Analyse | Wählerwanderung bei Berlin-Wahl - SPD überzeugt Nichtwähler, kräftige Wanderung zwischen Grünen und Linken

Mo 27.09.21 | 12:43 Uhr | Von Dominik Ritter-Wurnig und Philipp Rother
Wählerwanderung in Berlin grafisch dargestellt
Bild: rbb|24

Die Wählerstromanalyse zur Berlin-Wahl zeigt, dass die SPD viele Nichtwähler überzeugen konnte. Für ein Kuriosum sorgt eine starke Wählerwanderung zwischen Grünen und Linken. Von Dominik Ritter-Wurnig und Philipp Rother

Die SPD hat die Abgeordnetenhauswahl in Berlin gewonnen. Die Partei mit Spitzenkandidatin Franziska Giffey erreichte am Sonntag nach Auszählung aller Stimmbezirke 21,4 Prozent - ein Minus von 0,1 Prozentpunkten im Vergleich zur Berlin-Wahl im Jahr 2016.
 
Ein Blick auf dei Zahlen zeigt: Die Sozialdemokraten gewannen am stärksten von den Nichtwählern und durch Zuzug. Erst danach folgten Zugewinne von CDU, Linken und Grünen. Das geht aus der Analyse zur Wählerwanderung von Infratest dimap hervor. Umgekehrt verlor die SPD am stärksten Stimmen an die Grünen und durch Wegzug aus Berlin. Eine beträchtliche Anzahl der SPD-Wähler und Wählerinnen von 2016 ist mittlerweile verstorben.
 
An zweiter Stelle hinter der SPD landeten die Grünen, die mit 18,9 Prozent ihr bisher bestes Ergebnis bei einer Berlin-Wahl erzielten. Die CDU erreichte laut Angaben der Landeswahlleitung 18,1 Prozent, die Linke kam auf 14,0 Prozent, die AfD erreichte 8,0 Prozent, die FDP 7,1 Prozent. Für die Bildung eines neuen Senats werden weiterhin drei Parteien gebraucht.

Klicken Sie auf die Parteiennamen links oder rechts, um die jeweilige Wählerwanderung angezeigt zu bekommen.

Starker Wähleraustausch zwischen Grünen und Linken

Die Wahlbeteiligung ist von 66,9 Prozent (2016) auf 75,7 Prozent bei der diesjährigen Abgeordnetenhauswahl gestiegen. Mit 55.000 zusätzlichen Stimmen konnte die SPD am stärksten davon profitieren, gefolgt von der CDU und den Grünen.

Die Grünen schafften es, besonders im Teich der Linken zu fischen: 88.000 ehemalige Linken-Wähler wanderten zu den Grünen. Umgekehrt gewann die Linke ebenfalls am stärksten (79.000) von den Grünen. Kurios: Die größte Gruppe unter den Wählern der Grünen und der Linken haben bei der letzten Wahl noch die jeweils andere Partei gewählt.

Unter Berliner Erstwählern sind die Grünen die stärkste Partei

Unter den zugezogenen Neo-Berlinern waren die Grünen die stärkste Partei - gefolgt von SPD und CDU. Die Grünen gewannen zudem von der SPD. Auch die Erstwähler und -wählerinnen - also Berlinerinnen und Berliner, die nach der Abgeordnetenhauswahl 2016 18 Jahre alt wurden - votierten am stärksten für die Grünen, gefolgt von SPD, Linke und FDP.

CDU überzeugt viele ehemalige Nicht-Wähler

Gegen den Bundestrend konnte die CDU bei der Berlin-Wahl ihr Ergebnis leicht steigern. Sie konnte ein Plus von 0,5 Prozent verzeichnen. Die Union konnte vor allem viele ehemalige Nicht-Wähler überzeugen und aus dem Lager der AfD und der SPD dazugewinnen. Insgesamt verlor die CDU aber einige Tausend Wählerinnen und Wähler an die Sozialdemokraten.

Die Linke konnte vor allem von den Grünen, den Zugezogenen und den ehemaligen Nicht-Wählern dazugewinnen. Am meisten verlor die Linke an die Grünen und die SPD.

Die AfD verlor die meisten Wähler an die CDU: 29.000 Menschen, die sich 2016 noch für die AfD entschieden, wählten nun die CDU. Ein beträchtlicher Anteil der ehemaligen AfD-Wähler ist aber auch weggezogen oder verstorben. Nennenswert dazugewinnen, konnte die AfD eigentlich nur durch ehemalige Nicht-Wähler.

Sendung: Abendschau, 27.09.2021, 19:30 Uhr

Beitrag von Dominik Ritter-Wurnig und Philipp Rother

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