Berliner Hauptbahnhof - Sexualstraftäter bieten Geflüchteten Schlafplätze an

Do 24.03.22 | 16:25 Uhr
Berlin, drei Polizisten gehen über den Bahnsteig im Berliner Hauptbahnhof. (Quelle: SULUPRESS.DE/Vladimir Menck)
Audio: Inforadio | 24.03.2022 | OT Torsten Akmann | Bild: SULUPRESS.DE/Vladimir Menck

Flüchtlingshelfer und die Polizei warnen seit Wochen vor dubiosen Übernachtungsangeboten für Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine. Nun wurde bekannt, dass polizeibekannte Sexualstraftäter am Hauptbahnhof Schlafplätze angeboten haben.

Die Berliner Polizei hat nach Angaben der Innenverwaltung in mehreren Fällen verhindert, dass Sexualstraftäter ukrainische Kriegsflüchtlinge bei sich zu Hause aufnehmen. Es sei alles in die Wege geleitet worden, um das zu verhindern, teilte Innenstaatssekretär Torsten Akmann am Donnerstag im Abgeordnetenhaus mit.

Seit Beginn der Flüchtlingsankünfte auf dem Berliner Hauptbahnhof seien entsprechende Umtriebe verdächtiger Personen festgestellt worden. Der Polizei bekannte Sexualstraftäter und Pädophile seien im Rahmen einer Gefährderansprache gezielt kontaktiert worden. "Wir haben in der Folge auch einige Treffer gehabt", so Akmann. "Es waren Personen dabei, die sich angeboten haben, Wohnungen zur Verfügung zu stellen für ankommende Flüchtlinge. Das haben wir unterbunden." Zusätzlich seien präventive Teams der Polizei im und um den Bahnhof herum unterwegs.

Senat: Geflüchtete sollen Hauptbahnhof schnell verlassen

Sozialsenatorin Katja Kipping (Linke) sprach von einem Zielkonflikt am Berliner Hauptbahnhof. Ehrenamtliche würden sich dafür einsetzen, ein möglichst breites Angebot für die Geflüchteten schon direkt am Hauptbahnhof zu schaffen. Während die Bahn und der Senat sich aus Sicherheitsgründen dafür einsetzten, die Menschenmassen zu entzerren – und schnell in das Willkommenszelt auf dem Washingtonplatz in Berlin-Mitte oder ins Ankunftszentrum Tegel zu bringen.

Grund sei laut Kipping sowohl die Sorge um eine Gesundheitsgefährdung der Menschen in dem Bahnhofsgebäude, etwa durch eine Massenpanik, als auch die Angst vor unübersichtlichen Situationen, in denen Pädophile und Menschenhändler leichter Geflüchtete ausnutzen können.

Der Krisenstab am Hauptbahnhof tagt zweimal täglich, morgens um 9 Uhr und um 15 Uhr. Daran sind Ehrenamtliche, Vertreter der Bundespolizei, der Senatsverwaltung für Soziales und der Deutschen Bahn beteiligt. Einmal pro Woche gebe es einen Austausch auf Staatssekretär-Ebene.

Mehr als 4.000 Menschen am Mittwoch in Berlin angekommen

Die Zahl der in Berlin ankommenden Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine ist am Mittwoch gegenüber den Vortagen gestiegen. Insgesamt seien am Mittwoch 4.050 Personen nach Berlin gekommen, teilte die Berliner Senatssozialverwaltung am Donnerstag per Twitter mit.

Der überwiegende Teil, insgesamt 3.700 Personen, seien am Berliner Hauptbahnhof angekommen. 350 weitere Ukrainerinnen und Ukrainer erreichten Berlin über den Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB). Am Montag und Dienstag wurden jeweils rund 3.700 Neuankömmlinge aus der Ukraine an Hauptbahnhof und ZOB gezählt.

Von den am Mittwoch nach Berlin gekommenen Menschen habe das Land Berlin 230 untergebracht, erklärte die Senatssozialverwaltung weiter. Die meisten von ihnen, insgesamt 200 Personen, seien im Ankunftszentrum am ehemaligen Berliner Flughafen Tegel untergekommen.

In Deutschland hat die Bundespolizei bislang rund 246.000 Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine gezählt. Weil sie derzeit nicht lückenlos erfasst werden, kann die tatsächliche Zahl aber höher liegen.

Sendung: Inforadio, 24.03.2022, 16:00 Uhr

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