Offener Brief aus Märkisch-Oderland - Landrat Schmidt schickt Brief an Putin und lädt ihn nach Seelow ein

Fr 18.02.22 | 14:36 Uhr
Vladimir Putin am 17.02.2022 in Moskau. (Quelle: imago images/Aleksey Nikolskyi)
Audio: Antenne Brandenburg | 17.02.2022 | Marie Stumpf | Bild: imago images/Aleksey Nikolskyi

Der Landrat von Märkisch-Oderland hat dem russischen Präsidenten einen Brief geschickt. Zusammen mit dem Bürgermeister von Seelow wirbt er um Frieden - und lädt Wladimir Putin in die Gedenkstätte "Seelower Höhen" ein.

Die Weltgemeinschaft blickt aktuell auf Russland und die Ukraine. Ein Krieg wird befürchtet. Russische Truppen stehen an der ukrainischen Grenze und es wächst die Sorge, dass sich das Geschehen vor acht Jahren auf der Halbinsel Krim wiederholt, die damals von Russland annektiert wurde. Der Landrat von Märkisch-Oderland hat deshalb am Donnerstag einen Brief an die russische Botschaft in Berlin schickt. Der Adressat: Wladimir Putin.

Schmidt: "Wir wollen verbal abrüsten"

Den Frieden sichern, einen Krieg um jeden Preis vermeiden, Dialogbereitschaft zeigen: Das sind die Kernbotschaften des Briefs von Landrat Gernot Schmidt und seinem Mitunterzeichner, dem Bürgermeister der Stadt Seelow, Jörg Schröder (beide SPD). Die Brandenburger Landesregierung habe im Voraus nichts von diesem offenen Brief gewusst. Man unterstütze aber alles, was dem Frieden dient, hieß es aus der Landesregierung.

Schmidt erinnerte an die Schlacht um die Seelower Höhen am Ende des Zweiten Weltkriegs, wobei etwa 45.000 Soldaten ihr Leben verloren: "Wir haben unendliches Leid miteinander erlebt. Wir wissen auch, was es bedeutet, wenn Krieg stattfindet", sagte der Landrat dem rbb: "Deshalb wollen wir verbal abrüsten."

Die Ukraine wird im Brief nicht erwähnt

Der Brief enthält keine Forderungen an den russischen Präsidenten Wladimir Putin – dafür eine Einladung. Putin sei zum 50. Jubiläum der Gedenkstätte "Seelower Höhen" in diesem Jahr herzlich willkommen.

Zum aktuellen Konflikt an der russisch-ukrainischen Grenze heißt es in dem Brief, man wolle sich gezielt gegen ein "weiteres Vorrücken der NATO nach Osten" einsetzen. Offensive Waffensysteme in unmittelbarer Nähe zur Russischen Föderation seien auszuschließen.

"In solchen Konflikten ist nicht nur einer Opfer und einer Täter, sondern es gibt oft eine Verkettung von Elementen der Hysterie, die dann zu einer schwierigen Situation führen kann. Das sollten wir alle vermeiden", sagte Landrat Schmidt dem rbb. Es sei Zeit, Verständnis für die russische Seite zu zeigen. Das Wort "Ukraine" taucht in dem Brief nicht auf.

Der CDU-Fraktionschef im Brandenburger Landtag, Jan Redmann, bezeichnete auf Twitter den Brief als "peinliche Ergebenheitsadresse" an Putin. Er fragte, warum der Landrat die völkerrechtswidrigen Drohungen Russlands gegenüber der Ukraine unerwähnt lasse. "Wer die Gedenkstätte Seelow vor der Tür hat, sollte wissen, wohin Appeasement führt", so Redman.

Seelower Höhen
Die Gedenkstätte "Seelower Höhen" | Bild: rbb | Bild: rbb

Bürgermeister: "Zeichen der Stärke"

Unterzeichnet haben den Brief auch die Kreistagsvorsitzende Bettina Fortunato und der Vorsitzende der Seelower Stadtverordnetenversammlung, Wolfgang Heinze (beide Linke).

"Unstrittig ist, dass die NATO immer dichter an Russland drankommt", sagte der Seelower Bürgermeister Schröder dem rbb. Es habe auch Manöver seitens der NATO gegeben. Dass Putin massiv vor der Ukraine aufmarschiert, könne man als Zeichen der Stärke werten. Doch er könne auch als Bedrohung für die Ukraine gewertet werden, gestand Schröder zu.

Sendung: Antenne Brandenburg, 17.02.2022, 16 Uhr

Mit Material von Marie Stumpf

 

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