das Stadion fertig. Dann müssen wir ja gar nicht ausweichen.

Jeder Verein macht das Weihnachtssingen auf seine eigene Art und Weise und das finde ich schön.

Torsten Eisenbeiser über Nachahmer in anderen Städten

Mittlerweile hat das gemeinsame Weihnachtssingen im Fußballstadion überall in Deutschland Nachahmer gefunden, zum Beispiel in Köln, Aachen oder Dresden. Macht Sie das stolz?

Das hat nichts mit mir oder meinem Stolz zu tun. Es ist einfach der Zahn der Zeit, dass sich das entwickelt hat. Es ist das, was die Leute gut finden. Jeder Verein macht das Weihnachtssingen auf seine eigene Art und Weise und das finde ich schön. Noch schöner fände ich allerdings, wenn es alle auch am 23. Dezember machen würden. Denn nur an diesem Tag passt das schöne Lied "Und morgen kommt der Weihnachtsmann".

Mit dem Weihnachtssingen endet beim 1. FC Union ein Jahr, das von großem sportlichem Erfolg geprägt war. Wie blicken Sie darauf zurück?

Ich komme aus dem Dauergrinsen gar nicht mehr raus. Schon zu Beginn des Kalenderjahres haben wir uns ja nur gefreut und waren positiv. Sie haben Spiel für Spiel als Team gekämpft und das macht uns stolz. Man kann nur hoffen, dass ihnen das weiter gelingt. Wir Fans werden dabeibleiben und den Mut nicht verlieren. Auch, wenn es mal Misserfolge gibt. Wir wissen, wo wir herkommen, und wir lieben unseren Verein.

Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Lukas Witte, rbb Sport.

Sendung: rbb24, 21.12.2022, 21:45 Uhr

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