Hilfe für Kriegsflüchtlinge - Berlin plant 50 Willkommensklassen für Jugendliche aus der Ukraine
Ukrainische Jugendliche ab 16 Jahren sollen bald in Willkommensklassen an Berliner Schulen unterrichtet werden. Bildungssenatorin Busse bezeichnete die Maßnahme als einen finanziellen Kraftakt - und forderte Unterstützung vom Bund.
Die Berliner Bildungsverwaltung plant 50 Willkommensklassen für Jugendliche, die vor dem Krieg in der Ukraine geflohen sind. "Wir sind dabei, 50 Willkommensklassen allein für ukrainische Jugendliche ab 16 Jahren einzurichten, von denen viele schon einen Beruf lernen", sagte Bildungssenatorin Astrid-Sabine Busse (SPD) am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur. "Die beruflichen Schulen haben gesagt, sie können das sofort einrichten. Das finde ich großartig."
Zurzeit gibt es nach Angaben der Bildungsverwaltung unabhängig von den ukrainischen Flüchtlingen bereits 540 Willkommmensklassen in Berlin für aktuell 6.000 Schülerinnen und Schüler. "Wenn in diesen Klassen noch Plätze frei sind, kann man dort eventuell auch ukrainische Kinder unterbringen", sagte Busse. "Zusätzlich sind wir gerade in der Abstimmung mit den bezirklichen Schulämtern, um weitere Willkommensklassen einzurichten."
Schwierige Suche nach Lehrpersonal
"Wir werben intensiv um Lehrkräfte für Willkommensklassen, was angesichts des bundesweiten Pädagogenmangels nicht ganz einfach ist", räumte die Senatorin ein. "Aber wir suchen auf allen Kanälen - von Anzeigen bis Social Media. Wenn sich ehemalige Kolleginnen und Kollegen bewerben, die früher Russisch unterrichtet haben, ist das natürlich auch eine Option."
Die Bildungsverwaltung setzt außerdem auf die Menschen aus der Ukraine selbst: "Wir gucken uns um und sind sicher, dass es auch Pädagogen unter den Geflüchteten gibt, so dass man sicherlich Gruppen bilden kann, in denen muttersprachlich unterrichtet wird", sagte Busse.
Busse fordert finanzielle Hilfe vom Bund
Die Organisation des Unterrichts ist aus Busses Sicht eine Langstreckenaufgabe. "Wir wissen auch noch nicht ganz genau, wie viele Tausend Kinder schließlich zu uns kommen werden. Valide Zahlen liegen uns noch nicht vor." Es sei außerdem ein finanzieller Kraftakt, sagte sie. "Und da brauchen wir unbedingt Mittel vom Bund zur Unterstützung, Berlin kann das alleine nicht leisten", sagte Busse. "Es geht ja nicht nur ums Personal. Wenn Sie für ein paar Tausend Kinder Tische und Stühle brauchen, das Mittagessen, Material für die Willkommensklassen, es muss Starterpakete geben für die Kinder - da kommt schon etwas zusammen."
Noch sind die Unterrichtsmöglichkeiten für geflüchtete ukrainische Kinder in der Vorbereitungsphase - was sich aus Sicht der Bildungsverwaltung verschmerzen lässt. "Stellen Sie sich vor, Sie sind tagelang unterwegs durch mehrere Länder. Dann ist Schule nicht sofort im Fokus", sagte Busse. "Die Menschen müssen erstmal einen Moment zur Ruhe kommen."
Sendung: Inforadio, 09.03.2022, 18:00 Uhr