Berlin und Brandenburg - Gespräch über Nachfolge des Neun-Euro-Tickets in Berlin und Brandenburg ohne Ergebnis
Fahren mit dem öffentlichen Nahverkehr ist seit Donnerstag wieder teuer. Berlin will schnell ein Nachfolger-Modell für das Neun-Euro-Ticket finden, gern gemeinsam mit Brandenburg. Doch das Nachbarland zieht bislang nicht mit.
Ein gemeinsames Nachfolgeangebot der Länder Berlin und Brandenburg für das Neun-Euro-Ticket ist weiter ungewiss. Ein Gespräch der beiden Landesregierungen dazu endete am Donnerstagabend ohne konkretes Ergebnis.
Senatssprecherin Lisa Frerichs teilte auf rbb-Nachfrage mit, bei dem Schaltgespräch zwischen den Ländern sei es nicht nur um ein mögliches Folgeangebot für das Neun-Euro-Ticket gegangen. Man habe sich angesichts der erheblichen Mehrbelastungen für die Verkehrsunternehmen insgesamt über die "Sicherung des ÖPNV in der gesamten Metropolregion" ausgetauscht.
Gespräche sollen fortgesetzt werden
Die Idee eines günstigen Folgetickets von Oktober an bis zum Jahresende hatte die Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) Ende vergangener Woche vorgebracht und damit nicht nur die eigenen Koalitionspartner überrascht, sondern auch die brandenburgischen Nachbarn irritiert. Der brandenburgische Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) hatte ein weiteres Neun-Euro-Ticket für Brandenburg ausgeschlossen. Er hätte sich gewünscht, es hätte in dieser Debatte mehr Vorlauf gegeben, hatte er am Mittwoch kritisch gegenüber Berlin verlauten lassen.
An dem Schaltgespräch der beiden Länder mit dem Verkehrsverbund, der BVG und der S-Bahn nahmen auf Berliner Seite unter anderem die Regierende Bürgermeisterin sowie Verkehrssenatorin Bettina Jarasch (Grüne) teil. Brandenburg war lediglich auf Staatssekretärsebene vertreten. Nach Angaben der Senatssprecherin sollen die Gespräche kurzfristig fortgesetzt werden.
Landrat von Oberspreewald-Lausitz für Nachfolge-Ticket
Zuvor hatte sich der Landrat von Oberspreewald-Lausitz, Siegurd Heinze (parteilos), für die Fortführung des Neun-Euro-Tickets ausgesprochen. Jetzt müsse aber geklärt werden, in welcher Form es fortgesetzt und finanziert werden soll, sagte Heinze am Donnerstag rbb24 Brandenburg aktuell. Es gebe derzeit einen Wettbewerb der Tarife wie etwa Neun-Euro-, 29-Euro- oder 49-Euro-Ticket und weitere Modelle. Am Ende müsse es aber eine Einheitlichkeit zwischen Berlin und Brandenburg geben. Den Pendlern sei es egal, in welchem Bundesland sie sich befänden, sie wollten ihre Wegstrecken zurücklegen, so Heinze.
Zudem müsse man sich bei der Finanzierung einig werden. Der VBB könne die Kosten allein nicht stemmen, deshalb müssten sich mindestens die Länder Berlin und Brandenburg beteiligen, bestenfalls auch der Bund.
Der Geschäftsführer von Regiobus Potsdam Mittelmark, Martin Grießner, sagte rbb24 Brandenburg aktuell, die Mindereinnahmen im Ticketverkauf von 1,2 Millionen Euro würden vom Bund ausgeglichen. Gleichzeitig seien aber die Kosten erheblich gestiegen. Man habe für dieses Jahr mit 3,4 Millionen Euro Kosten für Dieselkraftstoff geplant, nach aktuellen Berechnungen werde man aber am Jahresende bei 6,2 Millionen Euro liegen.
Die Unternehmen seien bereit, Anschlussmodelle für das Neun-Euro-Ticket umzusetzen, so Grießner. "Man muss sich aber auch klar sein: irgendwer muss dann zum Schluss die Zeche zahlen".
Auch für die Umrüstung des Fuhrparks auf alternative Antriebe werde zusätzliches Geld benötigt. Deshalb müsse es für die Verkehrsbetriebe mehr Zuschüsse von Bund und Ländern geben. "Ich erwarte eine Lösung, die uns entsprechende Planungssicherheit gibt und auch die Finanzierung für die Zukunft sicherstellt, so dass wir den ÖPNV weiter ausbauen können und für die Zukunft gewappnet sind."
Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 01.09.2022, 19:30 Uhr