Möglicher Deepfake - Telefonat zwischen Giffey und angeblichem Klitschko endet vorzeitig

Fr 24.06.22 | 21:30 Uhr
Eine Videokonferenz mit Franziska Giffey und Vladimir Klitschko, welcher sich im Nachhinein als sog. "Deep Fake" herausstellte (Bild: Senatskanzlei Berlin)
Audio: radioeins | 25.06.2022 | Sebastian Schöbel | Bild: Senatskanzlei Berlin

Die Regierende Bürgermeisterin ist am Freitag Opfer eine Fake-Anrufs geworden: jemand gab an, Vitali Klitschko, Bürgermeister von Kiew, zu sein. Der echte Vitali Klitschko äußerte indes die Hoffnung auf ein ofizielles Gespräch mit Giffey.

Die Berliner Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) hat bei einer Videoschalte am Freitag Zweifel bekommen, ob sie sie tatsächlich wie geplant mit Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko verbunden war. Das Gespräch endete dann vorzeitig. "Die erste Viertelstunde war völlig unauffällig", sagte Senatssprecherin Lisa Frerichs am Freitagabend.

"Der vermeintliche Herr Klitschko hat gefragt, wie es uns mit den vielen ukrainischen Flüchtlingen geht, wie wir damit umgehen, wie die Zahlen sind, ein ganz normales Gespräch, wie wir es erwartet hatten."

Der echte Kiewer Bürgermeister Vitali Klitschko äußerte sich am Freitagabend gegenüber der "Bild" zu dem Fake-Gespräch. Er hoffe auf ein baldiges Gespräch mit der SPD-Politikerin. "Ich hoffe, dass wir bald über meine offiziellen Kanäle telefonieren können. Ich brauche dann auch keine Übersetzer," so Klitschko.

Gespräch über Kooperation zwischen Kiew und Berlin geplant

"Der Verlauf des Gesprächs und die Themensetzung haben auf Berliner Seite ein Misstrauen hervorgerufen. Das Gespräch wurde vorzeitig abgebrochen", twitterte die Pressestelle der Senatskanzlei am Freitagabend.

Es bestehe der Verdacht, dass die Person mit der gesprochen wurde, nicht Vitali Klitschko war. "Ein Gespräch mit Botschafter Andrij Melnyk hat dies jetzt im Nachgang bestätigt", hieß es. Giffey erklärte: "Es gehört leider zur Realität, dass der Krieg mit allen Mitteln geführt wird - auch im Netz, um mit digitalen Methoden das Vertrauen zu untergraben und Partner und Verbündeten der Ukraine zu diskreditieren."

Nach rbb-Informationen wurde das Videotelefonat bereits vor mehreren Wochen anberaumt. Inhaltlich sollte es dabei um die Zusammenarbeit zwischen Berlin und der ukrainischen Hauptstadt Kiew gehen. Geplant war ein Gespräch über 30 Minuten ab Freitag um 17 Uhr.

Merkwürdige Fragen nach 15 Minuten

Nach einem normalen ersten Gesprächsverlauf soll die Person sich dann nach Sozialbetrug durch ukrainische Geflüchtete erkundigt haben. Anschließend sei es um die Frage gegangen, ob Berlin ukrainische Männer zum Kämpfen zurück in ihre Heimat schicke. An dieser Stelle wurde das Gespräch beendet.

Ein Bild aus der Senatskanzlei, die dem rbb vorliegen, lassen zunächst nicht erkennen, dass es sich bei Giffeys Gesprächspartner um jemand anderen als den Kiewer Bürgermeister handeln könnte. In der Senatskanzlei vermutet man deshalb, dass es sich um einen sogenannten Deepfake handeln könnte, also um Bilder, die mittels Künstlicher Intelligenz manipuliert worden sind.

Mit welchen technischen Mitteln die Täuschung genau zustande kommen konnte, ist noch unklar. Nach rbb-Informationen wurde die Polizei über den Vorfall informiert.

Hinweis: In einer früheren Version des Textes hieß es, Giffey habe das Gespräch beendet. Nach Angaben der Senatskanzlei wurde es jedoch nicht von ihr beendet. Wir haben die Formulierungen in der Überschrift und im Text entsprechend geändert.

Sendung: radioeins, 25.06.2022, 9:00 Uhr

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