"Leuchtturm Ukraine" in Berlin - Ukraine-Unterstützer treffen sich zu Begegnungstag in Markthalle Neun
Bei einer Solidaritätsveranstaltung für die Ukraine sind am Sonntag mehrere Tausend Menschen in der Markthalle Neun in Berlin-Kreuzberg zusammengekommen. In einer Videobotschaft meldete sich Wladimir Klitschko aus dem Kriegsgebiet.
Mit einer ganztägigen Solidaritäts-Veranstaltung unter dem Namen "Leuchtturm Ukraine" haben in Berlin zahlreiche Aktivisten und Besucher zur Hilfe und Unterstützung für das angegriffene Land aufgerufen. In der Markthalle Neun in Kreuzberg versammelten sich am Sonntag zahlreiche Berliner deutscher und ukrainischer Herkunft, Flüchtlinge aus der Ukraine, Helfer und Vertreter von mehr als 30 Hilfsorganisationen zu einem Begegnungstag. Insgesamt seien mehr als 8.500 Menschen dabei gewesen, so die Veranstalter.
Wladimir Klitschko meldete sich per Videobotschaft
Der frühere Box-Weltmeister Wladimir Klitschko forderte in einer Videobotschaft dringend schnelle Hilfe aus Deutschland für die von Russland angegriffene Ukraine. Klitschko, dessen Bruder Vitali Bürgermeister von Kiew ist, sagte: "Macht alle gemeinsam Druck auf die deutsche Bundesregierung. Wir brauchen jetzt ein Embargo von Öl und Gas aus Russland. Wir brauchen jetzt mehr Waffen. Hier in der Ukraine zählt jede Stunde, jede Minute."
Weiter sagte er: "Es ist so wichtig, dass ihr weitermacht. Dass ihr helft, dass die Menschen, die von diesem brutalen Krieg betroffen sind, nicht vergessen werden." Vor rund einer Woche hatte Klitschko Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und mehrere Minister persönlich in Berlin getroffen und für mehr Unterstützung für die Ukraine geworben. In der emotionalen Videobotschaft dankte er nun am Sonntag den Deutschen und ihrer Regierung für die Hilfe im Abwehrkampf gegen die russische Invasion seiner ukrainischen Heimat.
Özdemir: "Muss deutlich Partei sein"
Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) sicherte als Vertreter der Bundesregierung bei einem kurzen Besuch in der Markthalle die Unterstützung für die Ukraine gegen den russischen Angriff zu: "Man muss deutlich Partei sein, und zwar Partei auf der Seite der Ukraine." Es sei wichtig, dass Deutschland Waffen liefere und alle nötigen Sanktionen in die Wege leite.
Özdemir erinnerte an frühere Völkermorde in Ost- und Südosteuropa und betonte, Ziel der Angreifer und Mörder sei immer auch die Auslöschung von Kultur und Erinnerung der Minderheiten. "Aber es gibt ein ukrainisches Volk und eine ukrainische Kultur. Und wir verteidigen sie. Und sie werden leben." Deutschland müsse sich sehr selbstkritisch fragen: "Wo waren wir denn in der Vergangenheit, als die Krim besetzt wurde und die Ost-Ukraine?"
Auch die Berliner Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) schickte eine Botschaft per Video und sagte: "Berlin möchte ein Leuchtturm sein für die Menschen aus der Ukraine." Der Berliner Senat stehe an der Seite aller Ukrainer und bedanke sich auch für das große Engagement bei der Unterstützung der Flüchtlinge. "Wir stehen alle zusammen in einem Schulterschluss für Kraft und Stärke." Aber es werde dauern, bis wieder Normalität einkehre, wichtig sei daher auch Ausdauer.
Angekündigt war ein "Tag der Menschlichkeit, der Begegnung und der direkten Hilfe" mit einem Bühnenprogramm mit Reden, Diskussionen und Musikbeiträgen. Informationsstände von Hilfsorganisationen boten konkrete Beratungen zu Fragen der Registrierung, Gesundheitsversorgung und Rechtsberatung sowie zu Bereichen wie Wohnungs- und Arbeitssuche, Kita, Schule und Bildung und psychologische Unterstützung. Initiiert wurde der Tag von einem Bündnis aus ukrainischen und deutschen Organisationen.
Sendung: rbb24 inforadio, 10.04.2022, 13 Uhr