FIVB sagt Volleyball-WM in Russland ab - "Die Entscheidung ist nur dem internationalen Druck zuzuschreiben"
Am Dienstag hat der Volleyball-Weltverband als Konsequenz auf den russischen Krieg gegen die Ukraine die WM in Russland abgesagt. Die Entscheidung erfährt viel Unterstützung. Scharfe Kritik am Weltverband gibt es dennoch.
Im Sommer sollte in Russland die Volleyball-Weltmeisterschaft stattfinden. Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine hat sich der Weltverband "Fédération Internationale de Volleyball" (FIVB) am Dienstag dazu entschlossen, den Wettbewerb abzusagen.
Für Kaweh Niroomand, Manager der BR Volleys und Sprecher der Sportmetropole Berlin, kommt dieser Schritt viel zu spät. Auch der Berliner Nationalspieler Ruben Schott hatte den Verband in den letzten Tagen bereits scharf kritisiert.
Niroomand: "Nur dem internationalen Druck zuzuschreiben"
Dass der Weltverband die WM in Russland erst am Dienstag abgesagt hat, sei peinlich, beschwert sich der Volleys-Manager im Telefongespräch mit rbb|24. "Das ist nur dem internationalen Druck zuzuschreiben." Bereits am Sonntag zeigte sich Niroomand auf der Homepage der BR Volleys sehr verstimmt über die FIVB. Im Gespräch mit rbb|24 sagte der 69-jährige Sportfunktionär, dass der Dachverband nur auf eigene Interessen ausgerichtet sei. Über Jahre habe man eine peinliche Ignoranz erlebt und es sei beschämend, dort Mitglied sein zu müssen.
Die allgemeine Aussage, dass Sport immer unpolitisch und neutral bleiben müsse, konterte Niroomand entschlossen - das sei "totaler Blödsinn". "Sport darf nicht parteipolitisch sein, sondern muss eine klare Werte-Positionierung innehaben."
Mit dieser Meinung steht der Volleys-Manager nicht allein da. Auch der Berliner Nationalspieler Ruben Schott kritisierte das Zögern des Weltverbandes in den letzten Tagen öffentlich bei Twitter. "Wach auf FIVB! Ich weiß nicht, in welcher Welt ihr lebt, aber Sport wird in vielerlei Hinsicht als politisches Instrument benutzt", schrieb der 27-Jährige auf der Social-Plattform.
Schott: "Es kommt ein bisschen zu spät"
Nach der Entscheidung der FIVB, die WM in Russland nun doch abzusagen, erneuerte Schott seine Kritik. "Es ist auf jeden Fall ein wichtiger und richtiger Schritt. In meinen Augen, aber auch in den Augen vieler Athleten und Verbänden", sagte Schott dem rbb. "Es kommt aber ein bisschen zu spät. Man hätte schon vorher ein Statement setzen können. Die Frage ist auch, aus welchen Motiven die Entscheidung entstanden ist", ergänzte Schott.
Die Aussage, dass Sport unpolitisch sei, hält auch der 27-Jährige für veraltet. "Sport wird immer wieder gerne für politische Zwecke instrumentalisiert", sagte Schott. "Das sieht man doch auch bei Olympischen Spielen. Auch wenn das IOC gerne behauptet, Sport und Politik gehörten nicht zusammen." Die Verbände würden sich gerne mit Idealen und Werten schmücken, diese müssten dann aber auch konsequent umgesetzt werden, so Schott.
Angesprochen auf den russischen Weltstar Sergei Grankin, der seit 2019 bei den Berliner Volleyballern spielt, entgegnet Manager Niroomand, dass er sich lange mit dem russischen Zuspieler unterhalten habe. Grankin sei wie jeder Mensch nicht glücklich über die Umstände. Selten habe der Volleys-Manager einen so vorbildlichen Sportler wie Grankin erlebt und Niroomand sicherte ihm jede Unterstützung zu. Selber äußern wolle sich Grankin nicht.
Sendung: Inforadio, 01.03.2022, 12:16 Uhr