Umstrittenes Bauprojekt in Berlin-Lichtenberg - Coral World entpuppt sich als großer Hotelkomplex mit Museum

Mi 02.03.22 | 15:40 Uhr | Von Anja Herr
Die Baustelle der Coral World an der Rummelsburger Bucht am 25. Januar 2022. (Quelle: imago images/Peter Meißner)
Video: rbb|24 | 26.03.2022 | Material: Abendschau | Bild: imago images/Peter Meißner

Bisher ist das Coral World an der Rummelsburger Bucht als Bildungsstätte und Aquarium beworben worden. Doch nun soll daraus auch ein großer Hotelkomplex werden. Linken-Abgeordnete Hendrikje Klein bezeichnet das Projekt als "immense Irreführung". Von Anja Herr

Das umstrittene Bauprojekt Coral World an der Rummelsburger Bucht soll nach rbb-Informationen ein großer Hotelkomplex mit Museum werden. Wie eine schriftliche Anfrage der Abgeordneten Hendrikje Klein (Linke) ergab, hat Coral World Berlin unter anderem die Baugenehmigung für ein Hotel mit 169 Doppelzimmern und 106 Auto-Stellplätze beantragt.

Baustadtrat Kevin Hönicke (SPD) bestätigte dem rbb diese Pläne des Unternehmens. Hotel und Museum würden sich dann im selben Gebäude befinden, sollten aber getrennt voneinander betrieben werden, so Hönicke.

Details zum Museum finden sich in der Antwort des Senats nicht. In der öffentlichen Debatte war das Bauprojekt bisher als Aquarium gehandelt worden. Vonseiten des Unternehmens wurde das Projekt als Bildungsstätte und "Wasserhaus" bezeichnet.

Klein: Irreführung der Abgeordneten und Bezirksverordneten

Die Linken-Abgeordnete Klein zeigte sich schockiert und sprach von einer "immensen Irreführung" der Abgeordneten und Bezirksverordneten. Hotel-Pläne in dieser Dimension seien im Vorfeld nicht kommuniziert worden, so Klein. Bisher sei Coral World als Bildungsstätte beworben worden, in der es um den Schutz der Meere gehe. "Für ein Hotel hat das Abgeordnetenhaus nicht den Grund und Boden verkauft, dafür hat die BVV nicht das Baurecht gegeben", sagte Klein dem rbb.

Baustadtrat Kevin Hönicke sagte dem rbb: "Sicher kann ich sagen, dass seit Bauantrag mir als Stadtrat bekannt ist, dass ein Hotel geplant wird." Der Antrag wurde Mitte vergangenen Jahres gestellt.

In der Antwort auf Kleins Anfrage heißt es, dem Bezirk sei "erstmalig im März 2021 das Konzept mit der Museums- und Hotelnutzung" vorgestellt worden. Den Bebauungsplan hatte die Bezirksverordnetenversammlung bereits 2019 beschlossen.

40.000 Unterschriften gegen Bebauungsplan gesammelt

Das Bauprojekt an der Rummelsburger Bucht war in den vergangenen Jahren immer wieder in die Kritik geraten. Die Initiative "Bucht für Alle" hatte mehr als 40.000 Unterschriften gesammelt, gemeinsam mit dem Verein Naturfreunde Berlin gegen den Bebauungsplan geklagt und hierzu einen Eilantrag am Oberverwaltungsgericht eingereicht. Dieser wurde jedoch Anfang Februar abgewiesen.

Für Aufregung gesorgt hatte auch die Auflösung des Obdachlosencamps an der Rummelsburger Bucht im Februar vergangenen Jahres. Sie war damit begründet worden, dass man die Betroffenen vor der Kälte schützen wolle. Kritiker sahen in der Aktion einen Vorwand, den Weg freizumachen für die Pläne des Investors.

Entscheidung über Baugenehmigung frühestens Ende März

Im Januar war bekannt geworden, dass Coral World größer bauen will, als es der Bebauungsplan erlaubt. Entsprechende Befreiungen vom Bebauungsplan hatte der Investor beim Bezirk beantragt.

Bisher wurden weder die Baugenehmigung noch die Befreiungen erteilt. Baustadtrat Kevin Hönicke rechnet frühestens für Ende März mit einer Entscheidung.

Sendung: Abendschau, 02.03.2022, 19:30 Uhr

Beitrag von Anja Herr

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