Institut für Transformative Nachhaltigkeitsforschung Potsdam -
Die drohende Energiekrise und stark gestiegene Verbraucherpreise werden aus Sicht des Soziologen Ortwin Renn verstärkten Protest in der Bevölkerung auslösen. 7 bis 15 Prozent der Menschen in Deutschland seien sehr unzufrieden mit der Politik insgesamt, das habe unter anderem die Corona-Krise gezeigt, sagte der Direktor am Institut für Transformative Nachhaltigkeitsforschung (IASS) in Potsdam der Deutschen Presse-Agentur.
"Diese Gruppe wird das nutzen und den Protest verstärken." Auf die Frage, inwieweit der soziale Frieden in Gefahr sei, sagte er: "In jedem Fall ist es eine Zerreißprobe". Auch Politiker hatten bereits Befürchtungen geäußert, dass es zur Mobilisierung von Protesten kommen könnte.
Mehrere Krisen auf einmal überforderten Menschen
Wenn im Herbst und Winter möglicherweise gleich mehrere Krisen auf einmal einträten - Inflation und Energiekrise, Corona-Krise und Auswirkungen des Klimawandels - überfordere das viele Menschen mental. "Das macht die Sache wirklich kritisch", sagte der Risikoforscher. Die Bereitschaft, den Gürtel enger zu schnallen, sei aber bei der Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger da.
Gerechtigkeitsfrage - Haushalte vs. Industrie
Sollte im Falle weiter einbrechender Lieferungen Gas rationiert werden müssen, "dann stellen sich Gerechtigkeitsfragen", sagte Renn mit Blick auf die Energieversorgung für Haushalte und die Industrie. Die Politik müsse frühzeitig transparent machen, was sie plane und ihre Maßnahmen sozial ausgewogen gestalten. Die Regierungschefs der Länder müssten jetzt alle an einem Strang ziehen. "Die Menschen erwarten, dass man sich nicht auf Kosten der Krise profiliert."
Sendung: Antenne Brandenburg, 31.07.2022, 08:30 Uhr
Die Kommentarfunktion wurde am 31.07.2022 um 17:15 Uhr geschlossen. Die Kommentare dienen zum Austausch der Nutzerinnen und Nutzer und der Redaktion über die berichteten Themen. Wir schließen die Kommentarfunktion unter anderem, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt.