Bericht von WDR und SZ - Berliner Ukraine-Unterstützer sollen Ziele von Manipulationen sein
Das Berliner LKA ermittelt laut WDR und SZ wegen eines Einbruchs in die Wohnung eines Ukraine-Helfers in Berlin. Dem Bericht zufolge fühlen sich auch ukrainische Aktivistinnen in der Stadt verfolgt.
Wegen eines Einbruchs in die Wohnung eines Ukraine-Helfers in Berlin ermittelt das Berliner Landeskriminalamt (LKA). Das berichten der Westdeutsche Rundfunk (WDR) [tagesschau.de] und die Süddeutschen Zeitung (SZ) [sueddeutsche.de] unter Berufung auf einen Sprecher der Behörde.
Auch ukrainische Aktivistinnen in Berlin fühlen sich dem Bericht zufolge verfolgt, sie beobachten beispielsweise seltsame Störungen ihrer Handys.
Nichts gestohlen, aber "weißes Pulver" in der Wohnung
Der Einbruch bei dem Ukraine-Helfer soll sich am Abend des 14. März in Berlin ereignet haben. Die Sprecherin des Berliner Vereins "Vitsche", Masha Borysenko, schildert ihn dem Bericht zufolge so: Der Helfer habe beim nach Hause kommen bemerkt, dass jemand in seine Wohnung eingedrungen war. Gestohlen worden sei augenscheinlich nichts, allerdings hätten die Einbrecher im Badezimmer "weißes Pulver" verteilt. Zudem seien Kassenbons aus dem Mülleimer gefischt und in der Wohnung platziert worden.
Auch die Sicherheitsabteilung der ukrainischen Botschaft in Berlin soll über den Vorfall bereits informiert sein. Vitsche-Sprecherin Borysenko erklärte gegenüber dem WDR, sie gehe davon aus, dass die Ukraine-Helferinnen und Helfer durch solche Taten eingeschüchtert werden sollen. "Natürlich wissen wir nicht genau, wer dahinter steckt, aber es ist nicht auszuschließen, dass es pro-russische Strukturen oder Gruppierungen sind, die uns davon abhalten wollen, den Menschen in der Ukraine zu helfen", wird sie in dem Bericht zitiert.
Auch bei Veranstaltungen von Vitsche soll es zu merkwürdigen Vorfällen gekommen sein. Der Verein organisiert seit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine immer wieder Demonstrationen in Berlin und Hilfslieferungen ins Kriegsgebiet. Borysenko berichtet gegenüber dem WDR von "komischen Leuten", die auf den Veranstaltungen auftauchen und Fotos der Helferinnen und Helfer machen würden. Ihre Handys verhielten sich außerdem merkwürdig. Die Vitsche-Sprecherin äußert den Verdacht, dass sie gehackt worden sein könnten.
Mehr als 500 Delikte im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine
Wer tatsächlich hinter dem Einbruch beim Helfer steckt und ob es sich um Einschüchterungsversuche der russischen Seite handelt, ist bislang allerdings unklar.
Polizeibehörden stellen dem WDR-Bericht zufolge bundesweit inzwischen vermehrt Straftaten fest, die im Kontext des Krieges in der Ukraine stehen könnten. Mehr als 500 solcher Delikte seien dem Bundeskriminalamt bereits gemeldet worden.
Dabei gehe es vor allem um Bedrohungssachverhalte und Beleidigungen im Internet. Allerdings seien auch körperliche Attacken auf russisch- oder ukrainisch-sprachige Menschen und Brandstiftungen registriert worden. In Berlin hatte es vor etwa zwei Wochen einen Anschlag auf die Turnhalle einer Schule mit russischem Schwerpunkt gegeben. Zudem wurde eine russisch-orthodoxe Kirche mit Flaschen beworfen.
Russische Spionageaktivitäten bislang auf niedrigem Niveau
Der WDR berichtet mit Bezug auf Informationen aus Sicherheitskreisen, dass in Deutschland sehr genau beobachtet werde, ob es zu gezielten Aktionen russischer staatlicher Stellen gegen ukrainische Ziele hierzulande komme. Dazu würden beispielsweise auch mögliche Ausspähungen von Organisationen und Personen durch russische Geheimdienste zählen.
Es gebe eine große Sorge, dass es zu Sabotageakten oder Angriffen kommen könnte, um die Unterstützung für die Ukraine aus Deutschland zu schwächen. Bislang sei aber noch nichts konkretes festzustellen. Die Spionageaktivitäten - auch aus der russischen Botschaft heraus - seien derzeit auf einem überraschend niedrigen Niveau, heißt es.
Sendung: Inforadio, 23.03.2022, 12.20 Uhr
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