DM Funktionale Fitness in Falkensee - Auf der Suche nach dem fittesten Menschen Deutschlands
In Falkensee startet am Wochenende die deutsche Meisterschaft in der funktionalen Fitness. In der aufstrebenden Sportart müssen die Athleten ihre Vielseitigkeit unter Beweis stellen - es geht bei Weitem nicht nur um Kraft. Von Lukas Witte
Es gibt gewisse körperliche Fertigkeiten, die wir alle bei unseren alltäglichen Bewegungen benötigen. Dazu gehören Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit und Geschicklichkeit. Vor 14 Jahren kamen Athleten in den USA auf die Idee, all diese physischen Fähigkeiten in einem Wettkampf zu testen. Es entstand die Sportart funktionale Fitness, die mittlerweile auch in Deutschland angekommen ist.
Sechs verschiedene Testkategorien
Zum zweiten Mal wird an diesem Wochenende die deutsche Meisterschaft in funktionaler Fitness ausgetragen. In der Stadthalle Falkensee (Havelland) wird dann ein echtes Allround-Talent gesucht. "Wir testen die Athleten auf der maximalen physischen Ebene und gucken, was ein Mensch leisten kann", sagt Lazar Marjanovic. Er ist Präsident des Deutschen Bundesverbandes funktionaler Fitness (DBVFF).
Sechs verschiedene Testkategorien müssen die Teilnehmer aus drei Altersklassen dann durchlaufen: Ausdauer, Kraft, Körpergewichts-Übungen, Geschicklichkeit, einen Mix-Test und die sogenannten Power-Tests, bei denen es um Explosivität und Energie geht. In allen Tests gilt es für die Athleten verschiedene Übungen zu absolvieren. Das reicht vom Gewichtheben über das Ergo-Bike-Fahren bis zum Handstandlauf. "Wir wollen die fitteste Person finden, die es gibt", sagt Marjanovic.
Die Wettkämpfe seien vergleichbar mit olympischem Zehn- und Siebenkampf. "Nur dass da die Komponente der absoluten Kraft nicht wirklich getestet wird, so wie bei uns", ergänzt der Präsident.
Eine wachsende Sportart
Seit ungefähr fünf Jahren gibt es den DBVFF, der mittlerweile 825 Mitglieder zählt. Der Leistungssportbereich wächst stetig. Viel größer ist allerdings der Hobby- und Freizeitbereich. Dies würde vor allem daran liegen, dass die funktionale Fitness viel mit allgemeiner Gesundheit zu tun hätte und durchaus Überschneidungen zu anderen Sportarten, sagt Marjanovic. "Wenn ich Fußballer bin, sind Ausdauer und Athletik natürlich wichtig. Aber ich habe auch etwas davon, wenn ich stärker werde." So würden dann die Leute zu der Sportart finden.
Dem Präsidenten gefällt nach eigener Aussage besonders, dass Menschen aus verschiedenen Richtungen, Altersklassen und Leistungsniveaus zusammenkommen, gemeinsam trainieren können und eine Community bilden. "Wenn ich zum Beispiel eine Langhantel mit unterschiedlich viel Gewicht belade, dann können alle Menschen gemeinsam dieselbe Übung ausführen", sagt er.
Derzeit wird der Sport vor allem noch in kommerziellen Rahmen ausgeübt, zum Beispiel in Functional-Fitness-Studios oder in Cross-Fit-Boxen in Fitness-Studios. Vereine für funktionale Fitness gibt es nur wenige. Das will der DBVFF verändern. "Uns ist es ein Anliegen, dass der Sport sich aus dem kommerziellen Bereich in die Vereinssparte verlagert. In diese Richtung muss es sich entwickeln, damit der Sport auch wächst", sagt der Präsident. Auch um eine Aufnahme in den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) bemühe sich der Verband.
Ein Deutscher ist Weltmeister
Deutsche Erfolge gibt es aber trotzdem schon vorzuweisen. In dem von Amerikanern geprägten Spitzenfeld der Sportart hat sich im vergangenen Jahr ein Hamburger durchgesetzt. Moritz Fiebig war von Beginn an Mitglied des Bundesverbandes und wurde 2021 in Schweden Weltmeister.
Bei den Deutschen Meisterschaften in Falkensee wird er allerdings nicht dabei sein. Dafür haben andere Athleten die Chance, sich für den Bundeskader zu qualifizieren. "Wir küren die Deutsche Meisterin, den Deutschen Meister und darüber hinaus noch weitere Kandidaten, die sich für internationale Wettkämpfe empfehlen und dann von uns nominiert werden", sagt Marjanovic.
In diesem Jahr steht noch die WM in Mexiko bevor. Außerdem wird es erstmals auch eine Europameisterschaft geben, die in Italien stattfindet. Dort werden dann auch die Top-Athleten vom Wettkampf in Falkensee für Deutschland an den Start gehen.
Sendung: rbb24, 08.07.2022, 16 Uhr