Nach einer juristischen Auseinandersetzung werden für Samstag (29.08.2020) Demonstrationen und Kungebungen gegen die staatlichen Corona-Maßnahmen in Berlin erlaubt.

Bereits am Vormittag versammeln sich Teilnehmer einer ersten Demonstration am Brandenburger Tor in Mitte.

Zu der Versammlung aufgerufen hat die Stuttgarter Initiative "Querdenken 711", die Unterstützung von Verschwörungsgläubigen, Impfgegnern und Rechtsextremen erhält.

Vor dem Brandenburger Tor sind vielfach Flaggen in den Farben des Deutschen Reichs sowie unter Rechtsextremen beliebte Symbole und Zahlencodes zu sehen.

Angehörige des rechten Spektrums versammeln sich am Vormittag auch vor dem Reichstag und dem Kanzleramt.

Die Polizei ist mit einem Großaufgebot im Einsatz. Sie hatte zunächst versucht, die Versammlungen zu verbieten, weil eine Demonstration der Initiative "Querdenken 711" am 1. August bereits unter Missachtung der Hygieneregeln ablief. Das Verbot wurde jedoch gerichtlich aufgehoben.

Zunächst gilt als Auflage für die Demonstranten nur Abstandhalten - später verhängt die Polizei auch die Pflicht, Maske zu tragen. Beides aber wird kaum eingehalten.

Gegen Mittag füllen sich die Straßen und Plätze in Mitte.

Rund 18.000 Menschen kommen nach Polizeischätzungen.

Am Pariser Platz, Unter den Linden und auf der Friedrichstraße drängen sich schließlich die Menschen. Ein geplanter Demo-Zug kommt allerdings nicht in Gang.

Die Polizei will den Zug erst erlauben, wenn die Auflagen - Abstandhalten und dann auch Maskentragen - eingehalten werden.

Wegen der anhaltenden Verstöße gegen die Hygieneauflage kündigt die Polizei schließlich an, die Demo aufzulösen.

Sitzende Demonstrationsteilnehmer werden von Straßen getragen.

Es kommt zu Rangeleien zwischen Demonstranten und Polizisten.

Nicht betroffen von der Auflösung der Corona-Demonstration am Pariser Platz/Unter den Linden/Friedrichstraße sind jedoch Protestteilnehmer auf der Straße des 17. Juni.

Am Nachmittag versammeln sich entsprechend viele der "Querdenker"-Unterstützer auf dem Platz des 18. März, auf der Straße des 17. Juni und rund um die Siegessäule zu einer Kundgebung. Rund 30.000 Menschen kommen.

Die Abstände würden bei dieser Kundgebung nicht überall eingehalten, aber in weiten Bereichen, sagt Polizeisprecherin Anja Dierschke am Nachmittag dem rbb.

Bei der Kundgebung an der Siegessäule fordert Michael Ballweg von der Initiative "Querdenken", alle Gesetze aufzuheben, die wegen der Corona-Pandemie erlassen wurden.

An den verschiedenen Corona-Protesten in Berlin nehmen nach Schätzungen der Behörden insgesamt rund 38.000 Menschen teil. Wie Innensenator Andreas Geisel (SPD) abends berichtet, werden über den Tag verteilt aber auch rund 300 Menschen festgenommen.

Allein vor der russischen Botschaft, wo sich 2.000 bis 3.000 Reichsbürger und Rechtsextremisten versammeln, gibt es etwa 200 Festnahmen. Unter den Festgenommenen ist der Vegan-Koch und selbsternannte Verschwörungsprediger Attlia Hildmann.

Auch vor dem Reichstagsgebäude, Sitz des Bundestags, versammeln sich Reichsbürger und andere Demonstranten. Am Abend durchbrechen mehr als 100 Menschen die Absperrungen vor dem Gebäude stürmen die Treppe zum Eingang.

Polizeibeamte drängen die Menschen vom Reichstagsgebäude zurück, sie setzen Pfefferspray ein. Es kommt zu Rangeleien. Polizeisprecher Thilo Cablitz erklärt später: "Wir können nicht immer überall präsent sein, genau diese Lücke wurde genutzt, um hier die Absperrung zu übersteigen, zu durchbrechen, um dann auf die Treppe vor dem Reichstag zu kommen."

Gegenprotest gibt es am Samstag auch - allerdings sind hier die Teilnehmerzahlen deutlich kleiner. Am Vormittag treffen sich rund Hundert Aktivisten auf dem Bebelplatz - sie werden durch die Polizei abgeschirmt.

zum Beitrag | Sendung: Abendschau, 29.08.2020, 19:30 Uhr | weitere Bildergalerien