Videoansprache des ukrainischen Präsidenten - Selenskyj: "Bis zum Krieg wurde Kyjiw 'das neue Berlin' genannt"

Mo 21.03.22 | 13:06 Uhr
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bei einer vom rbb übertragenen Videobotschaft am 20.03.2022. (Bild: rbb)
Video: rbb|24 | 21.03.2022 | Material: rbb | Bild: rbb

Das "Sound of Peace"-Konzert am Brandenburger Tor reichte bis nach Kiew: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat sich mit einer Videobotschaft an die Berliner gewandt und an den Aufstand in der DDR am 17. Juni 1953 erinnert.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat sich mit einer Videobotschaft an die Demonstrierenden vor dem Brandenburger Tor in Berlin gewandt.

Zu Beginn der Ansprache, die vom rbb ausgestrahlt wurde, spielte er von seinem Handy eine Luftalarm-Sirene ein. "Mit diesem Ton leben wir schon seit 25 Tagen", sagte er. Der Ton sei Alltag in den ukrainischen Städten geworden. "Wir hören ihn stundenlang, tagelang und wochenlang."

Bis zu diesem Krieg sei die ukrainische Hauptstadt Kyjiw das "neue Berlin" genannt worden, sagte Selenskyj. Man habe die Offenheit, die Freiheit auf den Plätzen, die Clubs und das Nightlife von Berlin und Kyjiw verglichen. "Jetzt können wir uns nicht so versammeln, wie Ihr das heute getan habt. Wir können nicht so leben, wie ihr lebt".

Selenskyj über russische Truppen: "Sie wollen zu euch kommen"

Die Ukrainer kämpften gegen "Raketen, Bomben, Artillerie, gegen Flugzeuge und Helikopter, auf die die Russen bereits 'nach Berlin' schrieben würden. "Denn sie wollen weiterkommen, viel weiter als nur bis in die Ukraine. Sie wollen überall weitergehen, sie wollen zu euch kommen", sagte Selenskyj.

Er verwies auch darauf, dass das Konzert am Brandenburger Tor auf der Straße des 17. Juni stattfand, die an den Aufstand in der DDR am 17. Juni 1953 erinnert. "Euch hat das geführt, was uns ermutigt, uns zu verteidigen – der Wunsch zum Leben, das Leben in Frieden, Gleichheit, Freiheit."

Der ukrainische Präsident forderte die Menschen auf, sich dafür einzusetzen, dass "die Ukraine endlich ein Teil der Europäischen Union wird." Zugleich forderte er erneut den Stopp der Handelsbeziehungen mit Russland. "Ohne den Handel mit euch, ohne eure Unternehmen und Banken wird Russland kein Geld mehr für diesen Krieg haben", sagte er.

"Unterstützt bitte die Kriegsmaschine Russland nicht! Keinen einzigen Euro für Besatzer, sperrt für sie all eure Häfen, liefert keine Güter, verzichtet auf russische Energieressourcen, übt Druck aus, damit Russland die Ukraine verlässt!", so Selenskyj. Die Deutschen müssten handeln, bat Selenskyj, damit Frieden erreicht werde, "damit Kyjiw wieder neues Berlin genannt" werden und "die Sirenen vergessen" werden könnten.

Auf der Straße des 17. Juni versammelten sich am Sonntag rund 15.000 Menschen. Mehr als 50 Künstler demonstrierten mit ihren Auftritten Solidarität mit der Ukraine.

Sendung: Inforadio, 21.03.2022, 6:40 Uhr

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