Tausende Ukrainer in Brandenburg untergebracht - Woidke rechnet mit bis zu 40.000 Kriegsflüchtlingen

Do 17.03.22 | 19:17 Uhr
Eine Frau mit einem kleinen Hund schaut aus dem Fenster in einem Zug aus Warschau (Polen) mit Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine, der am Bahnsteig vom Bahnhof Frankfurt (Oder) steht. (Quelle: dpa/Patrick Pleul)
Bild: dpa/Patrick Pleul

Tag für Tag kommen Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine in Brandenburg an. Tausende hat das Land bereits untergebracht, Ministerpräsident Dietmar Woidke erwartet aber noch deutlich mehr Menschen - und eine größere Herausforderung als vor sechs Jahren.

Der Brandenburger Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) sieht in der Aufnahme von Flüchtlingen aus der Ukraine eine "deutlich größere Herausforderung als 2015/16". Rund ein Viertel der Ukrainer werde das Land verlassen, sagte er am Donnerstagabend nach einer Konferenz von Bund und Ländern dem rbb. Die Ukraine hat rund 44 Millionen Einwohner. "Wir müssen mit 30.000 bis 40.000 Geflüchteten rechnen, die wir unterbringen müssen."

Woidke forderte eine gerechte Verteilung der Geflüchteten auf die Bundesländer. Es kämen noch zu viele Menschen in Berlin und Brandenburg an, die Unterkunftsmöglichkeiten seien "deutlich zu knapp".

Bund und Länder erzielen keine Einigung über Kosten

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat Ländern und Kommunen finanzielle Hilfe bei der Aufnahme und Versorgung der Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine versprochen. Nach der Konferenz mit den Ministerpräsidenten sagte er, Bund und Länder würden dazu alle Kräfte bündeln. Vorgesehen ist, dass eine Arbeitsgruppe die Einzelheiten klärt. Die Kosten allein für die Unterbringung werden auf 1.000 Euro pro Person und Monat geschätzt.

Einig war man sich darüber, dass die Neuankömmlinge besser registriert und verteilt werden sollen. Dabei geht es auch darum, geflüchtete Frauen vor Menschenhändlern und vor Zwangsprostitution zu schützen.

 

Tausende Kriegsflüchtlinge in den Kommunen untergebracht

Mehr als 7.700 Flüchtlinge aus der Ukraine sind inzwischen in den Brandenburger Kommunen untergebracht worden. Das teilte das Sozialministerium am Donnerstag mit. Am Vortag waren es noch 4.900 Betroffene. Jedoch hätten noch nicht alle Landkreise die Zahlen gemeldet. Bei der Zentralen Ausländerbehörde wurden bis Donnerstagmorgen insgesamt fast 2.700 Geflüchtete aus der Ukraine in den Einrichtungen registriert und aufgenommen. Allein am Mittwoch seien es 208 Menschen gewesen, teilte das Innenministerium mit.

Flüchtlinge aus der Ukraine sollen künftig auch von Cottbus aus in Deutschland verteilt werden. Die Lausitz-Stadt werde kommende Woche das dritte Drehkreuz neben Berlin und Hannover, teilte das Bundesverkehrsministerium am Donnerstag mit. Damit werde Berlin weiter entlastet. Dort kamen zuletzt täglich Tausende Flüchtlinge an. Woidke geht davon aus, dass viele der Geflüchteten in der Stadt bleiben werden. Sie sollen von dort aus in andere Teile Deutschlands gebracht werden, sagte er dem rbb.

Städte und Gemeinden gehen von Millionen-Kosten aus

Woidke sprach neben einer Erstaufnahme und der Suche nach Unterkünften auch von längerfristigen Aufgaben. Als Beispiele nannte er die Unterbringung von Kindern in Kitas oder Schulen und die Integration der Menschen.

Die Städte und Gemeinden im Land gehen davon aus, dass die Betreuung ukrainischer Kinder zusätzliche Kosten in zweistelliger Millionenhöhe verursachen wird. Nach einer ersten Modellrechnung für jeweils rund 3.000 Kinder in Krippen, Kindergärten und Horten hätten die Kommunen zusätzliche Aufwendungen von mehr als 26 Millionen Euro zu tragen, sagte der Geschäftsführer des Städte- und Gemeindebundes, Jens Graf, der Deutschen Presse-Agentur.

Der Kommunalverband forderte den Bund und das Land auf, diese Aufwendungen für die Aufgabe der Bewältigung von Kriegsfolgen "ganz maßgeblich zu übernehmen". In vielen Regionen seien die Kitaplätze jetzt schon knapp, Fachkräfte seien nur schwer zu finden, berichtete Graf.

Sendung: Brandenburg aktuell, 17.03.2022, 19:30 Uhr

Nächster Artikel